Energiekrise

Secondhandläden: Bisher keine Kürzungspläne bei Rotes Kreuz & Co.

Secondhandläden: Bisher keine Kürzungspläne bei Rotes Kreuz & Co.

Secondhandläden: Bisher keine Kürzungspläne

Apenrade/Aabenraa
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Das Rote Kreuz ist einer der Anbieter für gebrauchte Kleidung und Möbel. Foto: Jan Peters

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Bäckereien und Restaurants schließen, Geschäfte drosseln die Temperatur und kürzen die Öffnungszeiten. Es wird Energie gespart. Doch wie sieht es bei den Secondhandläden der großen Wohltätigkeitsorganisationen aus? „Der Nordschleswiger“ hat nachgefragt.

Die Energiekosten haben sich nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine vervielfacht. Zudem hat die Inflation eine seit vielen Jahrzehnten nicht da gewesene Höhe erreicht. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sparen. 

Einige Bäckereien und Restaurants mussten schon schließen, andere Geschäfte haben die Raumtemperatur gesenkt. Aktuell werden in einigen Läden die Öffnungszeiten angepasst, sodass Personal- und Energiekosten gespart werden.

Mehr Menschen kaufen gebraucht

Wegen der immens gestiegenen Lebenshaltungskosten hat sich die Zahl der Menschen, die sich in den Secondhandläden der großen Wohltätigkeitsorganisationen mit Kleidung und Möbeln versorgen, enorm erhöht, wie aus dem Apenrader Rote-Kreuz-Secondhandgeschäft berichtet wird.

Doch wie sieht die Situation in den Gebrauchtwarenläden aus? Die Kosten für Strom und Heizung sind auch dort genauso gestiegen. Ist dort auch mit reduzierten Öffnungszeiten oder gar Schließungen zu rechnen? „Der Nordschleswiger“ hat bei den Wohltätigkeitsorganisationen nachgefragt.

„Die Kosten sind deutlich gestiegen – und das wird unseren Überschuss reduzieren“, erklärte Tina Donnerbrog, Chefin für den Secondhandbereich beim dänischen Roten Kreuz. Das ist sicherlich ein Schlag für die Wohltätigkeitsorganisation, denn mit den Überschüssen – im Jahr 2020 immerhin 54 Millionen Kronen – wird die Arbeit der Organisation unterstützt.

Helfen, die Krise zu meistern

Von reduzierten Öffnungszeiten oder gar Schließung ist jedoch nicht die Rede. Im Gegenteil: „Über den Winter ist es besonders wichtig, dass wir Qualitätswaren günstig anbieten können, sodass alle gut durch die Krise kommen“, antwortet Donnerbrog. Die Fachfrau hat außerdem beobachtet, dass die Nachfrage in diesem Jahr gestiegen ist. Sie meint, die gestiegenen Lebenshaltungskosten seien direkt dafür verantwortlich, dass sich die Menschen vermehrt in den Secondhandgeschäften eindecken.

Hinzu komme der Trend, gebrauchte Dinge zu kaufen, um die Umwelt zu schonen, erklärte sie gegenüber „TV Midtvest“.

Auch bei der kirchlichen Wohltätigkeitsorganisation „Kirkens Korshær“ gibt es keine Pläne, Läden zu schließen. „Die Menschen sind stark belastet und benötigen jede Hilfe, die sie bekommen können. Das gilt aktuell primär für Winterkleidung, weshalb wir nicht überlegen zu schließen“, so Tobias Sonne Olsen, Pressesprecher bei Kirkens Korshær.

Wir haben gut laufende Läden, die dazu beitragen, den Bedarf der sozial benachteiligten Menschen zu decken.

Anders Christensen, Blaues Kreuz (Blå Kors)

Das „Blaue Kreuz“ ist ebenfalls im Secondhandgeschäft tätig. Von dort gibt es die gleiche Antwort. „Wir haben weder vor zu schließen, noch die Öffnungszeiten zu kürzen“, schreibt Anders Christensen, Chef der Secondhand-Abteilung. „Wir haben gut laufende Läden, die dazu beitragen, den Bedarf der sozial benachteiligten Menschen zu decken“, schreibt er weiter.

Die freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen achten jedoch darauf, Strom und Wärme zu sparen. Zudem würden dort laufend Energiesparmaßnahmen durchgeführt werden, berichtet Christensen.

Deutsch-dänischer Sozialhandel

Aus Deutschland kommen Kundinnen und Kunden ebenfalls in die nordschleswigschen Rote-Kreuz-Filialen, um sich mit günstigen Waren zu versorgen. Die Auswahl im Nachbarland ist nicht so groß und die Qualität nicht so gut, wie eine Rote-Kreuz-Kundin gegenüber dem „Nordschleswiger“ sagt. Sie komme regelmäßig über die Grenze und freue sich immer, Neues „zu einem guten Preis zu finden“.

Die Preise in den „normalen“ Geschäften könne sich die alleinerziehende Mutter zweier Kinder nicht mehr leisten. „Schon vor der Krise war es schwierig. Jetzt ist es fast unmöglich“, sagt sie, die gemeinsam mit einer Freundin über die Grenze fährt. Gelegentlich kämen auch die Kinder mit, berichtet sie. Sie dürften sich dann ein Spielzeug kaufen.

Die Wohltätigkeitsorganisationen mieten zu günstigen Konditionen bis dahin leer stehende Geschäftsräume. So wird die Kasse, die durch den Verkauf der gebrauchten Waren gefüllt wird, nur wenig belastet und kann Bedürftigen zugutekommen.

Freiwillige helfen in den Secondhandläden, sodass keine Lohnkosten anfallen.

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