Umwelt und Natur

Sechs von zehn Kommunen spritzen gegen Pflanzen

Sechs von zehn Kommunen spritzen gegen Pflanzen

Sechs von zehn Kommunen spritzen gegen Pflanzen

Apenrade/Aabenraa
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An der Wiedauschleuse bei Hoyer setzt die Kommune Tondern Pestizide gegen Unkraut auf dem Parkplatz ein – die Chemikalien werden bei Regen in die angrenzende Natur des Nationalparks Wattenmeer gespült. Foto: Volker Heesch

Der Natur- und Umweltschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ mobilisiert Bürger für Forderung nach giftfreien öffentlichen Grünflächen. Die Präsidentin des Verbandes nennt Einsatz von Pestiziden durch Kommunen unnötig.

Der größte dänische Natur- und Umweltschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ (DN) hat eine neue Kampagne gestartet, um alle Kommunen in Dänemark zu einem Verzicht auf chemische Bekämpfungsmittel bei der Pflege von Grünflächen und der Unkrautbekämpfung auf befestigten Flächen zu bewegen.

In Nordschleswig „giftige“ Kommunen

Der Verband hat alle 98 dänischen Kommunen unter die Lupe genommen und festgestellt, dass vier von zehn Kommunen bereits auf den Einsatz von Pestiziden auf ihren Flächen verzichtet haben. In Nordschleswig setzen die Kommunen Tondern und Hadersleben weiterhin die „chemische Keule“ ein, die seit Jahren in Dänemark wegen immer neuer Pestizidverunreinigungen des Grund- und Trinkwassers kritisiert wird. In den Kommunen Apenrade und Sonderburg werden Pestizide nur noch gegen invasive Pflanzenarten wie den Riesenbärenklau oder den Riesenknöterich eingesetzt.

Verbot bei Privatleuten in Sicht

Umweltministerin Lea Wermelin (Sozialdemokraten) hatte zuletzt ein Verbot des Einsatzes von Pflanzenvernichtern wie Glyphosat in Privathaushalten in Aussicht gestellt. Dieses am häufigsten in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzte Spritzmittel steht seit Jahren unter dem Verdacht, durch Vernichtung von Unkraut und anderen Pflanzen in der Agrarlandschaft Vögeln und Insekten die Lebensgrundlage zu entziehen. Außerdem wird diskutiert, ob es krebserregend sein könnte. Die Präsidentin des Naturschutzverbandes, Marie Reumert Gjerding, verweist darauf, dass alle Kommunen angesichts der nicht gelösten Trinkwasserbelastung durch Pestizide auf deren Einsatz verzichten könnten.

Alternativen funktionieren

Die giftfreien Kommunen setzten heißen Dampf, Flammen, Hacken und andere mechanische Unkrautentferner ein. Außerdem sorge man durch Wahl der Bepflanzung und Einsatz von Weidetieren dafür, dass auf Pflanzenvergiftung verzichtet werden könne. „Es ist völlig unnötig, dass immer noch so viele Kommunen Spritzgifte einsetzen. Wenn vier von zehn Kommunen den Weg aufzeigen, wie es ohne geht, dann ist es doch fällig, dass auch der Rest diese Richtung einschlägt“, so Reumert Gjerding.

Sie erinnert daran, dass im Jahre 2018 nicht weniger als vier von zehn Trinkwasserbrunnen Spritzmittel enthielten. In jedem zehnten Brunnen waren die Grenzwerte überschritten. DN mahnt, dass besonders der Einsatz von Pestiziden gegen Unkraut auf befestigten Plätzen schädlich sei. Denn dort bestehe die Gefahr, dass die Chemikalien durch Regen in Kanalisationen gespült werden und Gewässer schädigten. In Deutschland dürfen schon seit Jahren keine Pestizide auf geteerten und gepflasterten Flächen eingesetzt werden.

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