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Mitten in Apenrade: Jederzeit 22.000 Anzüge auf Lager

Mitten in Apenrade: Jederzeit 22.000 Anzüge auf Lager

Mitten in Apenrade: Jederzeit 22.000 Anzüge auf Lager

Apenrade/Aabenraa
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Niels Nordal vor seinem Firmensitz am Apenrader Kilen Foto: Karin Riggelsen

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Niels Nordal hat einen großen Teil seines Lebens in der Modebranche gearbeitet. Seit 25 Jahren ist sein Geschäft „Nordal Konfektion“ am Apenrader Kilen beheimatet. Hinter der unscheinbaren Fassade versteckt sich ein großes Lager mit Herrenanzügen in 42 Größen und mehreren Farben. Eine Sorge hat Nordal jedoch derzeit.

„Nordal Konfektion“ steht auf dem Schild über dem Eingang zum Geschäft von Namensgeber Niels Nordal. So richtig passt das Unternehmen nicht an den Standort am Kilen, gegenüber dem Fischerhafen, umgeben hauptsächlich von Industrieunternehmen. Nordal verkauft nämlich Herrenmode, und das Geschäft hätte sicher gut in die Fußgängerzone gepasst. Doch es ist nicht der einzelne Kunde, den der 78-jährige Firmeninhaber bedient. Er ist Großhändler, auch wenn er Kunden von der Straße bedient.
 

Klassisches Design ist das Markenzeichen von Nordal Konfektion. Foto: Karin Riggelsen

Das macht sich spätestens dann bemerkbar, wenn Niels Nordal einen Blick in sein Lager gewährt, das er durch eine unscheinbare Tür im „Showroom“ betreten lässt. Dahinter verbergen sich nämlich mehrere Hallen, die mit Anzügen nur so gefüllt sind.

Etwa 22.000 Anzüge in 42 Größen und verschiedenen Farben hat Nordal immer auf Lager, wie er erzählt. Er beliefert Geschäfte im skandinavischen Raum. Es sind klassische Anzüge, die Niels Nordal selbst designt und dann fertigen lässt.

In mehreren Reihen und übereinander hängen die Nordal-Anzüge im Lager. Dies ist übrigens nur eine der Lagerhallen, die Niels Nordal nutzt. Foto: Karin Riggelsen

„Wir geben die Schnittmuster vor, liefern die Rohwaren wie Stoffe, Knöpfe und so weiter und lassen diese dann in Bulgarien zu Anzügen nähen“, erklärt der gebürtige Helsingører.

Vor 67 Jahren ist Niels Nordal in der Modebranche gestartet. Er hat seine Ausbildung bei der Kopenhagener Bekleidungsfirma „Brødrene Andersen“ absolviert – das Unternehmen gibt es immer noch – und hat dann in verschiedenen anderen Firmen gearbeitet. Vor 25 Jahren hat er sich dann in Apenrade niedergelassen. „Wegen der zentralen Lage zum Städtedreieck Vejle-Kolding-Fredericia“, wie er erklärt.

Auch wichtige Accessoires gibt es bei „Nordal Konfektion“. Foto: Karin Riggelsen

Seither sind seine Anzüge eine bekannte Marke geworden. Als einer der wenigen Fabrikanten stellt Nordal auch Fracks her.

Sein Vorteil ist, dass er die Anzüge auch in Einzelteilen liefern kann. „Bei vielen haben die Anzugjacken andere Größen als die Hosen. Wenn der Käufer zum Beispiel eine Hose Größe 48 und eine Jacke Größe 50 kauft, ist das kein Problem. Unser Kunde kann dann die Teile in der jeweiligen Größe bei uns nachbestellen, ohne einen Anzug ,auseinandernehmen‘ zu müssen“, erklärt der Firmeninhaber.

Qualität ist dem Firmenchef wichtig. Foto: Karin Riggelsen

In China, wie es viele andere Hersteller von Bekleidungsartikeln machen, wolle er nicht produzieren lassen. „Das ist nicht die Qualität, die ich von meinen Waren erwarte. Außerdem sind die Wege zu weit. Das dauert zu lange. Ich möchte die althergebrachte Kontrolle über meine Produktion bewahren und wissen, wie und wo sie hergestellt werden“, sagt er und ist überzeugt, dass das ein wichtiger Teil seines Erfolges ist.

Und selbst nach so vielen Jahren im Geschäft macht es dem rüstigen Niels Nordal immer noch Spaß, Anzüge herzustellen und zu verkaufen. „Warum sollte ich mich dann zur Ruhe setzen?“, sagt er.

Fast täglich sitzt der 78-jährige Nordal in seinem Büro. Foto: Karin Riggelsen

Doch er muss vielleicht bald einen Schlussstrich ziehen – gezwungenermaßen allerdings, denn das Gelände am Kilen ist von der Kommune übernommen worden und die will dort unter anderem ein neues Museum und Wohnungen bauen. Den Pächtern der Grundstücke ist schon gekündigt worden. „Doch es gibt noch Hoffnung“, erklärt Nordal, der besonders für seine sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bangt, die er entlassen müsste, sollte er das Gelände verlassen müssen. „Seit 16 Jahren ist der zuletzt Eingestellte jetzt bei mir“, sagt und blickt ein wenig traurig auf seinen Schreibtisch.

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