Generationswechsel

Agerleys: Vater und Sohn teilen die gleiche Leidenschaft

Agerleys: Vater und Sohn teilen die gleiche Leidenschaft

Agerleys: Vater und Sohn teilen die gleiche Leidenschaft

Apenrade/Aabenraa
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Alexander Agerley hat die Auto-Leidenschaft in die Wiege gelegt bekommen. Foto: Jan Peters

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Kürzlich hat Alexander Agerley das Geschäft seines Vaters übernommen. Im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ erzählt er von seinen Plänen im Betrieb, was er über die Zukunft der Automobilbranche denkt und warum er in die Fußstapfen des Vaters getreten ist.

Christen Agerley – der Name ist seit vielen Jahrzehnten ein Begriff in Apenrade und ganz Nordschleswig. Bis 2019 war der Name eng mit der Automarke Volkswagen verbunden – und bis 2009 auch mit Audi. Bis dahin hatte Christen Agerley die Vertretungen dieser Automarken. Eine VW-Filiale liegt am Tøndervej in Apenrade, ab 2013 gab es eine weitere an der Ringgade in Sonderburg (Sønderborg).

Neustart im Pensionsalter

Mit 67 Jahren gab der Kfz-Händler das Geschäft ab und verpachtete die Immobilien am Tøndervej an „Next Mobility Sønderjylland“, ein Unternehmen, zu dem sechs VW-Händler in Südjütland gehören. Er wollte sich mehr um das Geschäft mit Gebrauchtwagen kümmern, so der Plan – und vor allem unabhängiger sein, denn als Werksvertretung gab es viele Vorgaben zu erfüllen.

Es war jedoch klar: Ans Aufhören hat Christen Agerley nicht gedacht. Nach Jahren mit einer Sieben-Tage-Woche war ein ruhiger Ruhestand „nicht sein Ding“.

Christen (l.) und Alexander Agerley vor den Ausstellungsräumen am Tøndervej Foto: Jan Peters

Nur wenige Schritte von der VW-Filiale am Apenrader Tøndervej entfernt wurden Geschäftsräume frei. Hier verkauft Christen seit der Abgabe des VW-Geschäfts gebrauchte Fahrzeuge, darunter Oldtimer und Autos mit speziellen Merkmalen. „Und ich bin mein eigener Herr“, freut er sich heute, denn als Werkvertretung „waren mir in vielen Dingen die Hände gebunden. Ich musste Verkaufszahlen erfüllen, musste die Inneneinrichtung in bestimmten Zeiträumen erneuern usw. Man bestimmt nichts selbst“, sagt er.

Familieninterne Geschäftsübernahme

Jetzt hat er sich allerdings ein Stück mehr aus dem Arbeitsleben zurückgezogen. Sohn Alexander ist kürzlich in den Betrieb eingestiegen und hat die Geschäfte übernommen. Das wurde mit einem großen Empfang in den Geschäftsräumen am Tøndervej gefeiert.

Christen Agerley hat weiterhin einen Schreibtisch im großzügigen Büro, das durch zwei große Scheiben vom Verkaufsraum getrennt liegt. Durch die Scheiben sind die Fahrzeuge zu sehen. Knapp 30 neuere und ältere Modelle stehen dort. Einige gehören zur Oldtimer-Sammlung von Christen Agerley. Es ist ein Hobby, das er seit Langem betreibt und das er seinen Kindern in die Wiege gelegt hat, denn auch Alexander und sein jüngerer Bruder Benjamin haben ihre eigene Sammlung begonnen.

 „Wir sind schon als kleine Kinder mit auf die Oldtimer-Treffen gefahren“, erinnert sich Alexander.

Gut vorbereitet in die Selbstständigkeit

Die Ausbildung zum Kfz-Händler absolvierte der heute 30-Jährige noch in der Filiale seines Vaters in Sonderburg. Dann wechselte er zu einem Fahrzeughändler in Kopenhagen (København), wo er die vergangenen fünf Jahre verbrachte und eine Familie gründete.

Dass er einmal wieder in Nordschleswig landen würde, war nicht geplant. Aber mit der Aussicht, das Geschäft des Vaters zu übernehmen und näher an die Familie zu rücken, gab es genügend triftige Gründe, den Schritt zu gehen.

Alexander Agerley sitzt seinem Vater im Büro gegenüber. „Wir haben es ausgezeichnet miteinander“, sind sich beide einig. Zwar gebe es auch Punkte, in denen man sich nicht einig sei, aber dann werden Kompromisse gefunden. „50 Jahre Erfahrung und eine gute Nase für das Geschäft; das kann nicht ungenutzt bleiben. Im Alltag ergänzen wir uns, auch wenn wir uns zwischendurch mal ein Wortgefecht liefern oder miteinander debattieren“, sagt Alexander Agerley.

Auch Alexander ist froh, „Herr im eigenen Haus zu sein“, wie er findet. „Wie mein Vater sagt, es ist schön, so unabhängig zu sein“, fügt er hinzu.

Streitpunkt E-Mobilität

Nur in einem Punkt sind sich Vater und Sohn nicht einig: „Ein Elektroauto kommt für mich nicht infrage. In meinen Augen sind solche Autos uninteressant. Es sind für mich keine richtigen Autos“, so Christen.

Sohn Alexander sieht das anders, denn die Nachfrage für solche Fahrzeuge sei vorhanden und werde in den kommenden Jahren ein Teil des Automarktes werden. Doch auch er ist zurückhaltend mit diesem Autotyp, denn „wir haben mit unseren Fahrzeugen, die wir verkaufen, eine Nische gefunden. Selbstverständlich besorgen wir unseren Kunden Elektroautos, wenn sie es wünschen, doch unser Fokus liegt bei den besonderen Autos, den Oldtimern und denen, die um die 100.000 Kronen kosten. Danach wird es auch weiterhin eine Nachfrage geben, denn die Leute müssen mobil sein“, erklärt Alexander Agerley.

Der Vorteil, so sehen es die beiden Agerleys, sei, dass „wir hier sehr flexibel sind. Ändert sich der Bedarf, können wir uns schnell an die Verhältnisse anpassen“, sagt Alexander.

Auf dem Markt mit Oldtimern hat das Unternehmen einen guten Ruf. „Und dieser Markt ist besonders. Dort wird es immer Kunden geben, die bereit sind, für diese Art Fahrzeuge zu zahlen“, so Christen.

Livestyle Oldtimer

Für Vater und Sohn haben die Oldtimer einen besonderen Wert, der sich „in Geld eigentlich nicht messen lässt“, wie Alexander findet. „Es ist auch der nostalgische Wert, der mit den Autos einherkommt. Sie bringen ein Flair aus einer anderen Zeit mit“, ergänzt der Vater.

Für Alexander Agerley war es ein ereignisreiches Jahr. Nicht nur, dass er mit seiner Familie nach Nordschleswig gezogen ist und sich bei Rinkenis (Rinkenæs) einen Resthof gekauft und den Betrieb des Vaters übernommen hat. Er ist ebenfalls Vater eines Sohnes geworden. Christen Asmus Damm Agerley ist heute neun Monate alt. Außerdem hat Alexander seine langjährige Freundin Didde geheiratet.

Zukunft der Mobilität

Die Zukunft – hauptsächlich für E-Autos – sieht Alexander wie folgt: „Ich denke, es werden nur wenige dieser Fahrzeuge direkt gekauft. Ein großer Teil wird geleast werden“, sagt er. Das sieht man schon jetzt an den in China produzierten Marken: Die können nur geleast werden“, berichtet er.

Bevor das Produktionsverbot für benzin- und dieselbetriebene Autos in Kraft tritt, „wird die Produktion noch einmal hochgeschraubt, und dann wird es über viele Jahre noch Fahrzeuge mit diesen Motoren geben“, glaubt er.

Der Antrieb mit Wasserstoff, so meint Alexander, sei die Zukunft für die individuelle Mobilität der Menschen. „Es gibt schon Versuche, Verbrennungsmotoren damit zu betreiben. Das wäre die sicherste und nachhaltigste Lösung, denn Batterien sind nur mit Aufwand wiederzuverwenden. E-Autos sind eher eine Übergangslösung“, erklärt der Auto-Profi.

Für ihn spielt die Reichweite der Elektroautos eine weniger große Rolle für den Kauf, denn „80 Prozent der Däninnen und Dänen fahren knapp 50 Kilometer am Tag. Da reicht eine kleine Batterie vollkommen aus. Und für die Fahrt in den Urlaub kann man ein Auto mieten“, rät er. Eine kleine Batterie sei nachhaltiger, fügt er hinzu.

Rat für den Autokauf

„Beim Autokauf sollte man überlegen, wie das Fahrzeug im Alltag genutzt wird. Warum ein Auto mit sieben Sitzen kaufen, wenn der Platz nur ein oder zweimal im Jahr benötigt wird. Warum einen Diesel kaufen, wenn ein Benziner auf kurzen Strecken günstiger zu fahren ist?“, fragt er.

Wenn Alexander sich nicht um seine kleine Familie oder seine Oldtimer kümmert, dann geht er „gerne zur Jagd oder spielt Disc-Golf“.

 

 

 

 

 

 

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