Wahlkampf

Duell um die Gunst des rechten Fünftels

Duell um die Gunst des rechten Fünftels

Duell um die Gunst des rechten Fünftels

Apenrade/Aabenraa
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JV-Chefredakteur Mads Sandemann (Bildmitte) mit Kristian Thulesen Dahl und Pernille Vermund. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

In Apenrade haben sich am Donnerstag die Vorsitzenden der beiden Parteien am rechten Rand der dänischen Demokratie zu einem Duell verabredet. Kristian Thulesen Dahl und Pernille Vermund stritten sich darum, wer von beiden rechter ist.

Der große Saal im Apenrader Folkehjem war gut gefüllt, die Eintrittskarten, die die Tageszeitung JydskeVestkysten für das Rededuell der beiden Parteiführer vom rechten Rand ihren Abonnenten feilbot, waren offenbar wie warme Semmeln weggegangen. Danmarks Radio und TV2 berichteten live.

Kristian Thulesen Dahl (Dänische Volkspartei) und Pernille Vermund (Neue Bürgerliche) stritten sich am Donnerstag vor laufenden Kameras darum, wer von beiden eine strammere und aus ihrer Sicht effizientere Ausländerpolitik führen würde.

31,8 Prozent hat die Dänische Volkspartei bei der vergangenen Folketingswahl in Apenrade erreicht. Rund 20 Prozent der Wähler in Dänemark gelten als geneigt, eine Partei am rechten Rand zu wählen. Bisher war das die Dänische Volkspartei. Doch dieses Jahr will Pernille Vermund einen Teil abhaben bei der kommenden Wahl.

Kristian Thulesen Dahl
Kristian Thulesen Dahl Foto: Cornelius von Tiedemann

Wer ist rechter – wer ist bürgerlicher?

Das will Thulesen Dahl verhindern und er legte los, indem er die Klassiker der rechten Rhetorik auspackte: Ausländer kosten uns unser Geld, egal ob bei Kindergeld oder Studienförderung. Zugleich unterstrich er aber auch, dass er und seine Partei sich für die „Zusammenhangskraft“ in Dänemark einsetzen wollen, indem sie für eine sozial gerechtere Gesellschaft sorgen – womit er den „liberalisitischen“ Hintergrund seiner Gegnerin angriff, die Steuersenkungen und Deregulierung forderte.

Thulesen Dahl verankerte seine Partei im blauen Block, wenngleich er Wert darauf legte, dass Dänemark wieder eine funktionierende Wohlfahrtsgesellschaft werden müsse. „Du klingst nicht sehr bürgerlich“, sagte Vermund. „Wir müssen Jahr für Jahr als Gesellschaft reicher werden“, sagte sie, nur dann könne die Versorgung der Alten in Zukunft gesichert werden.

 

Pernille Vermund macht sich für ihren Auftritt bereit. Foto: Cornelius von Tiedemann

Vermund: Vorbild Glistrup

Vermund zeichnete ein Bild einer zerrütteten Gesellschaft, die es zu schützen und zu kitten gelte – vor allem dadurch, dass nicht mehr wie bisher mehr Menschen nach Dänemark einwandern als auswandern. „Die Probleme wurden leider nicht gelöst und werden Jahr für Jahr schlimmer, nur etwas langsamer dank DF“, sagte sie. Sie forderte eine radikal strammere Ausländerpolitik und kündigte erneut an, ultimative Forderungen zu stellen, wenn ihre Partei einen Regierungschef mitwählen sollte.

Sie erhoffe sich, dass sie die ihrer Meinung nach zentralen Probleme, an denen ihrer Auffassung nach vor allem Einwanderer Schuld sind, gemeinsam mit der Dänischen Volkspartei lösen können wird. „Wir setzen den Politikern den Stuhl vor die Tür“, sagte sie dann, ohne allerdings darauf einzugehen, wo sie selbst dann künftig sitzen will.

Dahl sagte, direkt gefragt, dass seine Partei deutlich weiter rechts stehe als die Neue Bürgerliche, was Vermund bestritt. Dahl sagte, er sei nicht bereit, auf die ultimativen Forderungen der Neuen Bürgerlichen einzugehen oder sich ihnen anzuschließen, auch wenn inhaltliche Einigkeit bestehe. Er nannte das Beispiel des mit seinen ultimativen Steuerforderungen spektakulär gescheiterten heutigen Außenministers Anders Samuelsen (Liberale Allianz).

„Wenn die anderen Politiker damals auf Mogens Glistrup gehört hätten, hätten wir heute nicht die Probleme, die wir haben“, nannte hingegen Vermund das Beispiel  des Urvaters der Rechtspopulisten in Dänemark, als ihre Kompromisslosigkeit in Frage gestellt wurde.

 

Volles Haus im Folkehjem in Apenrade. Foto: Cornelius von Tiedemann

Dahl: Lieber Einfluss als Ultimaten

Vermund brauchte immer wieder ihre Familie in Beispielen, sprach darüber, dass sie es ihren Kindern schuldig sei, sich einzusetzen und dass sie nichts zu verlieren habe, da sie erfolgreich im Berufsleben stehe. Es geht ihr um die Sache, so ihre Botschaft.

Applaus bekam Dahl für seine Feststellung, dass die inzwischen wieder eingeführten Grenzkontrollen niemals hätten abgeschafft werden dürfen – und dafür, dass er Vermund für ihre Vergangenheit in der Konservativen Partei angriff, eine Partei, die im Gegensatz zur Neuen Bürgerlichen heute, damals für die europäische Zusammenarbeit stand.

Dahl seinerseits verteidigte seinen politischen Flirt mit der Vorsitzenden der Sozialdemokraten, Mette Frederiksen. Es sei erfreulich, dass sie ihre Ansichten in Bezug auf die Ausländerpolitik geändert habe und er sei auch bereit, ihr in dieser Frage zu trauen.

„Wenn die Dänen entscheiden, eine andere Regierung zu haben, dann ist es für mich wichtig, weiterhin Einfluss auf die Ausländerpolitik zu haben und Mette Frederiksen und die Sozialdemokraten in die Verantwortung zu nehmen“, so Dahl.

 

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