Ehrenamt

„Das nette Dankeschön ist bei mir angekommen“

„Das nette Dankeschön ist bei mir angekommen“

„Das nette Dankeschön ist bei mir angekommen“

Apenrade/Aabenraa
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Im Foyer der Arena traf Anja Eggert (Mitte) auf „alte“ Bekannte. Ketty Enoksen und Fedder Christensen aus Bülderup-Bau sind wie die Apenraderin ehrenamtlich engagiert und holten sich am Donnerstag beim „Freiwilligenfest“ das Dankeschön der Kommune Apenrade ab. Foto: Anke Haagensen

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Die Kommune Apenrade hatte die ehrenamtlich Tätigen aus der Vereinswelt zu einem großen Fest in die Arena eingeladen. Es gingen so viele Anmeldungen ein, dass etlichen Interessierten eine Absage erteilt werden musste, weil es sonst den physischen Rahmen gesprengt hätte.

Die Tinglefferin Mette Strojek ist zwar blind, aber sie spürte schon zu Beginn des Freiwilligenfestes, zu dem die Kommune Apenrade am Donnerstag in die Arena eingeladen hatte, eine ganz besondere Stimmung.

„Ich habe schon einige Male an solchen Veranstaltungen der Kommune teilgenommen, aber so fröhlich wie heute war die Atmosphäre noch nie“, lautete ihre Feststellung.

Mette Strojeks gehörter Eindruck stimmte mit dem Bild überein, das sich den Sehenden bot: Lange Tische mit mehr als 800 gut gelaunten Frauen und Männern, die sich angeregt unterhielten und herzlich lachten.

An den langen, nachhaltig geschmückten Tischen saßen mehr als 800 fröhliche Menschen. Die Kommunalpolitikerinnen und -politiker stellten sich den ganzen Abend als Dienstpersonal zur Verfügung. Foto: Anke Haagensen

Die Tinglefferin gehört zu den vielen Tausend Einwohnenden in der Kommune Apenrade, die sich ehrenamtlich engagieren – ob sozial oder kulturell, ob im Sport- oder Freizeitbereich. Sie ist für den dänischen Blindenverein, Dansk Blindesamfund, als ehrenamtliche Konsulentin tätig – und das schon seit vielen Jahren.

Büfett statt Häppchen

Die Kommune Apenrade wollte sich mit dem Freiwilligenfest bei all denjenigen bedanken, die sich, ohne Geld dafür zu bekommen, für andere einsetzen. Nicht dass es nicht schon früher ähnliche Veranstaltungen gegeben hätte. In diesem Jahr hatte sich der Stadtrat jedoch überlegt, das Fest noch größer aufzuziehen. Es gab nicht nur Häppchen im Rathaussaal, sondern ein richtiges Tapas-Büfett in der riesigen Sporthalle. Auch für ein buntes Unterhaltungsprogramm war gesorgt.

Malene Bruhn, Initiatorin der Hilfsorganisation „Et Hjerte for Alle“, moderierte den Abend. Foto: Anke Haagensen

Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Konservative) freute sich über die große Beteiligung. „Wir hatten vorher auf 300 Teilnehmende gehofft – wenn’s hochkommt. Tatsächlich sind wir jetzt über 800, die mehr als 200 Vereine repräsentieren“, stellte er fest. Das Interesse war weit größer. Es mussten sogar Wartelisten angelegt werden. „Danke!“, rief er den Anwesenden zu.

Humorvolle Inspiration

Eingeleitet wurde der Abend mit einem Vortrag von Tommy Krabbe. Der Referent hat studiert und einen Master in zwischenmenschlicher Kommunikation in der Tasche. Das mag auf einer Visitenkarte trocken klingen, aber tatsächlich hüpfte der Referent durch die Tischreihen und berichtete mit ganz viel Humor darüber, was Menschen antreibt, sich für andere zu engagieren und dass es da auch unterschiedliche Typen gebe. Er bescheinigte den Anwesenden, dass ihr Engagement von unschätzbarem Wert für die Gemeinschaft sei.

Es sei wichtig, diesen Enthusiasmus beizubehalten und möglichst auch an die folgenden Generationen weiterzugeben, obwohl das ein schwieriges Unterfangen sein könnte.

Mit viel Gestik und Mimik schilderte Tommy Krabbe die vier Menschentypen, in die sich die heutige Gesellschaft einteilen lässt: Geber, Nehmer, Matcher und Faker. Foto: Anke Haagensen

Die Generation Z

Die Generation Z, wie die jungen Menschen genannt werden, die um den Jahrtausendwechsel geboren sind, sind Technologie-affin und nahezu ständig online. Sie sind in der Regel gesundheits- und umweltbewusst, aber auch fordernd und ungeduldig.  Mit dieser Generation ist auch ein neuer Begriff in der Soziologie eingekehrt. Da sie sich weder im Job noch in der Freizeit zusätzlich engagieren wollen, wird diese Tendenz im Englischen als „Quiet Quitting“ bezeichnet. Übersetzt heißt es „Leises Aufhören“. „Hört nicht leise auf, macht lärmend weiter“, lautete der abschließende Appell des inspirierenden Referenten, der frenetisch bejubelt wurde.

Ringreiten mit zwei Promille

In einer gut anderthalbstündigen Pause vor dem angekündigten Tapas-Büfett konnten sich die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler an verschiedenen Ständen informieren, aber auch aktiv neue Sportarten wie das Teppichcurling ausprobieren.

Ringreiten auf dem Steckenpferd mit Promille-Brille war schwieriger, als es aussah. Foto: Anke Haagensen

Ringreiten war übrigens auch im Angebot. Für ein echtes Pferd war der Rahmen nicht geeignet, stattdessen sollten sich die Mutigen ein Steckenpferd zwischen die Beine klemmen und sich eine sogenannte Promille-Brille aufsetzen.

„Das war richtig unangenehm“, erzählt Anja Eggert, die als Kassiererin des MTV Apenrade an der Veranstaltung teilnahm. „Man hat echt doppelt gesehen. – Einigen gelang es noch nicht einmal, die Lanze durch das Loch zu stecken, obwohl sie still davorstanden“, fügt sie hinzu.

Anja Eggert spießte übrigens den kleinen Ring im „vollen Galopp“ im ersten Versuch mit ihrer Lanze auf. „Das war wohl mehr Glück als Verstand. Ich habe es dann auch bei dem einen Versuch belassen. Denn das ließ sich ja nicht toppen“, stellte sie lachend fest.

Fürs Teppichcurling wird keine Eisbahn benötigt. Der Spezialteppich kann in jedem längeren Raum ausgerollt werden; deshalb kann die Sportart sowohl in kleineren Turnhallen als auch Versammlungshäusern betrieben werden. Foto: Anke Haagensen

Ein Schulterklopfen als Dank

Sie war übrigens die einzige Vertreterin des MTV, fand aber am Tisch mit den Ehrenamtlichen des Weihnachtsmarktes der Herzen (Julehjertebyen) einen netten Platz, wie sie selbst feststellte. „Laut Programm sollten wir netzwerken. Aber dafür war das Event eigentlich zu groß. Netzwerken kann man das wohl nicht nennen, doch wir haben nett zusammen gefeiert. Der Abend hat großen Spaß gemacht. – Ich wusste gar nichts von dem tollen Programm. Das hat mich überrascht. Der Abend war ein Schulterklopfen für das ehrenamtliche Engagement. Dieser Dank ist ganz klar bei mir angekommen. Ich fühle mich wirklich wertgeschätzt“, unterstreicht sie.

Ich fühle mich wirklich wertgeschätzt.

Anja Eggert, Kassiererin des MTV Apenrade

Im Flurbereich traf die Apenraderin auf Ketty und Fedder Christensen aus Bülderup-Bau (Bylderup-Bov). Er war früher beim Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig als Abteilungsleiter für den Bereich Finanzen verantwortlich. Anja Eggert ist Buchhalterin im Haus Nordschleswig. Sie kennen sich daher gut.

Die Eheleute waren zum ersten Mal bei dem Freiwilligenfest der Kommune dabei, obwohl auch sie sich eigentlich schon immer irgendwo und irgendwie ehrenamtlich engagiert haben. Es hätte also viele Gründe gegeben, schon früher die Einladung der Kommune anzunehmen.

Schwimmen für Menschen mit Demenz

Auf ihrem Namensschild steht in diesem Jahr allerdings nur das sogenannte „Demenzschwimmen“ im Warmwasserbecken der Sporthalle Tingleff (Tinglev). „Wir gehören erst seit wenigen Wochen dem Helferteam an. Unsere Freundin Sonja (Petersen, red. Anm.) hatte uns gefragt, ob wir dort vielleicht mitmachen würden. An dem Angebot nehmen nicht nur Menschen mit Demenzerkrankungen teil, sondern auch Frauen und Männer mit Bewegungseinschränkungen“, erzählt Fedder Christensen. Das bereite ihnen eine große Freude, anderen so helfen zu können, sagen sie beide über die Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren.

70 Vorstandsjahre haben Irene Andresen, Brian Lorenzen und Klaus Ehnstedt schon gemeinsam für das Rapstedter Dorffest hinter sich. Foto: Anke Haagensen

Langjährige Vereinstreue

Vor dem Selfie-Stand im Foyer stand neben vielen anderen Klaus Ehnstedt aus Rapstedt an. „Ich bin heute mit zwei Vorstandskollegen als Vertreter des Dorffestes Rapstedt da. Das steht auch nur auf meinem Namenszettel, aber tatsächlich könnte ich wie viele andere sicherlich heute Abend auch die Namen von weiteren Vereinen und Organisationen aufzählen, für die ich ehrenamtlich im Einsatz gewesen bin“, bestätigte er auf Anfrage.

Das Freiwilligenfest-Selfie ist im Kasten. Foto: Anke Haagensen

Mit ihm in der Schlange standen Irene Andresen und Brian Lorenzen. Auch sie engagieren sich für das Dorffest. „Irene ist unsere Vorsitzende. Wir beide haben schon zusammen unsere ,Silberhochzeit‘ als Vorstandsmitglieder feiern können. Wir gehen sogar stramm auf die 30 Jahre zu“, stellte er lachend fest. Brian Lorenzen ist das „Küken“ im Vorstand. Er ist nämlich „erst“ seit 16 Jahren dabei.

Dorte Schultz (l.) begleitete Mette Strojek auf das Freiwilligenfest. Foto: Anke Haagensen

Ehrenamtlich im Einsatz

Doch zurück zu Mette Strojek. Obwohl sie trotz ihrer Blindheit erstaunlich selbstständig ist, so hat sie bei dieser Veranstaltung eine Person gebeten, sie zu begleiten. Diesen „Job“ hat Dorte Schultz an diesem Abend übernommen – ehrenamtlich, versteht sich. „Ich hätte natürlich auch als Vorsitzende des Sozialdienstes Tingleff teilnehmen können, aber heute bin ich als Begleitperson ganz für Mette da“, unterstreicht sie.

Nach dem Essen wurde den Teilnehmenden ein ganz besonderes „Dessert“ kredenzt, das die Lachmuskeln strapazierte. Der aus Toftlund stammende Stand-up-Comedian Thomas Warberg krönte den vergnüglichen Abend.

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