Nachhaltigkeit

In Kassö: Sonnenenergie wird zu klimaneutralem Treibstoff

In Kassö: Sonnenenergie wird zu klimaneutralem Treibstoff

In Kassö: Sonnenenergie wird zu klimaneutralem Treibstoff

Apenrade/Aabenraa
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Neben seinen Fotovoltaik-Feldern bei Jolderup möchte das zuständige Energieunternehmen nun auch eine Power-to-X-Anlage bauen. Foto: DN

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Die erste Hürde hat das Energieunternehmen „European Energy“ in dieser Woche genommen. Die Planungen für ein entsprechendes Gewerbegebiet sind in Auftrag gegeben.

Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Containerschiffe der Zukunft mit e-Methanol aus Kassö über die Weltmeere schippern, und zwar nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern schon sehr bald – nämlich in anderthalb Jahren.

Auch wenn es offiziell noch keine entsprechenden Verträge gibt, so stehen die Chancen gut, dass es so kommen könnte. In der Kommune Apenrade sind die Planungen für gigantische Fotovoltaikanlagen rund um Jolderup (Hjolderup) bereits sehr weit vorangeschritten, und nun will das Energieunternehmen „European Energy“ sein Betätigungsfeld um ein weiteres Standbein erweitern. Östlich des „Hjolderup Solcellepark“ (und südlich des Kassøvej) möchte das Unternehmen in der Nähe von Kassö jetzt zusätzlich eine sogenannte Power-to-X-Anlage bauen.

Dort soll die Hälfte des gewonnenen Stroms dann in e-Methanol umgewandelt werden; der Rest wird in das Stromnetz eingespeist, so der Plan.

Die rot gestrichelte Linie umkränzt das Gebiet, das sich „European Energy“ als Standort für seine Power-to-X-Anlage ausgeguckt hat. Foto: Kommune Apenrade

5,5 Hektar großes Gebiet

Das Energieunternehmen hat sich für sein Vorhaben ein 5,5 Hektar großes Gebiet in der Nähe der Transformatorstation in Kassö ausgeguckt, die nämlich für das Gesamtkonzept wichtig ist. Die Anlage an sich wird rund vier Hektar in Anspruch nehmen, allerdings würde nicht das gesamte Areal bebaut werden.

Bevor „European Energy“ die Bagger ordern kann, müssen im Rathaus noch einige Verwaltungsakte gestemmt werden. So muss der übergeordnete Flächennutzungsplan genauso wie der geltende Bebauungsplan entsprechend geändert werden.

Ein erster Schritt wurde in dieser Woche getan. Der zuständige Ausschuss für Planung, Technik und den ländlichen Raum hat schon mal grünes Licht dafür gegeben, dass die Verwaltung mit den entsprechenden Planungen beginnen kann.

Fertigstellung im Herbst 2023

„Wenn alles läuft, wie wir uns das vorstellen, könnten in anderthalb Jahren die ersten Schiffe mit e-Methanol aus Kassö über die Weltmeere schippern“, sagt die zuständige Verwaltungsdirektorin Ditte Lundgaard Jakobsen. Der Zeitplan sieht zumindest Herbst 2023 vor.

Klimaneutrale Flotte

Die größte Containerschiffsreederei der Welt ist die dänische Unternehmensgruppe A. P. Møller-Mærsk. Sie hat im vergangenen Jahr den Bau von insgesamt neun Methanol-Schiffen in Auftrag gegeben. Darunter sind acht 350 Meter lange Containerschiffe, die allerdings wohl erst 2024 auf Fahrt gehen werden. Das neunte Schiff ist jedoch ein kleineres Frachtschiff, ein sogenannter Containerfeeder, der schon 2023 vom Stapel laufen wird und dann primär über die Ostsee schippern soll.

Woher die Reederei das e-Methanol für ihre klimaneutrale Flotte beziehen wird, hat das Unternehmen nicht veröffentlicht. Allerdings hat ein Sprecher der Reederei erst kürzlich dem Fachmagazin „Søfart.dk“ gegenüber erklärt, dass diese Verträge wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2022 unter Dach und Fach gebracht werden könnten. Mærsk selbst schätzt seinen Methanol-Verbrauch ab 2024 auf 380.000 Tonnen jährlich.

Groß – aber nicht groß genug

Die Anlage in Kassö wäre übrigens nicht nur die erste kommerzielle e-Methanol-Anlage Dänemarks, sondern gleichzeitig auch die größte der Welt. Das Energieunternehmen sammelt gerade Erfahrungen mit einem Prototypen in wesentlich kleinerem Maßstab an der Universität in Aalborg. Allerdings wäre die Anlage dennoch nicht groß genug, um den gesamten Methanol-Bedarf der Mærsk-Flotte abzudecken.

In Jolderup werden künftig jährlich 260.000 Megawattstunden produziert werden können, was dem Verbrauch von 80.000 Haushalten entspräche. Um einen Liter Methanol herstellen zu können, bedarf es jedoch fünf Megawattstunden.

Wichtig ist den Kommunalpolitikerinnen und -politikern allerdings auch, die betroffenen Bürgerinnen und Bürger mit „ins Boot“ zu holen. „Die Anlieger werden schon bald zu einem Bürgertreffen eingeladen“, verspricht die Ausschussvorsitzende Dorte Soll (Soz.). Der Termin stehe jedoch noch nicht fest, wie sie dem „Nordschleswiger“ auf Anfrage mitteilt.

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