Lokalwirtschaft

Karrieremesse: Ein Weg aus dem Fachkräftemangel

Karrieremesse: Ein Weg aus dem Fachkräftemangel

Karrieremesse: Ein Weg aus dem Fachkräftemangel

Apenrade/Aabenraa
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70 lokale Unternehmen haben sich auf der jüngsten Karrieremesse präsentiert. Foto: Martin Olsen/Business Aabenraa

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Bei der Karrieremesse treffen mögliche Arbeitgebende und Arbeitnehmende aufeinander. Damit eröffnen sich für beide Seiten Möglichkeiten. Die Veranstaltung hat jedoch noch ein übergeordnetes Ziel, wie ein Mitarbeiter von „Business Aabenraa“ erklärt.

„Der Steuerberaterbranche fehlt es an Arbeitskraft“, sagt Lars Duisberg Jørgensen, Mitinhaber des „Revisionscentret“ mit Filialen in Apenrade und Pattburg (Padborg). Das lokale Unternehmen hat sich deshalb schon vor einigen Jahren dazu entschlossen, bei der „Karrieremesse“ mitzumachen. Dort stellen sich Unternehmen Schülerinnen und Schülern – vorrangig aus den Abgangsklassen der Volksschulen und der weitergehenden Schulen – vor. Knapp 1.500 junge Menschen waren kürzlich bei der Veranstaltung, die von „Business Aabenraa“ (BA) angeboten wird.

Steuerberater Lars Duisberg Jørgensen reagiert aktiv auf den Fachkräftemangel. Foto: Jan Peters

Und so geht es vielen anderen Branchen auch. Es fehlt an Fachkräften. Doch die gibt es nicht, wenn kein Nachwuchs ausgebildet wird.

Deshalb war Lars Duisberg Jørgensen mit einem Kollegen auf der Messe, um für seinen Beruf zu werben und so zukünftige Arbeitskraft zu sichern.

„Ich frage die Jugendlichen, was ein Steuerberater macht, und die Antwort lautet: Die sitzen im Büro und schauen auf den Bildschirm“, erzählt er von seinen Erlebnissen. „Doch wenn ich dann sage, dass wir die Finanzen der Kunden optimieren, damit sie mehr Geld haben, um das Unternehmen zu stärken, dann konnte ich das Interesse fangen.“

Direkt hat das Steuerfachunternehmen keine neuen Mitarbeitenden auf der Karrieremesse gewinnen können. „Doch es ist wichtig, Interesse für den Berufszweig zu wecken und ich denke, das ist uns gelungen ist“, so ist Duisberg Jørgensen überzeugt. Die meisten der Auszubildenden, die eine Ausbildung beim „Revisionscentret“ beginnen, starten nach dem Besuch einer weiterführenden Schule oder im Rahmen eines Studiums, wie der Steuerfachmann berichtet.

Die jungen Besucherinnen und Besucher mussten angesprochen werden, erst dann war das Interesse geweckt. Foto: Martin Olsen/Business Aabenraa

„Doch der Erfolg auf der Messe erfordert, dass die Unternehmen bei der Karrieremesse aktiv werden“, bestätigt Michael Dinesen, BA-Wirtschaftskonsulent und mitverantwortlich für die Messe. „Wenn die Unternehmen, gerade bei Berufen wie dem des Steuerberaters, der ein bestimmtes Image bei den jungen Menschen hat, nicht auf die Leute zugehen, dann ist der Erfolg gering.“

Das Apenrader Krankenhaus (Sygehus Sønderjylland) hat sich ebenfalls als Ausbildungsplatz vorgestellt. Foto: Martin Olsen/Business Aabenraa

Die „Revisorcentret“-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren deshalb kreativ. Sie gingen nicht nur auf die jungen Besucherinnen und Besucher zu, sondern es gab auch „Giveaways“, kleine Geschenke, „die bei den Schülerinnen und Schülern sehr beliebt sind“, wie Dinesen sagt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BA waren einige Wochen vor der Messe bei den angemeldeten Betrieben und haben diese auf die Karrieremesse vorbereitet, denn wie BA-eigene Befragungen ergeben haben, „haben die jungen Menschen konkrete Vorstellungen“, so Dinesen.

„Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen legen großen Wert auf Nachhaltigkeit“, berichtet der BA-Konsulent. Auch die Macher der Karrieremesse haben darauf reagiert. So sind die gedruckten Kataloge fallen gelassen wurden. Das Programm des Tages mit einer Liste der teilnehmenden Firmen ist jetzt auf einer Internetseite gesammelt.

Wichtige Aufgaben

Die Karrieremesse hat eine weitere wichtige Aufgabe, wie Dinesen findet. „Wir zeigen, welche Arbeitsmöglichkeiten die Kommune bietet“, so Michael Dinesen. „Wir wollen doch das Know-How der jungen Leute behalten. Sie sollen nicht in andere Kommunen gehen müssen, um eine gute Arbeit zu bekommen. Gute, spannende Arbeitsplätze gibt es auch hier – und das zeigen wir auf der Messe“, erklärt er. „So ist ,Kohberg‘ nicht nur eine Bäckerei. Dort gibt es andere Arbeitsplätze, wie Schmied, Biologe oder Buchhalter“, sagt er. Gleiches gelte für viele andere große Unternehmen.

Verbindung herstellen

Die Karrieremesse, das haben die Umfragen unter den Jugendlichen und den Firmen ergeben, hat eine verbindende Funktion, denn „wir haben festgestellt, dass es für beide Seiten schwierig ist, in Kontakt miteinander zu kommen. Die jungen Menschen bewegen sich auf der Suche nach Informationen meist im Internet – und dort auf verschiedenen Plattformen, darunter ,TikTok‘. Die Unternehmen dagegen bevorzugen andere Internetplattformen, um nach Arbeitskraft zu suchen. Eine gemeinsame Plattform, wie unsere Karrieremesse, ist deshalb wichtig“, erklärt Dinesen.

Für Lars Duisberg Jørgensen ist es wichtig, die Arbeit als Steuerberater vorzustellen. „Wir gelten als langweilige Typen, die den ganzen Tag vor dem Computer sitzen und Zahlen hin und her schieben. Das Image können wir nur korrigieren, wenn wir direkt zeigen, was wir machen“, sagt er. „Die meiste Zeit unserer Arbeit sind wir doch in Kontakt mit den Kunden und beraten“, klärt er auf.

Auf Veränderungen reagieren

Der Grund, warum es derzeit so schwer ist, Auszubildende zu finden – und das gilt für alle Branchen – seien die geburtenschwachen Jahrgänge, erklärt Lars Duisberg Jørgensen. Das führe auch zur Konkurrenz unter den Unternehmen. „Revisorcentret“ hat schon darauf reagiert und bietet den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern flexible Arbeitszeiten an, um den Betrieb für mögliche Mitarbeitende interessanter zu machen.

Angepasst hat sich auch die Karrieremesse, wie Duisberg Jørgesen bemerkt hat. „Die Schülerinnen und Schüler waren viel besser vorbereitet. Sie waren interessierter als in den Jahren zuvor“, so der Apenrader.

Das freut Michael Dinesen, denn „wir reagieren auf die Befragungen. Es kam heraus, dass die jungen Menschen zuvor am Tag der Karrieremesse erfuhren, dass sie dorthin sollten. Sie konnten sich nicht vorbereiten. Jetzt waren wir an den Schulen und haben über die Veranstaltung berichtet. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich vorbereiten“, berichtet er.

Karrieremesse

Die Karrieremesse in Apenrade wird von der kommunalen Wirtschaftsförderungsunternehmen „Business Aabenraa“ auf Wunsch der Kommune Apenrade geplant und durchgeführt.

Bei der Messe können lokale Schülerinnen und Schüler sowie Studierende in Kontakt mit den Unternehmen und Ausbildungsinstitutionen vor Ort kommen.

Ein Ziel der Veranstaltung ist es „jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Unternehmen und Ausbildungsinstitutionen aus der Kommune Apenrade kennenzulernen und mit ihnen in Kontakt zu treten. So soll der Beginn für eine Beziehung geschaffen werden, die als Grundlage für die zukünftige Karriere dient“, wie es auf der Internetseite der Karrieremesse heißt.

Die Karrieremesse findet seit 2017 jährlich in der „Arena Aabenraa“ statt. Im vergangenen Jahr – wegen der Corona-Pandemie – jedoch nur online.

2022 haben sich 70 Unternehmen präsentiert. Etwa 1.500 junge Menschen waren zu Gast.

https://karrieremesseaabenraa.dk
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