Gesundheitswesen

Gesünder, schneller, sicherer: Neuer Scanner in Betrieb genommen

Gesünder, schneller, sicherer: Neuer Scanner in Betrieb genommen

Gesünder und sicherer: Neuer Scanner in Betrieb genommen

Apenrade/Aabenraa
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Der neue CT-/PET-Scanner wird für den Einsatz vorbereitet. Foto: Jan Peters

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Zum ersten Mal ist kürzlich ein Patient im modernsten Scanner im Norden durchleuchtet worden. Nuklearmediziner Henrik Petersen erklärt die Vorteile des Gerätes, berichtet aber von einer Herausforderung. Auch für deutsche Patientinnen und Patienten könnte das Gerät interessant werden.

Die Doppeltüren öffnen sich automatisch und geben den Weg frei in den neuesten Teil des Apenrader Krankenhauses (Sygehus Sønderjylland). Der Geruch frischer Farbe schwebt noch in der Luft. „Dieser Gebäudeteil ist neu hinzugebaut worden“, sagt Dorte Callesen, die Pressesprecherin des Krankenhauses.

Wir kommen zu einer weiteren Tür. Die kann erst geöffnet werden, wenn ein Code eingegeben wird. Dahinter empfängt uns Henrik Petersen. Er ist der verantwortliche Nuklearmediziner an diesem Tag, der ein besonderer für ihn und sein Team ist. „Wir haben heute zum ersten Mal einen Patienten in unserem neuen Scanner gehabt“, berichtet der Arzt.

Durch eine große Scheibe ist der Scannerraum vom Technikraum aus zu sehen. Foto: Jan Peters

Hinter einer großen Scheibe ist das neue Gerät zu sehen. Es unterscheidet sich kaum von anderen Scannern. Bei genauem Hinschauen ist jedoch zu erkennen, dass es mehr in die Tiefe geht. „Das liegt daran, dass es zwei Geräte vereint“, erklärt Petersen.

Der neue Scanner ist ein CT- und PET-Scanner (siehe Info-Box). „Es ist derzeit das modernste Gerät im ganzen Norden“, sagt Callesen. Das nächste vergleichbare steht zwar schon im „Sygehus Lillebelt“ in Vejle bereit, ist jedoch noch nicht in Betrieb.

Wozu wird der Scanner verwendet?

„Der Scanner dient zur Diagnose. Vor allem geht es darum, Krebs eindeutig zuzuordnen: Welche Art Krebs ist es? Wo sitzt der Krebs genau?“, erklärt Henrik Petersen. Auch könne der Erfolg einer Krebsbehandlung ermittelt werden. „Wir können feststellen, ob eine Chemo-Therapie erfolgreich ist oder nicht“, so der Mediziner. „Das ist von großem Vorteil für die behandelten Menschen, denn wenn die Behandlung – was auch vorkommt – nicht wie erhofft anschlägt, kann schnell eine neue Behandlungsstrategie entworfen werden. So kann sich der Krebs nicht weiterentwickeln und die Patientinnen und Patienten haben eine bessere Diagnose.“

Nuklearmediziner Henrik Petersen ist seit 2005 in dem Fachbereich tätig. Foto: Jan Peters

Für Henrik Petersen gehören kranke Menschen zu seiner Arbeit. „Es ist meine Arbeit. Sicher ist es schlimm, wenn jemand krank ist, aber wir können den Leuten mit unserer Arbeit helfen, besser zu leben“, sagt er.

Der Scanner kann aber auch zur Diagnose von Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen des Gehirns oder Demenz genutzt werden. „Der größte Teil sind jedoch Krebsdiagnosen, die wir stellen werden“, sagt Petersen.

Im vorderen Bereich verbirgt sich der CT-Scanner im hinter der PET-Scanner. Foto: Jan Peters

Bevor es den Scanner in Apenrade gab, mussten die Bürgerinnen und Bürger nach Vejle, Odense oder Esbjerg fahren, um in einen PET-Scanner kommen zu können. „Für die Menschen in Nordschleswig hat sich die Fahrzeit sehr verringert – und sie bekommen eine genauere Diagnose“, sagt Dorte Callesen.

Wie funktioniert ein solcher Scanner?

„Im Gegensatz zu einem ,normalen‘ CT-Scanner bekommen wir mit dem Hybrid-Gerät zwei visuelle Ergebnisse: Einmal ein Bild vom Inneren des Körpers, das vom CT geliefert wird und ein Zweites vom PET, das die körperliche Aktivität zeigt. Ein Computer vereint beide Ergebnisse zu einem Bild, das uns dann sehr genau zeigt, was sich im Körper abspielt“, erklärt Mediziner Petersen.

Kontrastmittel zeigt Krankheitsherde

Um ein genaues Bild von den Aktivitäten im Körper zu bekommen, wird ein Kontrastmittel verabreicht, das eine radioaktives Fluor-Verbindung enthält. „Der radioaktive Stoff ist jedoch nicht sehr schädlich für den Körper und wird schnell wieder abgebaut. Es hat eine Halbwertzeit von 110 Minuten“, beruhigt Petersen. Das radioaktive Element ist an Zucker gebunden. „Zucker wird im Körper überall dort benötigt, wo eine Aktivität vorhanden ist. Muskeln brauchen Zucker, um zu funktionieren, das wissen wir. Aber auch Krebszellen benötigen viel Energie, weshalb sich der Zucker – mit dem Fluor – dort sammelt. Mit dem PET-Scanner können wir bildlich festhalten, wo sich die Radioaktivität sammelt“, erzählt Henrik Petersen.

Der Nuklearmediziner ist seit 2005 in dem speziellen Bereich tätig. „Es hat sich unglaublich viel auf dem Gebiet der Scanner-Diagnostik getan“, berichtet er. „Mit dem neuen Gerät hier in Apenrade bekommen wir eine bessere Bildqualität, können schneller scannen, benötigen weniger radioaktive Stoffe, und haben damit eine geringere Belastung für die Menschen“, fasst er zusammen.

Warten auf Scanner Nummer zwei

Doch bei aller Freude über den neuen Scanner, gibt es trotzdem Herausforderungen, denn „wir warten inzwischen auf die Genehmigung eines zweiten Gerätes“, sagt Petersen. Das neue Gebäude ist so geplant, dass Platz für einen weiteren Scanner vorhanden ist. Nur der Regionsrat muss noch zustimmen. 20 Millionen Kronen gilt es zu bewilligen. „Und wir brauchen den Scanner, denn schon jetzt können wir nicht alle Patientinnen und Patienten behandeln“, berichtet er. Er zeigt eine Untersuchung, aus der hervorgeht, dass die Zahl der Menschen, die einen PET-Scanner benötigen, jedes Jahr um 13 Prozent steigt – und das seit 15 Jahren. In der Region Süddänemark (Syddanmark) sind es derzeit 15.000 Bürgerinnen und Bürger – Tendenz steigend.

Woher kommt das?

„Wir werden im Schnitt älter und älter und benötigen dabei immer mehr medizinische Hilfe. Außerdem sind die Behandlung besser geworden, sodass mehr Menschen eine Krebserkrankung überleben. Doch diese müssen regelmäßig zur Kontrolle“, begründet Henrik Petersen unter anderem.

Ein neues Gebäude für den neuen Scanner musste nicht etwa gebaut werden, weil das Gerät so groß ist. „Es mussten vorrangig die Räume geschaffen werden, um die radioaktiven Mittel zu lagern. Zudem mussten wir für die Patientinnen und Patienten Plätze schaffen, wo sie für die Untersuchung vorbereitet werden und hinterher noch eine Weile ausruhen können“, erklärt Dorte Callesen.

In Deutschland steht der nächstliegende PET-Scanner übrigens in der Universitätsklinik in Kiel. „Deshalb stehen wir mit den zuständigen Abteilungen in Flensburg in Kontakt“, sagt Dorte Callesen. Für Patientinnen und Patienten aus dem nördlichen Schleswig-Holstein wäre es mit kürzerer Anfahrt verbunden, wenn sie nach Apenrade statt nach Kiel oder sogar Lübeck fahren müssten. „Zudem ist unser Scanner moderner“, so die Pressesprecherin.

 

CT- und PET-Scanner

PET-Scanner

Eine Positron-Emissions-Tomografie (PET) ist eine Untersuchung, mit der Stoffwechselaktivitäten im Gewebe dargestellt werden können. Dabei werden mehrere Bilder vom Körper oder einer Körperregion erstellt, die die untersuchte Region Schicht für Schicht zeigen, wie in dünnen Scheiben. Aus diesen erzeugt dann ein Computer ein dreidimensionales Bild.

Um die Stoffwechselprozesse sichtbar zu machen, wird eine sehr schwach radioaktive Substanz (auch „Tracer“ genannt) verwendet, die in der Regel gespritzt wird. Die eingesetzte Dosis gilt für Menschen als unbedenklich. Radioaktiv bedeutet, dass der chemische Stoff die Eigenschaft besitzt, ohne Einwirkung von außen zu zerfallen und dabei Strahlung abzugeben. Das PET-Gerät (auch PET-Scanner genannt) kann diese Strahlung messen und so den Weg der Substanz im Körper genau verfolgen.

Das Besondere an der PET: Man erfährt, wie aktiv der Stoffwechsel in bestimmten Geweben des Körpers ist. Bei der PET arbeitet man mit einem Trick: Ein schwach radioaktiver Stoff – meist Fluor – wird an Traubenzucker gekoppelt. Diese Verbindung (F-18 Desoxyglukose oder FDG) wird wie ganz normaler Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen und zur Energiegewinnung genutzt. Die Strahlung, die beim Zerfall der radioaktiven Substanz entsteht, kann vom PET-Gerät erkannt werden. Dadurch werden besonders Zellen oder Gewebe sichtbar, die viel Energie verbrauchen und eine hohe Stoffwechselrate haben.

CT-Scanner

Die Computertomografie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren in der Radiologie. Beim CT-Scan wird ein Computer benutzt, um die Röntgenbilder digital zu Schnittbildern umzurechnen. Dadurch entstehen genauere Bilder als beim herkömmlichen Röntgen.

Erzeugt werden die Bilder mit einem Computertomografen. Das ist ein Apparat mit einem rotierenden Ring, durch den der Patient auf einer Liege hindurchgefahren wird. In der einen Ringhälfte befindet sich eine Röntgenröhre und in der gegenüberliegenden Ringhälfte ein Mess-System (Detektoren).

Der Ring bewegt sich kreisförmig um den Patienten herum. Dabei sendet die sich mitdrehende Röntgenröhre fächerförmige Strahlen aus, die die eingestellte Körperregion von allen Seiten durchdringen. Je nach Beschaffenheit des Körpergewebes werden die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark abgeschwächt: Nur die Strahlen, die der Körper durchlässt, treffen auf die Detektoren auf der gegenüberliegenden Seite des Rings. 

Umgewandelt in elektronische Signale werden die Messdaten an einen Computer weitergeleitet, der daraus schließlich zweidimensionale Schnittbilder in verschiedenen Grautönen errechnet. Knochen lassen zum Beispiel nur sehr wenig Röntgenstrahlung durch, weshalb sie auf CT-Bildern hell erscheinen. 

Anders als beim konventionellen Röntgen werden bei einer CT viele Bilder nacheinander aufgenommen, jeweils von einer neuen Körperschicht. Damit lassen sich  Veränderungen in ihrer ganzen Ausdehnung genau darstellen. Auch dreidimensionale Bilder von bestimmten Organen können mithilfe dieser Daten erzeugt werden.

Die Dosis an Röntgenstrahlen ist allerdings um ein Wesentliches höher als beim herkömmlichen Röntgenverfahren.

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