Geschichte

Sklaverei und Ausbeutung: Reihe „Postkoloniales Flensburg“ beginnt

Sklaverei und Ausbeutung: Reihe „Postkoloniales Flensburg“ beginnt

Sklaverei und Ausbeutung: „Postkoloniales Flensburg“ beginnt

Flensburg/Flensborg
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In Flensburg gibt es bereits Stadtführungen, die an die koloniale Vergangenheit der Altstadt erinnern. Foto: Flensborg Avis

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Flensburg kam auch dadurch zu Reichtum, dass es beim Handel mit den dänischen Kolonien in der Karibik mitgemischt hat. Lange wurde das romantisiert. Jetzt blicken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kritisch zurück.

In Flensburg ist jahrzehntelang stolz auf die Glanzzeiten der Fördestadt mit regem Schiffsverkehr unter anderem in die Karibik hingewiesen worden. Auch das Bauerbe wie die Speicher, in denen Kolonialwaren verladen wurden, sind Zeugnisse der Vergangenheit der heutigen Grenzstadt.

Kritischer Blick gefragt

Doch seit einigen Jahren wird auch ein kritischer Blick auf das Wirken der im dänischen Gesamtstaat des 18. und 19. Jahrhunderts  bedeutenden Flensburger Flotte in den dänischen Kolonien mit Sklaverei und Ausbeutung geworfen. Der Abgeordnete des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Lars Harms, hatte 2021 eine Initiative gestartet, um die Verstrickungen während der Kolonialzeit – nach der deutschen Reichsgründung 1871 war Flensburg wie in der dänischen Zeit wieder mit von der Partie – zu thematisieren.

2015 erinnerte eine Ausstellung am dänischen Folketing in Kopenhagen an den Verkauf der letzten dänischen Kolonie, Dänisch Westindien, an die USA im Jahre 1915. Foto: Volker Heesch

 

Das Flensburger Schifffahrtsmuseum und die Europa-Universität Flensburg haben als Reaktion eine Vortragsreihe zum Thema „Postkoloniales Flensburg“ organisiert. Zum Auftakt wird am Donnerstag, 21. April, 19 Uhr, zum Vortrag „Die unsichtbaren Geschichten der Flensburger Hafenkante“ eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Die Stadt- und Transformationsforscherin Nelo A. Schmalen stellt die zentralen Ergebnisse ihrer Arbeit zur „Kolonialität der urbanen Transformationen am Hafen-Ost" vor. Sie hat sich intensiv mit der Geschichte Flensburgs, den kolonialen Spuren und den stadträumlichen Veränderungen am Hafen-Ost befasst. Mit den daraus erarbeiteten Karten werden die Veränderungen der Hafenkante, des Geländes und der Infrastrukturen sichtbar.

Wissenschaftler kommentieren

Welche Chancen die neuen Forschungsergebnisse beim Umgang mit der Flensburger Stadtgeschichte bieten, kommentieren anschließend der Historiker Broder Schwensen, er ist Leiter des Flensburger Stadtarchivs, und die Soziologin Michaela Christ, Leiterin des Forschungsprojekts zur nachhaltigen Stadtentwicklung der Europa-Universität Flensburg. Die Veranstaltung moderiert Sybille Bauriedl, sie ist Geografin an der Europa-Universität Flensburg. Auch die Zuhörenden sind zur Diskussion eingeladen.

Weitere Vorträge gibt es am 4. Mai, 19 Uhr, im Flensburger Volksbad, „Postkoloniales Erinnern und dekoloniale Strategien“, sowie am 13. Juni, 18 Uhr, in der Phänomenta am Nordertor, „Koloniale Amnesie in Flensburg: Selektives Erinnern an dänische Plantagenökonomien“. 

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