Kunst

„Er war wohl der Talentierteste von uns allen“

„Er war wohl der Talentierteste von uns allen“

„Er war wohl der Talentierteste von uns allen“

Apenrade/Aabenraa
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Ohne Titel, Modellstudie, Kohle auf Papier (Privatbesitz), 1883 Foto: Ralf Tilsted Søndergaard

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Das Lob von einem der bedeutendsten dänischen Maler des 19. Jahrhunderts, J. F. Willumsen, galt dem gebürtigen Apenrader Jes Jacobsen, dem das Brundlunder Schloss demnächst eine Sonderausstellung widmet.

Weil er 1886 im Alter von nur 24 Jahren vermutlich an den Folgen einer Gehirnentzündung starb, konnte Jes Jacobsen nicht den Stellenwert in der dänischen Malereikunst erlangen, zu dem ihn sein Talent offensichtlich berechtigt hätte. Dieser Auffassung sind nicht nur die Verantwortlichen von Museum Sønderjylland, das dem gebürtigen Apenrader demnächst eine Sonderausstellung im Schloss Brundlund widmet.

Ohne Titel, Kohle auf Papier (Privatbesitz) Foto: Ralf Tilsted Søndergaard

Auch Jens Ferdinand Willumsen (meist nur J. F. Willumsen genannt), einer der bedeutendsten dänischen Maler des 19. Jahrhunderts, hielt große Stücke auf den Sohn eines Apenrader Schiffsbaumeisters. Die beiden besuchten Mitte der 1880er Jahre gemeinsam die Königlich Dänische Kunstakademie in Kopenhagen. „Er war wohl der Talentierteste von uns allen“, schrieb Willumsen in seinen Memoiren.

Titel: Siddende nøgen kvinde (Sitzende nackte Frau), Modellstudie, Öl auf Leinwand Foto: Ralf Tilsted Søndergaard

Höchste Qualität

Nicht unwichtig ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Erwähnung, dass auch Julius Paulsen und Vilhelm Hammershøi Kommilitonen von Willumsen und Jacobsen waren, die es als Maler zu internationalem Ruhm bringen konnten.

Diesem viel zu früh verstorbenen Künstler mit den Apenrader Wurzeln widmet das Kunstmuseum seiner Heimatstadt ab Mitte Oktober eine Sonderausstellung.

Trotz seines recht jungen Alters hinterließ Jes Jacobsen mehr als 40 Gemälde sowie rund 200 Zeichnungen, Skizzen und grafische Werke von höchster Qualität, wie sich die Fachleute einig sind.

Brundlund Slot (Schloss Brundlund), Öl auf Leinwand, Privatbesitz Foto: Ralf Tilsted Søndergaard

130 Bilder

Für die Sonderausstellung hat das Schloss Brundlund insgesamt 130 Werke zusammentragen können. „Einige seiner Gemälde und Skizzen hatten wir in unserem Fundus; die anderen Bilder sind private Leihgaben“, teilt Museumsmitarbeiterin Tine Jørgensen auf Anfrage des „Nordschleswigers“ mit.  

Ohne Titel, Kohle auf Papier, Privatbesitz Foto: Ralf Tilsted Søndergaard
Ohne Titel (Modellstudie), Kohle auf Papier, Privatbesitz Foto: Ralf Tilsted Søndergaard

„Jes Jacobsens Werke sind deshalb so spannend, weil sie im Dialog mit mehreren eigentlich unvereinbaren Stilarten entstanden sind. So sind Verbindungen zum früheren (dänischen, red. Anm.) Goldzeitalter und erste Kontakte zum Symbolismus erkennbar, dem er aufgrund seines frühen Todes nie zugerechnet werden konnte. Während einige Werke nach klassischen Idealen mit Fokus auf technischer Akkuratesse entstanden sind, charakterisiert andere eine eher ‚freie’ und malerische Darstellungsform“, so die Einschätzung von Museumsleiter Jens Tang Kristensen.

Ohne Titel, Aquatinta (Tuschätzung) und Weichgrundierung auf Papier Foto: Ralf Tilsted Søndergaard

Jacobsens Stellenwert

Er hat einige Kunst- und Geschichtsexperten gebeten, das Schaffen Jacobsens und dessen – mögliche – Bedeutung für die dänische Kunstgeschichte einzuordnen. Das Buch fußt unter anderem auf Briefen und Tagebucheinträgen von Jes Jacobsen selbst, aber auch auf Schriften und Dokumenten aus dem Nachlass seines Vaters, des Schiffsbauers Niels Jacobsen (1828-1901).

„En visit hos en gigtsvag kone“ (Besuch bei einer gichtkranken Frau), 1886, Privatbesitz Foto: Kenneth Stjernegaard

„Et halvt Liv“

Das Buch über das Leben und Werk von Jes Jacobsen wird am 13. Oktober anlässlich der Ausstellungseröffnung veröffentlicht.

Blind mand (Blinder Mann), Öl auf Leinwand, Museum Sønderjylland Foto: Ralf Tilsted Søndergaard/Museum Sønderjylland

Tang Kristensen hat diese Aufsätze in einem Buch gesammelt. Die einzelnen Kapitel sind von Anders Ehlers Dam, Claus Carstensen, Mikkel Leth Jespersen, Peter Michael Hornung und Jens Tang Kristensen selbst verfasst worden. Das Buch wird zur Ausstellungseröffnung am 14. Oktober herausgegeben und trägt wie die Ausstellung den Titel: „Et halvt liv“ (deutsch: Ein halbes Leben), eben weil Jacobsen 1886 im Alter von nur 24 Jahren – gerade einmal zwei Jahre nach seinem Kunstakademieabschluss – verstarb.

Ohne Titel, Blei auf Papier, 1884, Museum Sønderjylland Foto: Ralf Tilsted Søndergaard/Museum Sønderjylland

Die Ausstellung läuft vom 13. Oktober 2022 bis zum 23. April 2023. Wegen des Aufbaus der Jacobsen-Ausstellung ist das Museum im Zeitraum von Montag, 3. Oktober, bis Donnerstag, 13. Oktober, geschlossen.

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