Feridun Zaimoglu
Meister des Widerspruchs
Meister des Widerspruchs
Meister des Widerspruchs
Der deutsche Schriftsteller Feridun Zaimoglu hat zum dritten Mal Nordschleswig besucht. Dieses Jahr hat er in der deutschen Zentralbücherei Apenrade sein jüngstes Buch „Die Geschichte der Frau“ vorgestellt. Wir haben den Literaten dort getroffen.
Als der Schriftsteller Feridun Zaimoglu – Autor „der Geschichte der Frau“ – hinter dem Mikrofon des Hauses Nordschleswig auftaucht, gehen alle unsere Vorurteile zu Bruch.
Er hat es gewagt, über Frauen zu schreiben. Der Schriftsteller, der zum dritten Mal nach Nordschleswig eingeladen ist, schreibt gerne über Themen, zu denen er kein Verhältnis hat, sagt er. Das mache ihn aber nicht zu einem Verräter seines Geschlechts.
„Kann denn jemand, der keinen Menschen getötet hat, keinen Krimi schreiben?“, fragt er das in Gelächter ausbrechende Publikum der deutschen Zentralbücherei Apenrade, wo er am Mittwoch eine Lesung seines neuen Buches „Die Geschichte der Frau“ gab.
In der ersten Reihe sitzen nur Frauen, die Männer im Raum sind an einer Hand abzuzählen. Nichts Außergewöhnliches für Zaimoglu, dessen Publikum bei Lesungen hauptsächlich weiblich sei, wie er sagt.
Hinter der Überschrift
Seite nach Seite zeichnet der Schriftsteller in „der Geschichte der Frau“ – individuelle und wirkliche Schicksale nach, die sich zu einer großen Geschichte vereinen. Eine der vielen Frauen in seinem Buch ist zum Beispiel die biblische Zipporah, die Frau Moses‘.
Er könne nicht „Die Geschichte der Frau“ schreiben, sagt er, denn jeder Schriftsteller, jede Frau, jeder Mensch erzähle die eigene Version der Geschichte. Deshalb habe er seinem Verlag vorgeschlagen, das Buch ohne Überschrift zu veröffentlichen: „Ein Buch ohne Autor“, sagt jemand im Publikum.
Und diese „Frau“ in der Einzahl? Soll sie als ein Begriff verstanden werden? Geht es um die Frau im Allgemeinen? Alle Frauen?
„Wenn ich sagen würde, dass ich Frauen auswähle, und danach wäre das Thema abgedeckt, läge ich komplett falsch“, sagt der Schriftsteller.
Sprache des 21. Jahrhunderts
Zaimoglu schreibt alles mit den Händen, berichtet er. Er brauche weder einen Computer noch ein Smartphone und er bereue die Entwicklung der deutschen Sprache. Für ihn sind Grammatikregeln wichtig, um eine Sprache zu beherrschen.
Er versucht der virtuellen Welt zu entfliehen: „Das Internetdeutsch ist ein Deutsch, das hoffentlich morgen vergessen wird.“ Deshalb sei er kein Konservativer – er sei vielmehr jemand, der nach Schönheit suche.
Weit weg von den Bildschirmen schließt der Schriftsteller Zaimoglu die Veranstaltung mit einer authentischen Lesung eines Auszuges seines neuen Werkes. Gesten, eine Stimme auf stachligen Wörtern …