Nachruf

Volksgruppe um ein „Urgestein“ ärmer

Volksgruppe um ein „Urgestein“ ärmer

Volksgruppe um ein „Urgestein“ ärmer

Tollstedt/Toldsted
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Das Ehepaar Christel und Heinrich Simonsen bei einer Veranstaltung der Nordschleswigschen Gemeinde auf dem Knivsberg Foto: Britta Schneiders

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Heinrich Simonsen, Tollstedt, ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Wegbegleiter schildern ihn als engagiertes Mitglied der deutschen Volksgruppe, als stets fortschrittlich denkenden Landwirten und darüber hinaus als „ganz lieben Kerl“: Nun ist Heinrich Simonsen, Tollstedt, im Alter von 87 Jahren gestorben.

Er hinterlässt außer seiner Frau Christel, geborene Hansen aus Andrup, drei Kinder, acht Enkel und drei Urenkel. Die Trauerfeier findet am Sonnabend, 5. März, ab 13 Uhr in der Kirche zu Jordkirch (Hjordkær) statt.

Spende statt Blumen

Statt Blumen oder Kränzen wird um eine Spende zugunsten der Nordschleswigschen Gemeinde (IBAN: DK45 5995 0004 0005 31, BIC: DANBDK22 bei der Danske Andelskassers Bank A/S, Kennwort: Heinrich Simonsen) gebeten.

Die Spende an die Nordschleswigsche Gemeinde ist ganz im Sinne des Verstorbenen. Über 50 Jahre lang war er Kirchenvertreter der Freigemeinde für das Kirchspiel Jordkirch, zu dem Tollstedt gehört. Jordkirch war zunächst dem Pfarrbezirk Tingleff (Tinglev) unterstellt,  kam aber dann zum Pfarrbezirk Süderwilstrup (Sdr. Vilstrup), als die Pfarrbezirke neu verteilt wurden.  

„Goldhochzeit“ mit der NG

Heinrich Simonsen übernahm das Amt 1966. Viele Sitzungen, Konfirmationen und noch viel mehr Gottesdienste später verabschiedete er sich 2018 in den „Ruhestand“. Vorher konnte er 2016 noch Goldene Hochzeit mit der deutschen Freikirche im Landesteil feiern. In seiner Laudatio bezeichnete ihn Pastor Martin Witte als „Urgestein der Nordschleswigschen Gemeinde“.

Doch dieser Titel ist gar nicht ausreichend. Heinrich Simonsen kann getrost als „Urgestein der deutschen Minderheit in Nordschleswig“ bezeichnet werden. Er übernahm nicht nur in der Nordschleswigschen Gemeinde Verantwortung, sondern engagierte sich auch im Vorstand der Deutschen Privatschule Apenrade, im Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig und zuletzt auch im Vorstand des Donnerstagsclubs Rothenkrug, wo er für einige Zeit auch den Vorsitz übernahm.

Der Vize im LHN

Während der Amtsperiode des LHN-Hauptvorsitzenden Fedder Peter Hindrichsen (1981-1993) aus Hoyer (Højer) hielt der Schweinebauer aus Tollstedt ihm als sein Stellvertreter den Rücken frei und war ein engagierter Vertreter der nordschleswigschen Landwirte in verschiedenen Landwirtschaftsorganisationen und -foren.

Engagiert und freundlich

Heinrich Simonsen war ein fortschrittlich denkender Bauer. Er hielt sich ständig auf dem Laufenden und setzte Änderungen auch auf seinen Schweinebetrieb mit Getreideanbau um. Er stellte zudem immer wieder seine Ländereien für Feldversuche des LHN zur Verfügung und ließ die anderen Landwirte an seinen Erfahrungen teilhaben.

Engagement, Fleiß, Tatkraft gepaart mit einem sehr angenehmen Wesen machten ihn bei seinen Zeitgenossen äußerst beliebt.

Mehr Zeit

Der Familienhof ist schon vor Jahren an den jüngsten Sohn Johannes übergeben worden. So blieb Heinrich Simonsen mehr Zeit für Hobbys wie die Jagd oder die Teilnahme an Veranstaltungen der Minderheit – und natürlich für seine Familie.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“