Kulturpreis

„Danke ist nur ein kleines Wort“

„Danke ist nur ein kleines Wort“

„Danke ist nur ein kleines Wort“

Rothenkrug/Rødekro
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Schauspielerin Bodil Jørgensen erzählte im Anschluss an die Preisverleihung über ihre Arbeit und sprach auch ein paar sehr persönliche Eckdaten ihres Lebens an. Foto: Karin Riggelsen

Bodil Jørgensen erklärte im Anschluss an die Verleihung des Rothenkruger Kulturpreises dem Landesteil ihre Liebe.

Auch wenn sie so gerade eben außerhalb Nordschleswigs in Vejen geboren wurde, so habe der Landesteil einen wichtigen Platz in ihrem Herzen, sagte die beliebte dänische Schauspielerin Bodil Jørgensen am Dienstagabend bei der Kulturpreisverleihung in Rothenkrug. Ihre Großmutter väterlicherseits stammte vom Hof „Sofiegård“ in Jarplund. Viele Angehörige hat es zudem nach Nordschleswig verschlagen. Eine ganz liebe Kusine, so veriet sie, sei mit einem echten Alsinger verheiratet.

Dem hat sie wohl auch auf die Lippen geschaut, wenn sie für eine Rolle „Sønderjysk“ parlieren musste.

Nach der berührenden Laudatio vom Kulturpreisvorsitzenden Claus Helsbøl hatte Bodil Jørgensen sämtliche Corona-Regeln kurz außer Acht gelassen und ihn herzlich umarmt.

Drei wichtige Buchstaben

„Danke ist auf Dänisch nur ein kleines Wort mit nur drei Buchstaben, aber es ist ein sehr wichtiges Wort“, stellte sie fest.

Und dankbar sei sie auch, dass es ihr nach dem Corona-Shutdown im Frühjahr auch wieder möglich ist, mit ihrem Programm „De forbudte Sange“ durch das gesamte Land zu tingeln. 32 Vorstellungen hat sie bereits gegeben. In den nächsten Tagen stehen Auftritte in Flensburg, Skive und Grenå auf dem Programm.

Bodil Jørgensen zog das Publikum mit Geist und Witz in ihren Bann. Foto: Karin Riggelsen

Deutsch-dänisches Grenzland: Ein Musterbeispiel

Apropos Flensburg: Wie das deutsch-dänische Grenzland mit den Minderheiten umgehe, sollte für alle Kriegsschauplätze der Erde als Musterbeispiel herangezogen werden, forderte Bodil Jørgensen. Jede Minderheit solle das Recht auf eigene Schulen und Büchereien haben, um ihre Kultur pflegen zu können.

In ihrem aktuellen Bühnenprogramm zum 100. Geburtstag der Angliederung Nordschleswigs an Dänemark singt sie nicht nur Lieder, die nach 1864 den damals dänischgesinnten Einwohnern des Landesteils von den deutschen Machthabern zu singen verboten worden waren. Bodil Jørgensen liest auch Passagen aus den herzzerreißenden Briefen des jüngeren Bruders ihrer Großmutter vor, der im Alter von 22 Jahren im Ersten Weltkrieg an der Ostfront starb. „Er musste für ein Land kämpfen, das eigentlich nicht das Seinige war“, so die Schauspielerin.

Verunglimpfung des Kulturbegriffs

Apropos Kultur: Es ärgert Bodil Jørgensen unsäglich, dass bei der aktuellen Diskussion über sexuelle Übergriffe in Politik und am Arbeitsplatz im Dänischen davon geredet werde, dass die „Kränkerkultur“ geändert werden müsse. Sie wehre sich vehement dagegen, dass die Worte Kränkung und Kultur in einem Atemzug erwähnt würden. „Kultur ist etwas ganz anderes. Kultur ist Sprache, Geschichte und vieles mehr, aber beileibe kein sexueller Übergriff“, betonte sie.

Bodil Jørgensen zeigte keine Berührungsängste mit dem Publikum. Foto: Karin Riggelsen

Werbung in eigener Sache

Bodil Jørgensen betrieb ein klein wenig Eigenwerbung, indem sie allen Anwesenden den TV-Weihnachtskalender ans Herz legte, bei dem sie eine demente Großmutter spielt, und auf die Dreharbeiten für die Fortsetzung des dänischen Anti-Kriegsdramas über die Widerstandsgruppe vom Krug Hvidsten Kro hinwies. Diese Filmaufnahmen werden sie auch wieder nach Nordschleswig führen, da ein Teil der Dreharbeiten in Pattburg (Padborg) stattfinden soll.

Schwerer Unfall bei Dreharbeiten

Übrigens könne sie sich sehr gut vorstellen, irgendwann, wenn sie beruflich nicht mehr an Kopenhagen gebunden ist, nach Nordschleswig zu ziehen. Vor allem die nordschleswigsche Westküste hat es ihr angetan, obwohl sie dort 2014 bei einem schweren Unfall bei Dreharbeiten auf Mandö fast tödlich verletzt wurde.

Sie kannte noch den Namen ihres Lebensretters. Ohne die kompetente Behandlung von Notarzt Christian Jeppesen am Unfallort wäre sie unweigerlich gestorben. Davon ist sie überzeugt. Ihr Schauspielerkollege Jesper Asholt habe ihr bis zum Eintreffen der Retter die Hand gehalten, erzählte sie in Rothenkrug. „Ich glaube, ich sehe das Totenschiff“, hatte er ihr damals gesagt. „Nein, nein – das ist die Fähre nach Fanø“, hatte sie ihn damals beruhigt. – „Ich hatte recht“, stellte sie am Dienstagabend lachend fest. Es war die Fähre und nicht das Totenschiff. Sie sei auch noch nicht bereit zum Sterben gewesen. Ihre jüngste Tochter Rigmor war damals gerade erst sechs Jahre alt. Der Unfall habe sie auch wieder enger an den christlichen Glauben geführt, unterstrich sie.

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