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Nach Stema-Kündigung: Gibt es gleiche Pläne in Apenrade?

Nach Stema-Kündigung: Gibt es gleiche Pläne in Apenrade?

Nach Stema-Kündigung: Gibt es gleiche Pläne in Apenrade?

Apenrade/Aabenraa
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Stema-Direktor Rolf Bonnichsen ist enttäuscht über die Kündigung. Foto: Mibau-Stema-Gruppe

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Im Odenser Hafen wird Platz für die nachhaltige Energiegewinnung benötigt. Deshalb ist dem größten Hersteller von Mineralbaustoffen in Nordeuropa gekündigt worden – dem Apenrader Unternehmen Stema. Im Apenrader Hafen ist Stema beheimatet. Ist ein gleiches Schicksal auch hier möglich? Die Antwort gibt der Hafenvorsitzende.

Seit vielen Jahren hat Nordeuropas größter Hersteller von Mineralbaustoffen mit Hauptsitz in Apenrade einen Anlege- und Lagerplatz im Hafen von Odense. Das ist ab 2028 vorbei, denn dem Unternehmen wurde gekündigt, berichtet das Fachmagazin „ing.dk“. Schon ab März dieses Jahres muss Stema auf etwa 50 Prozent seiner bisherigen Hafenkapazität verzichten; für 2028 ist der Vertrag ganz aufgelöst worden.

Stema-Mibau

Stema-Mibau ist einer der größten Lieferanten mineralischer Baustoffe in Nordeuropa. In den unternehmenseigenen Steinbrüchen werden jährlich 16 Millionen Tonnen Gestein in verschiedenen Körnungen produziert. Eine eigene selbst löschende Schiffsflotte transportiert das Mineral zu verschiedenen Hafenterminals, um es von dort mit anderen Transportmitteln, darunter eigene Lkw, weiterzuverteilen.

Stema und Stema Shipping mit Hauptsitz in Apenrade (Aabenraa) sind Teil des Konzerns. Der Bereich Logistik gehört zu den Hauptaufgaben. Daneben ist Mibau für den Vertrieb der Produkte verantwortlich (Sitz in Deutschland, Polen, den Niederlanden, in England und Frankreich).

Die Produktion geschieht in den vier norwegischen Steinbrüchen in Jelsa, Larvik, Tau und Dirdal.

https://www.mibau-stema.com/de/

Für Stema kam die Kündigung überraschend, wie der verantwortliche Geschäftsführer Rolf Bonnichsen gegenüber dem Magazin erklärte.

Platz machen für nachhaltige Energieproduktion

Als Grund für die Kündigung nannte „Odense Havn“, dass der Platz benötigt werde, um die nachhaltige Energieproduktion voranzutreiben. Dabei handelt es sich im Hafen vorrangig um Windkraftanlagen, die dort lagern und viel Platz benötigen, bevor sie verschifft werden.

Von ihnen sollen in den kommenden Jahren Hunderte auf dem Meer gebaut werden und „grünen“ Strom produzieren. Auf den Anlagen liegt ein Hauptaugenmerk der dänischen Regierung, um die Energieproduktion CO₂-frei zu machen.

Auch der Apenrader Hafen-Direktor Henrik Thykjær bestätigt, dass die Nachfrage für Lagerplatz in den Häfen generell steigen wird. Er sieht jedoch ebenfalls die Entwicklung auf dem Gebiet des Windkraftanlagenbaus. „Dort werden größere Anlagen hergestellt, die mehr Lagerplatz einnehmen“, erklärt er. Deshalb werde auch die Nachfrage nach Lagerplatz in den Häfen steigen, sieht er voraus.

Großer Bedarf für Stema-Produkte

Stema, das eine eigene Schiffsflotte besitzt, produziert unter anderem Material in Steinbrüchen in Norwegen. Odense ist dabei ein Zwischenlager, um die Waren von dort – bei Bedarf – zu den Kunden zu transportieren. 50 weitere Terminals hat das Unternehmen deshalb gemietet, um Kunden in ganz Europa und anderen Ländern beliefern zu können. Sechs der Terminals befinden sich in Dänemark.

Für Stema ist die Kündigung ein harter Schlag, denn der Lagerplatz wird dringend gebraucht. Vor allem, weil Schotter und Kies derzeit für den Bau benötigt werden. So liefert Stema unter anderem das Gestein für die Basis des Fehmarn-Belt-Tunnels. Und die Prognose sieht voraus, dass der Bedarf an Kies und Schotter in Zukunft steigen wird.

Bonnichsen warnt in einem weiteren Artikel in „ing.dk“ vor einem möglichen Baumaterial-Kollaps in der dänischen Hauptstadt, denn die Mietverträge von Stema im Kopenhagener Hafenbereich „Prøvestenen“ laufen 2035 aus – eine Verlängerung ist nicht in Aussicht. Und das gilt nicht nur für das Apenrader Unternehmen, wie „ing.dk“ schreibt. Die Kommune hat Pläne, dort unter anderem eine Tankschiffbrücke und eine PtX-Anlage zu bauen.

Folge: Schwere Zeiten für die Baubranche

Rolf Bonnichsen sieht für die Baubranche in Dänemark eine schwere Zeit voraus, weil dringend benötigtes Material nicht geliefert werden kann, wenn die Hafenkapazitäten für die „grüne“ Umstellung genutzt werden. „Wenn wir mit unseren Schiffen keinen Hafen finden, wo wir die Ware anlanden und lagern können, können wir den Markt, der von unseren Produkten abhängig ist, nicht versorgen. Damit steht das gesellschaftliche Wachstum auf dem Spiel“, warnt Bonnichsen mit deutlichen Worten, denn wenn kein Baumaterial zur Verfügung steht, kann nicht gebaut werden, Ausbesserungen können nicht gemacht und es kann nicht renoviert werden.

Bonnichsen sagt jedoch mit klaren Worten, er sei nicht gegen die Energiewende. Die sei notwendig, doch müsse auch auf andere Faktoren Rücksicht genommen werden.

Muss Stema im „Heimathafen“ in Apenrade eine ähnliche Situation befürchten?

„Nein“, sagt der Hafenvorsitzende Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei. „Wir haben in unserem Entwicklungsplan die Zukunft des Hafens skizziert, und darin spielt Stema, das übrigens unser größter Kunde ist, weiterhin eine Rolle. Für uns ist es ein wichtiges Unternehmen, das unterstützt werden muss“, erklärt er.

Im Enstedter Hafen, der kürzlich vom „Aabenraa Havn“ hinzugekauft wurde, hat Stema schon eine Anlegestelle nahe des Kais gemietet, die bald in Betrieb genommen wird.

Das bestätigt auch Hafen-Chef Henrik Thykjær: „Aktuell gibt es keinen Indikator dafür, dass wir unserem Kunden kündigen, weil wir Platz für Windkraftanlagen benötigen.“ Er schließt jedoch nicht aus, dass sich das ändern könnte. „Wir sind ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen und werden immer aktuell beurteilen, welche Aktivitäten zu unserem Geschäftsmodell passen.“

Für den Apenrader Hafen bedeutet die Stema-Kündigung in Odense bislang keine größere Kapazitätsauslastung, weil die im Hafen von Odense angelieferten Stema-Produkte für Fünen (Fyn) bestimmt sind und dort distribuiert werden.

 

 

 

Der Apenrader Hafen

Der Apenrader Hafen ist ein moderner Wirtschaftshafen unter kommunaler Leitung. Er verfügt über 2 Kilometer Kaianlagen und eine Fläche von 500.000 Quadratmetern.

  • Der Hafen bietet etwa 300 Arbeitsplätze.

  • 52 Unternehmen sind auf dem Hafengelände beheimatet.

  • Etwa 380 Schiffe laufen den Hafen jährlich an.

Der Apenrader Hafen finanziert sich aus vier Einnahmequellen:

  1. Schiffsabgaben

  2. Warenabgaben

  3. Verkauf von Maschinenstunden (beim Be- und Entladen)

  4. Mieteinnahmen.

Alle Einnahmen werden reinvestiert, so wurden in den vergangenen fünf Jahren über 100 Millionen Kronen in die Renovierung des Hafens gesteckt.

Mit einer Tiefe von 11 Metern und einer 37 Meter tiefen Zufahrtsrinne (die Apenrader Förde) ist es auch großen Schiffen erlaubt, dort anzulegen.

Drei mobile Schwerlastkräne sorgen für zügiges Be- und Entladen der Schiffe. Außerdem gibt es zwei Tankschiffbrücken, die das Be- und Entladen von Flüssigkeiten ermöglichen.

Der Hafen liegt verkehrsgünstig nahe der Autobahn E45.

 

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