Schlussverkauf

Kundschaft: „Wir fühlen uns veräppelt“

Kundschaft: „Wir fühlen uns veräppelt“

Kundschaft: „Wir fühlen uns veräppelt“

Apenrade/Aabenraa
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In vielen Schaufenstern prangen große „Sale“-Schilder, die auf die Angebote aufmerksam machen. Foto: Karin Riggelsen

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Gerade ist Weihnachten vorüber, da gibt es die ersten Preisnachlässe und Sonderangebote in den Geschäften. Während es einige Verbraucherinnen und Verbraucher freut, fühlen sich andere hintergangen. Doch nicht alle Geschäfte machen mit.

Schon in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr waren in einigen Apenrader Geschäften Waren günstiger angeboten worden. Jetzt, wenige Tage nach Silvester, sind in fast allen Schaufenstern – kaum zu übersehen – Schilder und Hinweise auf Rabatte und Ausverkäufe zu sehen.

Am 2. Januar in der Apenrader Einkaufsstraße Foto: Karin Riggelsen

Besonders die Bekleidungsgeschäfte überbieten sich mit Preisnachlässen von 40 und sogar 50 Prozent.

Was auf den ersten Blick einen großen Reiz auf die Verbraucherinnen und Verbraucher hat, bekommt allerdings beim genaueren Hinsehen einen bitteren Beigeschmack. Denn: „Warum geben wir noch am 23. Dezember den vollen Preis für eine Ware. Doch kaum ist Weihnachten vorbei, bekommt man den Pullover oder die Jacke wesentlich günstiger?“, fragt Pia Rasmussen. Die Apenraderin ist mit Tochter, Mutter, Tante und Enkel in der Apenrader Einkaufsstraße, um ein Geschenk zu tauschen und wundert sich über die Angebote – und fühlt sich veräppelt, wie sie sagt. „Das wirkt auf mich falsch“, fügt sie noch hinzu. Caroline Rasmussen nickt zustimmend zu den Worten der Mutter.

(V. l.) Pia Rasmussen, Ea Larsen, Vivi Larsen, Caroline Rasmussen und im Kinderwagen Lauge Thue-Rasmussen Foto: Karin Riggelsen

Doch obwohl sie sich vor Weihnachten über die zu erwartenden Preisnachlässe bewusst waren, haben Geschenke unter dem Baum gelegen. „Es wäre sonst eine Enttäuschung, besonders für Lauge“, erklärt Pia Rasmusssen und blickt zu ihrem Enkel, der im Kinderwagen sitzt und sie anlächelt. „Augen zu und durch“, fällt ihr noch dazu ein.

Sie verstehe jedoch, wenn sich die Menschen lieber Geld oder Gutscheine schenken würden. „Warum mehr ausgeben, wenn man weiß, dass es nach Weihnachten viel günstiger wird“, meint sie. Sie vermisse die Zeit, als es noch den Sommer- und Winterschlussverkauf gab. „Heute finden doch fast überall und zu allen Jahreszeiten Rabattschlachten statt“, stellt Pia Rasmussen fest.

Platz für neue Waren schaffen

Die Geschäfte machen die Sonderverkäufe, um in ihren Lagern Platz für neue Waren zu schaffen. Besonders in der Bekleidungsbranche ist das wichtig, denn während vor Jahrzehnten noch vier Kollektionen im Jahr vorgestellt wurden, sind es heute achtmal so viele. So bringt der Kleidungsgigant H&M zwischen 12 und 16 Kollektionen jährlich raus, Konkurrent Zara schafft 24. Dementsprechend oft werden auch die Lager neu befüllt, und die alten Waren müssen raus. Das erklärt die vielen Sonderangebote, die das ganze Jahr über den Markt füllen.

Ähnliches gilt auch für andere Branchen, wo laufend neue Produkte nachfließen.

Herrehus-Geschäftsführer Palle Christensen (l.) mit dem Auszubildenden Casper Jochimsen verzichtet auf die Angebote direkt nach den Festtagen. Foto: Karin Riggelsen

Doch es geht anders, wie der Apenrader Herrenausstatter „Mr Herrehus“ zeigt. Dort gab es zwischen den Tagen und auch jetzt, kurz nach Silvester, keine Angebote. „Wir haben uns entschieden, da nicht mitzumachen. Wenn wir eine Ware vor Weihnachten verkaufen und diese dann so kurz danach billiger anbieten, das passt nicht zu unserem Verständnis“, erklärt Geschäftsführer Palle Christensen.

Ganz kann sich jedoch auch das Herrenbekleidungsgeschäft dem Druck nicht entziehen, das Lager für die Frühjahrskollektion zu räumen. „Doch die Angebote kommen eben erst später“, sagt Christensen.

Bei dem Apenrader Händler sei das Weihnachtsgeschäft gut gelaufen – im Gegensatz zum Herbst. „Da war noch sehr unsicher, wie sich die Preis-Situation entwickelt. Im Dezember war klar: Sie entspannte sich“, so der Geschäftsführer.

Applaus zur Entscheidung

Solche Entscheidungen begrüßen Pia Rasmussen und ihre Familie. „Wir wollen gerne lokal kaufen und haben alle Geschenke vor Ort gekauft“, sagt sie. Das falle jedoch schwer, wenn der Preis nur kurze Zeit nach dem Kauf so weit sinke.

Einzig der Schwiegersohn habe einen Gutschein bekommen. „Die jungen Leute können sich dann selbst was kaufen – und günstiger“, sagt Pia Rasmussen, der bewusst ist, dass die Geschäfte zu den Rabattaktionen gezwungen sind. Nur die Nähe zur Haupteinkaufszeit kann sie nicht richtig nachvollziehen: „Wir fühlen uns veräppelt“, fasst sie zusammen.

 

 

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