Büchereien

Offene Probleme

Offene Probleme

Offene Probleme

Apenrade/Aabenraa
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Die Bücherei ist zum Lesen, Reden, Verweilen und Wohlfühlen da. Foto: Archiv

Immer wieder nutzen Jugendgruppen das offene System der unbemannten Büchereien aus und hinterlassen Chaos. Die Betreiber reagieren konsequent – und suchen den Dialog.

Abgerissene Weihnachtssterne, Lippenstiftschmierereien am Spiegel – in der Deutschen Zentralbücherei  Apenrade haben sich Jugendliche am Neujahrstag über das offene System eingeloggt und vor Ort Unheil angerichtet. Zudem kam es zu Situationen, in denen Jugendgruppen für Unruhe sorgten oder dem Personal gegenüber unangenehm auftraten. Auch in der dänischen Bibliothek haben Jugendliche immer wieder Chaos hinterlassen.

Konsequent durchgegriffen

In beiden Fällen haben die Büchereileitungen konsequent durchgegriffen. „Wir haben schnell und hart reagiert und einige Nutzer der offenen Bücherei erst mal gesperrt“, sagt Claudia Knauer, Büchereidirektorin der deutschen Büchereien in Nordschleswig. „In solchen Fällen gibt es bei uns überhaupt keine Toleranz.“

Foto: DN-Archiv

Eine Polizeianzeige wegen Sachbeschädigung behalte man sich vor.
Eine Gruppe habe nach den Vorfällen erneut versucht, sich über das Nutzersystem selbst einzulassen – ohne Erfolg.

„Wir haben umgehend das Gespräch mit der Schule der Jugendlichen gesucht, die in unserer Nähe liegt“, berichtet Knauer. Auch die Kooperation mit der Kriminalpräventiven Zusammenarbeit (SSP) vor Ort laufe. „Ich will, dass sich die Mitarbeiter und Nutzer der Bücherei wohlfühlen.“

Chaos in der dänischen Bücherei

So sieht das auch Bente Skøtt Christiansen, Mitarbeiterin der dänischen Bibliothek in Apenrade. „Unsere Räume wurden während der unbemannten Öffnungszeiten immer wieder zum Aufenthaltsraum für Jugendliche umfunktioniert.

Dabei kam es zu Lärm und Aufruhr, zurück blieb Chaos.“ Daraufhin habe man das Alter der Nutzer für die offene Bücherei auf 13 heraufgesetzt – und Personen zeitweise gesperrt. „Wer sich nicht ordentlich verhält, kommt für einen Monat in Quarantäne. Das hilft als Warnschuss ganz gut“, so Skøtt Christiansen.

Zu uns ins Haus kommen am Wochenende rund 1.000 Besucher, da ist man also nicht alleine. Demnach ist die Hemmschwelle, sich schlecht zu verhalten, größer.

Carsten Nicolaisen

In den Büchereien, die im Sonderburger Multikulturhaus untergebracht sind, ist es bislang zu keinen nennenswerten Vorfällen gekommen.

Bibliothekar Carsten Nicolaisen hat dafür eine Erklärung parat: „Zu uns ins Haus kommen am Wochenende rund 1.000 Besucher, da ist man also nicht alleine.

Demnach ist die Hemmschwelle, sich schlecht zu verhalten, größer.“ Außerdem investiere man in Personal, auch am Wochenende. „Das macht sich bezahlt.“

In der Jugendecke können die Teenager Videospiele spielen, arbeiten und lesen. Die schönsten Romane für die Altersklasse stehen dort bereit. (Archivfoto) Foto: Archiv

Es gebe keine Pauschalverurteilung von Gruppen, sagt Büchereidirektorin Knauer. „Wir sehen uns den Einzelnen an. Jeder, der sich ordentlich verhält, ist willkommen.

Wenn eine Gruppe junger Männer in unsere Jugendecke kommt und dort Playstation spielt, so wie ich es neulich erlebt habe, und wir die Ecke am nächsten Tag aufgeräumt vorfinden, ist das wunderbar. Aber hier ist kein Platz für schlechtes Benehmen, Zerstörung und die Missachtung unserer Werte.“

Ihre Mitarbeiter seien instruiert, unter anderem im Zweifelsfall die Polizei zu rufen. Ansonsten setzt man auf den Dialog. „Man tut auch den Jugendlichen kein Gefallen, wenn man ihnen das einfach so durchgehen lässt“, sagt Knauer.

„Dialog suchen“

John Hansen ist Berater der  Kriminalpräventiven Zusammenarbeit  SSP in Apenrade. Ihm ist bekannt, dass es  in den Büchereien zu Herausforderungen mit jungen Leuten kommt.

„Es gibt immer wieder Perioden, in denen sich solche Vorfälle häufen. Werden wir hinzugerufen, suchen wir den Dialog mit den Jugendlichen“, so Hansen. „Herausfordernd wird es dann natürlich, wenn sich andere Nutzer der Bücherei gestört fühlen.“

Was rät er Betroffenen? „Man kann sehr wohl darum bitten, dass es nicht so laut zugeht. Generell ist es immer wichtig, den Dialog zu suchen. Aber wenn man sich unwohl fühlt, sollte man natürlich gehen und der Büchereileitung den Vorfall mitteilen.“

Würden Grenzen überschritten und gehe es um mehr als um Ruhestörung, sei die Sache ein Fall für die Polizei. „Die präventive Arbeit, die Gespräche mit den Jugendlichen, bringt aber meistens schon sehr viel.“

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