Jubiläumsjahr 2020

Haarder: „H. P. Hanssen war ein erfahrener Visionär“

Haarder: „H. P. Hanssen war ein erfahrener Visionär“

Haarder: „H. P. Hanssen war ein erfahrener Visionär“

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Bertel Haarder (r.) beschrieb in seiner Eröffnungsrede H. P. Hanssen als einen erfahrenen Visionär. Nina Nørgaard Jørgensen, Vermittlungschefin (l.) des Museums Nordschleswig, Mikkel Leth Jespersen, Museuminspektor (2. v. l.) und Ausstellungsarchitekt Troels Lærke hören dem Folketingsmitglied und vielfachen Minister zu. Foto: Paul Sehstedt

Das Museum Sønderjylland widmet dem bekannten Dänenführer eine Sonderausstellung in Apenrade. Das Publikum wird zum Mitentscheid aufgefordert.

„H. P. Hanssen war ein für das Dänentum in Schleswig unverzichtbarer Politiker, der weitsichtig dachte und dadurch nicht immer Zuspruch im Dänenlager fand“, erklärte Bertel Haarder, Folketingsmitglied und ehemaliger Minister, in seiner Ansprache zur Eröffnung einer Sonderausstellung, die das Museum Sønderjylland dem bekannten und respektierten Dänenführer H. P. Hanssen (1862-1936) gewidmet hat.

„Genforeningens Pris“ (deutsch: Der Preis der Wiedervereinigung) lautet ihr Titel. Sie ist im früheren Schifffahrtsmuseum in Apenrade, dem heutigen „Kulturhistorie Aabenraa“, zu sehen. 

Die Flensburg-Frage

Die anspruchsvoll gestaltete Ausstellung schildert den Politiker, Chefredakteur, Publizisten und Staatsmann aus Nordschleswig und fragt die Besucher, wie sie entschieden hätten, stünden sie vor den gleichen komplizierten Fragen wie einst H. P. Hanssen.

Wäre Flensburg 1920 zu Dänemark gekommen, wäre das sicherlich für die Nationalsozialisten der Anlass gewesen, nach der Machtergreifung die Grenze während der NS-Herrschaft zu revidieren.

Bertel Haarder, Folketingsabgeordneter

„Hanssen stand vor der Entscheidung, ob für Flensburg gekämpft werden sollte, aber bereits 1890 erkannte er, dass das Dänentum in der Stadt sich auf dem Rückzug befand“, erzählte Haarder den Museumsgästen.

Was wäre wohl gewesen, wenn?

„Wäre Flensburg 1920 zu Dänemark gekommen, wäre das sicherlich für die Nationalsozialisten (NS, red. Anm.) der Anlass gewesen, nach der Machtergreifung die Grenze während der NS-Herrschaft zu revidieren“, zeigte sich Haarder überzeugt. Er selbst ist übrigens 1944 in der Heimvolkshochschule von Randershof/Rønshoved geboren worden, die sein Vater geleitet hat.

Nina Jørgensen, Publikums- und Vermittlungsschefin des nordschleswigschen Museumswesens, sagte in ihrer Begrüßungsrede, dass die Ausstellung in vieler Hinsicht wichtig und berechtigt ist, um im Jubiläumsjahr die Einverleibung Nordschleswigs in Dänemark geschichtlich zu erläutern.

Else Roesdahl aus Aarhus stellt dem Museum Sønderjylland ein silbernes Horn aus dem Besitz ihres Urgroßvaters H. P. Hanssen für die Ausstellung zur Verfügung. Foto: Paul Sehstedt

Wie würdest du entscheiden?

„Zum ersten Mal in der Geschichte des Museums haben wir einen Ausstellungsarchitekten miteinbezogen, damit die Themenvermittlung verstärkt wird“, erläuterte Jørgensen.

Ausstellungsarchitekt Troels Lærke nahm den Faden auf und erläuterte dem Publikum den Aufbau: „Jeder Besucher bekommt am Eingang vier Jetons, mit denen er die gestellten Fragen mit Ja oder Nein beantworten kann. Versteht das heutige Publikum die Beweggründe H. P. Hanssens? Wie würden die Besucher entscheiden?“ – Jeder Gast erhält ein Ausstellungsheft, das die schweren Entscheidungen H. P. Hanssens bespricht.

Viele persönliche Gegenstände

Das Museum Nordschleswig hat eine sehenswerte Schau zusammengestellt, die mit vielen persönlichen Gegenständen aus dem Besitz von H. P. Hanssen bestückt ist. Seine Urenkelin Else Roesdahl aus Aarhus zum Beispiel hat dem Museum ein silbernes Horn geliehen.

Die Ausstellung ist bis zum Herbst des kommenden Jahres in Apenrade zu sehen. Das Museumsgebäude liegt passenderweise an der H. P. Hanssens Gade und wurde übrigens 1937 von Jep Fink, einem Neffen Hansens, gezeichnet.

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