Verkehrspolizei

Blitzschnell: Mit neuer Technik auf der Jagd nach Bleifüßen

Blitzschnell: Mit neuer Technik auf der Jagd nach Bleifüßen

Blitzschnell: Mit neuer Technik auf der Jagd nach Bleifüßen

Hjerndrup/Apenrade
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Die neuen Kameras sind vielseitig einsetzbar – und bei Bedarf sehr diskret. Foto: Ute Levisen

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Zu Weihnachten bekam die Verkehrspolizei mit Sitz in Apenrade ein besonderes Geschenk: zwei neue Blitzer-Fahrzeuge. Damit macht sie seither die Straßen Nordschleswigs und Südjütlands sicherer. Wer rast, der wird geblitzt – und das gleich zweimal! Die neue Technik eröffnet, trotz Anlaufschwierigkeiten, ungeahnte Möglichkeiten.

Es ist Donnerstagvormittag auf dem Hjerndrupvej: Dort, auf der Trasse zwischen Christiansfeld und Sommerstedt (Sommersted), lässt es sich gut rasen. Darum liegt Sten Holm an diesem stürmischen, verregneten Januartag am Ortseingang von Hjerndrup seit 8.30 Uhr „auf der Lauer“ – und zwar in einem der beiden funkelnagelneuen Fords, die seit Weihnachten zum Fuhrpark der automatischen Verkehrskontrolle ATK im Polizeikreis Nordschleswig und Südjütland gehören.
Bislang ist die „Beute“ des Vormittages eher mager: Nur einer ist in die Falle gefahren.
 

Sten Holm ist ATK-Operateur. Um die neue Technik bedienen zu können, hat er eine Fortbildung gemacht. Foto: Ute Levisen

Fords mit neuer „Fangtechnik“

Die zu Blitzer-Fahrzeugen umgebauten Fords sind mit allem Komfort ausgestattet, den sich ein ATK-Operateur wie Sten Holm wünschen kann: Kühlschrank, Schiebedach und eine angemessene Deckenhöhe. Vor allem aber sind die ATK-Wagen 3.0 mit der neuesten „Fangtechnik“ bei Tempoverstößen versehen.

Drahtlos übermittelt die neue Technik die gefahrenen Geschwindigkeiten. Foto: Ute Levisen

Schlechte Nachrichten für Kradfahrer

Für rasende Motorradfahrerinnen und -fahrer dürfte das eine Hiobsbotschaft sein. Sie können ab sofort zur Kasse gebeten werden, wenn sie gegen das Tempolimit verstoßen, denn die neue Fototechnik der ATK kann in beide Richtungen blitzen.

Doch auch Fahrzeuge mit Anhänger und ganz normale Pkw und Lkw können seit Kurzem von hinten und von vorn fotografiert werden. Tempoverstöße landen drahtlos – und damit wesentlich schneller – bei Sten Holm und Co. auf dem Tisch bzw. im Bordcomputer.

Knud Reinholdt ist Leiter der Verkehrspolizei im Polizeikreis und stellt der Öffentlichkeit die neue Technik vor. Foto: Ute Levisen

Effektiv – und gut getarnt

„Mit diesen Blitzern erwischen wir auch Leute mit Fahrzeugen, an deren Vorderseite das Kennzeichen fehlt“, erläutert Sten Holm.
Er hat an diesem Vormittag Gesellschaft von seinem Chef Knud Reinholdt, dem Leiter der Verkehrspolizei im Polizeikreis. Reinholdt dürfte spätestens seit Jahresbeginn bekannt sein wie ein bunter Hund: Vor anderthalb Wochen präsentierte er die neue Technik in den süddänischen Medien.

Blitzertechnik 3.0: Die neuen Kameras erfassen auch rasende Motorradfahrerinnen und -fahrer. Foto: Ute Levisen

Eins steht ihm zufolge fest: Die neuen ATK-Fords sind effektiver als die betagte Technik in den älteren Fahrzeugmodellen der Marke VW: „Doch wie viel besser diese Anlage ist, das weiß ich noch nicht“, so Reinholdt. Schließlich hat die Jagd auf Bleifüße mit der neuen Technik gerade erst begonnen.

Und, so sagt Reinholdt, es komme auch gar nicht darauf an, so viele Bleifüße wie möglich zu fangen: „Unser Anliegen ist es, die Straßen sicherer zu machen.“

Der Clou der neuen Kameras: Sie blitzen nicht nur in beide Richtungen, sie senden die Daten auch drahtlos an den Bordcomputer. Dadurch wiederum können die Operateure die Blitzer weiter weg von der Basis aufstellen, wodurch die Geräte – im Unterschied zu den bisherigen ATK-Blitzern – schwer auszumachen sind.
 

Diese Kamera fotografiert Verkehrssünder von vorn. Foto: Ute Levisen

Noch gibt es allerdings einige Hürden zu überwinden: „Die Technik leidet an Kinderkrankheiten“, räumt Sten Holm ein: „Aber so ist das, wenn eine neue Technologie auf den Markt kommt.“

Neuer ATK-Fuhrpark bis zum Ende des Jahres

Bis zum Ende des Jahres sollen die alten ATK-Fahrzeuge im Polizeikreis ausgemustert und durch insgesamt neun neue Fahrzeuge ersetzt werden, verrät Knud Reinholdt. Er rechnet damit, dass die neue Technik länger auf den Straßen eingesetzt wird als die fünf Jahre, nach denen die VW-Blitzer zum alten Eisen gehören.

Statt VW steht in Zukunft Ford am Straßenrand. Foto: Ute Levisen

Apropos: VW! Auch Autofahrerinnen und -fahrer aus Deutschland müssen auf der Hut sein.

„Die Verkehrsregeln gelten für alle“, betont Reinholdt. Das ist eine Seite der Medaille. Damit ist nicht gesagt, dass Bleifüße aus Deutschland für Verstöße in Dänemark auch jedes Mal zur Kasse gebeten werden. Das liege im Ermessen der Abteilung, die sich mit Verkehrsverstößen von Ausländerinnen und Ausländern befasst, so der Leiter. 

Grenzüberschreitendes Abkassieren

Die deutsche Polizei hat seit geraumer Zeit Zugang zu den entsprechenden Datenbanken ihrer dänischen Amtskollegen. Umgekehrt sollte es im Rahmen einer grenzüberschreitenden Vereinbarung eigentlich auch der Fall sein: „Aber ich glaube nicht, dass das schon läuft“, sagt Knud Reinholdt.

Preisgünstig davongekommen

Im Gegenzug läuft das Abkassieren von Verkehrssündern auf deutscher Seite bestens. Das weiß der Leiter der dänischen Verkehrspolizei aus eigener Erfahrung zu berichten: Als Knud Reinholdt bei Norderstedt einmal schneller unterwegs war, als die deutsche Polizei erlaubt, wurde er zur Strafe von den deutschen Kollegen mit 20 Euro zur Kasse gebeten. Im Vergleich zum dänischen Bußgeldkatalog ist er damit noch billig davongekommen.

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