Umweltschutz

Zigtausende Zigarettenkippen liegen noch da draußen

Zigtausende Zigarettenkippen liegen noch da draußen

Zigtausende Zigarettenkippen liegen noch da draußen

Apenrade/Aabenraa
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Auf den zweiten Blick entdeckt der Betrachter sicherlich die Unmengen von Zigarettenkippen, die entlang der Apenrader Straßen achtlos hingeworfen wurden. Keine Sorge, diese Hecke ist vom „Team Nordschleswiger“ gereinigt worden, aber es liegt noch viel mehr da draußen. Leider! Foto: Karin Riggelsen

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Die „Ren-Dag“-Aktion des „Nordschleswigers“ brachte ein paar positive Erkenntnisse, aber auch einige negative. Darüber hinaus warfen ein paar Fundstücke wieder Fragen auf.

Seit einigen Jahren schon beteiligen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Nordschleswigers“ und Leserinnen und Leser der Zeitung an der gemeinsamen „Ren-Dag“-Aktion des dänischen Naturschutzbundes, „Danmarks Naturfredningsforening“, und der Versorgungsgesellschaft der Kommune Apenrade, „Arwos“.

Bei dem jährlichen Frühjahrsputz in der Natur hatte sich die Gruppe der Lokalredaktion Apenrade in diesem Jahr das Karree Medienhaus, Opnørplads, Gasværksvej (bis Lagkagehuset), Genforeningshaven und Madevej ausgesucht.

„Arwos“ stellte in diesem Jahr außer den Müllsäcken auch praktische Zangen und Reflektorwesten zur Verfügung. Foto: Karin Riggelsen

Wenig Einwegmüll

Das Hauptaugenmerk sollte auf Take-Away-Müll gelegt werden, so die Aufforderung des Naturschutzbundes. Was Einwegbecher, Burgerschachteln und Pizzakartons angeht, kann den Apenraderinnen und Apenrader ein gutes Zeugnis ausgestellt werden.

Wir fanden nur 4 bis 5 Kaffeebecher und keine einzige Burgerschachtel. Letzteres kann jedoch auch daran liegen, dass die großen Imbissketten eher außerhalb der Stadt zu finden sind. Dafür flogen einige der eckigen Wurstpappen herum, die wahrscheinlich von den Pizzerien der Stadt bei dem Verkauf von Pizzastücken Anwendung finden. Große Pizzakartons fanden wir übrigens gar nicht.

Die Zigarettenstummel haben die „Angewohnheit“, sich zwischen den Steinen und Fliesen zu verstecken. Sie müssen einzeln herausgepickt oder -gekratzt werden. Das ist sehr mühsam. Foto: Karin Riggelsen

Viele Kippen

Geraucht wird aber nach wie vor in der Fördestadt. Wir haben bestimmt Tausende Zigarettenstummel aufgelesen. Das ist jedoch eine sehr mühsame Arbeit, weil ganz viele Kippen aus den Ritzen zwischen den Betonfliesen herausgekratzt werden müssen.

Auch wenn wir kräftig gesammelt haben, so liegen noch Zigtausende Zigarettenkippen da draußen!

Wer eine Stunde oder zwei nichts zu tun hat, kann sich ja mit einem Eimer bewaffnen, um einfach mal Zigarettenkippen von Bürgersteigen und Grünstreifen aufzusammeln.

Ein Tipp: Die Kippendichte ist bei Kreuzungen und vor öffentlichen Gebäuden und Supermärkten besonders hoch.

Auf dem Bild ist es nur schwer auszumachen, aber die freie Fläche zwischen Fahrschule und Diskothek am Gasværksvej ist mit kleinen Papier- und Plastikschnipseln übersät. Wahrscheinlich wird hier in der Wachstumssaison fleißig Rasen gemäht, aber dabei wird auch der dorthin geflogene Müll zerschreddert. Foto: Karin Riggelsen

Kautabak und Kaugummi

Während also nach wie vor stark geraucht wird, scheinen die jungen Menschen weniger zum Kautabak zu greifen. Zumindest landeten deutlich weniger dieser sogenannten „Chewing Bags“ in unseren Tüten als noch im vergangenen Jahr.

Je näher wir jedoch an die Diskothek am Gasværksvej kamen, desto mehr dieser ausgekauten Kaubeutel konnten wir aufsammeln. Gleichzeitig nahm auch die Menge von Kaugummipapier zu. Welches allerdings Sinn ergibt, wenn man sich an die eigene Disko-Zeit erinnert. Wer schmust schon gern mit einem kalten Aschenbecher. Ein Stück Kaugummi ist bekanntlich ein probates Mittel gegen Mundgeruch.

Diese „Hecken-Bar“ war ziemlich gut sortiert. Nicht weit entfernt fanden wir im hohen Gras an einem Zaun neben vieler leerer Getränkedosen sogar noch eine volle Energydrink-Dose. Foto: Karin Riggelsen

Die Bar in der Hecke

Je dichter wir an die Diskothek kamen, desto mehr Shot-Fläschchen fanden wir übrigens in den Hecken. Statt die teuren Getränke in der Bar zu kaufen, gießen sich die Gäste offensichtlich schnell noch ein paar Shots in den Hals, um in „Stimmung“ zu kommen. Das war in früheren Feier-Generationen nicht anders.

Was mag in diesem Fläschchen wohl gewesen sein? Wir vermuten, dass in solchen Behältern die Partydroge „Liquid Ecstasy“ gehandelt wird. Foto: Karin Riggelsen

Rätselhafte Fläschchen

Wir entdeckten allerdings auch kleinere Plastikbehälter mit Schraubverschluss. Sie ähneln in der Form den Urinprobenfläschchen, sind nur noch etwas kleiner. Sie waren allesamt leer, weshalb wir nur rätseln können, wofür sie benutzt wurden. Da wir auch die nur in der Nähe von Busbahnhof und Diskothek fanden, war unsere Vermutung, dass sich in den kleinen Fläschchen die Partydroge „Liquid Ecstasy“ befunden haben können. Aber das ist tatsächlich nur eine Vermutung.

Auch der Inhalt dieses kleinen Plastiktütchens gibt uns Rätsel auf. Könnte sich das womöglich auch um eine Partydroge handeln? Wir haben jedoch weder probiert, noch daran gerochen, bevor die Tüte in unserem Restmüll-Sack landete. Im Nachhinein kommen uns doch Zweifel. Hätten wir die Tüte in den Sondermüll stecken sollen? Foto: Karin Riggelsen

Mysteriöse Fundsache

Die „Ren-Dag“-Gruppen sind aufgefordert, den Veranstaltern ihren kuriosesten Fund zu melden. Wir befürchten, dass unser ungewöhnlichster Fund womöglich Diebesgut sein könnte. Wir entdeckten die mysteriöse Fundsache in einer Hecke direkt hinter dem Medienhaus.

Der gefundene Computerschirm war zwar schmutzig, schien aber ansonsten völlig intakt. Foto: Karin Riggelsen

Es handelt sich dabei um einen sogenannten Curved-Monitor, also einen gebogenen Bildschirm, der von Gamern und Menschen, die tagtäglich viel auf ihren Computer starren (müssen) bevorzugt wird, weil diese Technik viel augenschonender ist.

Aber was macht ein solcher Computerschirm in einer Hecke? Womöglich haben wir zu viele Krimis gesehen, aber auch in diesem Fall gehen wir davon aus, dass dies nicht etwa eine schnelle Art der Müllentsorgung war, sondern dass es sich um Diebesgut handelt, das aus unerfindlichen Gründen dort abgeladen wurde. Aber auch das ist nur eine Vermutung.

Von der leeren Tunfischdose bis hin zur vollen Autopflegesprayflasche wurde auf dem Parkplatz hinter dem alten Rathaus ein verwirrender Müllcocktail gefunden. Praktischerweise fand das „Team Nordschleswiger“ auch einen Einkaufswagen, in den sich die Ausbeute gut sammeln ließ. Foto: Karin Riggelsen

Gern geschehen, Kommune Apenrade!

Abschließend möchten wir der Kommune Apenrade ein „Bitte, gern geschehen!“ zurufen.

Nach knapp zwei Stunden zogen wir unsere Karre mit den Müllsäcken auf den Parkplatz hinter dem alten Rathaus, wo „Arwos“ eine Sammelstation für die „Ren-Dag“-Gruppen der Innenstadt errichtet hatte.

Dort fanden wir als Erstes einen „entführten“ Einkaufswagen von „Føtex“ und der füllte sich binnen weniger Minuten mit etlichen leeren Getränkedosen – mit und ohne Pfand (deutsch und dänisch), mehrere leere Tunfisch-Konserven (warum gerade Tunfisch?), sowie eine schmutzige (weil vollgemachte) Unterhose eines Erwachsenen und etliche Plastik- und Papierabfälle.

Dass der Müll hinter dem alten Rathaus der Stadt nicht erst seit gestern dort liegt, belegt dieses Foto. Die Natur versucht schon auf ihre Weise verlorenes Terrain zurückzuerobern. Foto: Karin Riggelsen

Kalte Hände

Das alles haben wir noch schnell zusammengetragen, obwohl die Hände schon eiskalt waren und der versprochene heiße Kaffee im Medienhaus schon auf uns wartete.

Liebe Kommune Apenrade, schickt eure Hausmeisterei getrost öfters auf den Parkplatz hinter das Rathaus, um dort nach dem Rechten zu sehen. Wir fanden auch dort mehrere Mundnasenschutze und ganz Silber- und Goldflitter, der vermutlich von feiernden Hochzeitsgästen stammt, die sich im alten Rathaus das Jawort geben.

Plastikblüten, Silber- und Goldflitter sammelte das „Team Nordschleswiger“ am alten Rathaus auf. Vermutlich werden Brautpaare von ihren Gästen damit nach dem Jawort im dortigen Standesamt beworfen. Das ist zwar festlich, aber nicht wirklich umweltverträglich. Foto: Karin Riggelsen

Hochzeitsherz statt Flitter

Reis ist offensichtlich out, Konfetti-Shooter sind dagegen in. Während der Reis von Vögeln (oder Ratten) aufgepickt wird, so vergehen Metallicflitter oder Kunststoffblümchen nicht. Luftballons steigen lassen, ist leider auch keine umweltverträgliche Alternative, weil die Ballons von Meerestieren mit Quallen verwechselt werden. Plastik in Tiermägen sind nicht selten die Todesursache von Schildkröten und anderen Meeresbewohnern.

Kunststoffblüten, Konfetti und Zigarettenkippen lassen sich auf dem Pflaster vor dem alten Rathaus am besten mit den Fingern packen. Der Greifer ist da nur bedingt einsetzbar. Foto: Karin Riggelsen

Vielleicht sollten die Apenrader Standesbeamtinnen den Brautpaaren vorschlagen, einen alten (deutschen) Brauch zu übernehmen. Die Hochzeitsgäste malen ein großes Herz auf ein Bettlaken, das sie vor dem Standesamt aufspannen. Das Brautpaar schneidet das aufgemalte Herz aus und steigt durch das entstandene herzförmige Loch dann gemeinsam durch. Das ist sicherlich ein schönes Fotomotiv und wesentlich umweltverträglicher als so manch anderer Spaß.

Inzwischen kennen die Müllsammlerinnen des „Team Nordschleswiger“ die neuralgischen Punkte rund um das Medienhaus. Foto: Karin Riggelsen

Menge wurde nicht gewogen

Die „Ren-Dag“-Gruppen sind eigentlich angehalten, den gesammelten Müll zu wiegen. Wir hatten zwar an die Körperwaage gedacht, doch das digitale Messgerät gab just dann seinen Geist auf, als der Wiegevorgang in Angriff genommen werden sollte.

Deshalb haben wir die gesammelten Mengen nur geschätzt.

Klein, aber äußerst engagiert: Das Müll-Team der Lokalredaktion Apenrade Foto: Karin Riggelsen

Die Ausbeute 2022 (nach gut zwei Stunden):

3 Kilogramm Plastikschnipsel
12 Kilogramm Getränkedosen und Metall
9 Kilogramm Glasflaschen und -scherben
0,5 Kilogramm Zigarettenkippen und Chewing Bags
0,5 Kilogramm Fastfood-Behälter und Einwegbecher
3 Kilogramm Restmüll
dazu noch ein Computerschirm, eine fast volle Dose Cockpit-Spray (Autopflegeprodukt), mehrere Meter Elektrokabel und ein Einkaufswagen

 

Die Ausbeute des Jahres 2022 (nicht auf dem Foto: ein Computerschirm und der Einkaufswagen) Foto: Karin Riggelsen
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