Wiedervereinigung

Minderheit feiert die deutsche Freiheit

Minderheit feiert die deutsche Freiheit

Minderheit feiert die deutsche Freiheit

Apenrade/Aabenraa
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Andrea Berdesinski von der deutschen Botschaft in Kopenhagen und der deutsche Honorarkonsul in Nordschleswig, Carsten Friis, hielten im Haus Nordschleswig Ansprachen zum Tag der Deutschen Einheit. Foto: Gwyn Nissen

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Der Tag der Deutschen Einheit wurde in Nordschleswig mit deutschen und dänischen Gästen gefeiert. Auch wenn viele Deutsche diesen Tag nicht mehr feiern – die Minderheit findet die Feier zur Wiedervereinigung wichtig.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, wunderte sich Montag bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Apenrade, dass nicht mehr Deutsche diesen Tag feiern.

„Natürlich gibt es die zentrale Feier in Erfurt, aber in Schleswig-Holstein habe ich keine einzige Feier gefunden. Das ist schade, denn natürlich sollte gerade die Bevölkerung am heutigen Tag feiern. Die Freiheit feiern, die 1989 nun auch für die Deutschen in der ehemaligen DDR Wirklichkeit wurde“, sagte Jürgensen bei der traditionellen Einheits-Feier der deutschen Minderheit im Haus Nordschleswig.

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen mit seiner Frau Micky und dahinter die Landtagsabgeordnete Birte Pauls (SPD). Foto: Gwyn Nissen

33 Jahre, 50 Jahre und 25 Jahre

Die Wiedervereinigung Deutschlands fand vor 33 Jahren statt. Hinrich Jürgensen sprach aber auch andere wichtige Meilensteine im Grenzland an: die EU-Mitgliedschaft Dänemarks, die sich am Sonntag zum 50. Mal jährte und das eigene kleinere Jubiläum der Region Sønderjylland-Schleswig, die vor wenigen Wochen 25 Jahre alt wurde.

„Bei aller Freude über das Jubiläum und die geleistete Arbeit müssen wir auch feststellen, dass auf vielen Gebieten noch Luft nach oben ist. Das gilt auch für die Barrieren, die die grenzüberschreitende Mobilität behindern“, sagte Jürgensen.

Die deutsche Minderheit hat mehrmals vorgeschlagen, ein politisches Gremium einzurichten, das sich den Grenzfragen annehmen kann. Die Außenministerin Deutschlands, Annalena Baerbock, und der dänische Außenminister, Jeppe Kofod (Soz.), haben den Vorschlag kürzlich im Rahmen des deutsch-dänischen Aktionsplans aufgegriffen.

Der Folketingsabgeordnete Hans Chr. Schmidt pflegt unter den Besucherinnen und Besuchern beim Tag der Deutschen Einheit zu sein – hier im Gespräch mit unter anderem dem stellvertretenden Hauptvorsitzenden des BDN, Rasmus Jessen. Foto: Gwyn Nissen

Neu in Nordschleswig

Die neue Gesandte an der deutschen Botschaft in Kopenhagen, Andrea Berdesinski, die für die deutsche Volksgruppe in Nordschleswig veranwortlich ist, hielt ihre erste Rede im Landesteil.

Sie bezeichnete die Geschehnisse 1989 als einen „Sieg der Demokratie über die Unfreiheit“. Aber heute seien wir wieder in einer neuen Welt angekommen: „Der Krieg ist in Europa zurückgekehrt. Globale Großkrisen – die militärische, die energiepolitische, die wirtschaftliche Krise, türmen sich vor uns auf, verbinden, verstärken sich gegenseitig", sagte sie.

So herausfordernd und gefahrenreich die derzeitige Weltklage sei, sie führe einem auch vor Augen, „wie glücklich wir uns schätzen dürfen, dass wir hier in Europa und sie hier in ihrer wunderschönen nordschleswigschen Heimat in Frieden zusammenleben können“, meinte Berdesinski.

 Ein gutes Jahr der Freundschaft

„Das vergangene Jahr war ein gutes Jahr für unsere Freundschaft“, sagte sie und blickte auf den Besuch der Königsfamilie sowie des Bundespräsidenten in Nordschleswig zurück.

Außerdem freute sie sich auch auf die kommenden Aktionen: Eine deutsch-dänische Konferenz, Zusammenarbeit im Energiebereich und die Bildung der von Jürgensen erwähnten Arbeitsgruppe zum Abbau der Grenzbarrieren.

Sowohl Berdesinski als auch Hinrich Jürgensen und schließlich auch der deutsche Honorarkonsul in Nordschleswig, Carsten Friis aus Hadersleben, sprachen den Krieg in der Ukraine an.

„Ich will, ja ich kann, mir gar nicht vorstellen, dass meine Tochter oder meine Söhne Teil eines militärischen Konfliktes sein könnten. Aber genau das ist die Wirklichkeit des Krieges. Söhne und Töchter von ukrainischen und russischen Müttern sterben täglich in diesem Krieg“, sagte Carsten Friis.

Der Krieg fordert menschliche Opfer

„Der Krieg verlangt große menschliche Opfer, und solange die Erinnerung an die Toten lebendig ist, wird es keine Aussöhnung geben. Das zeigt auch die Erfahrung aus unserem Grenzland. Eine unserer Erfahrungen, die man – so meinen viele – einbringen könnte, sind die Volksabstimmungen von 1920. Aber auch das ist – aus vielen Gründen – nicht so einfach. Warum, das hat Putin deutlich demonstriert. Abstimmungen mit vorgehaltenen Gewehren sind keine freien Meinungsäußerungen. Wir sollten uns deshalb mit unseren guten Ratschlägen zurückhalten und die Ukraine in ihrem Kampf für unser aller Freiheit weiterhin klar und deutlich unterstützen“, sagte Friis.

Auch unter den Gästen: Claus Erichsen vom LHN, das frühere Regionsmitglied Jens Møller sowie Sonderburgs Ex-Bürgermeister A. P. Hansen. Foto: Gwyn Nissen
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