Deutsche Minderheit

Dokumentation zum Abstimmungs-Schauspiel „Amphibien“

Dokumentation zum Abstimmungs-Schauspiel „Amphibien“

Dokumentation zum Abstimmungs-Schauspiel „Amphibien“

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Theatergruppenleiter Jürgen Schultze mit dem kleinen Buch zur Theateraufführung „Amphibien". Foto: Volker Heesch

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Schleswig-Holsteinische Landtag hat ein 75 Seiten starkes Buch zur Aufführung des Gemeinschaftswerkes der Theatergruppe des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig in Apenrade und der Uni Flensburg veröffentlicht: Abgedruckter Text unterstreicht Bedeutung des Gegenwartsstücks zum Verständnis des viel zu lange ungelösten Grenzkonfliktes.

Zu Beginn des Veranstaltungsreigens anlässlich der Erinnerung an die Volksabstimmungen und die Neufestlegung der deutsch-dänischen Grenze 1920 hat das Theaterstück „Amphibien – Ein Deutsch-Dänisches Abstimmungsschauspiel“ am 14. Februar 2020 im Schleswig-Holsteinischen Landtag seine Premiere erlebt. Das Bühnenwerk, das der Leiter der Theatergruppe des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN), Jürgen Schultze, und die damalige Schülerin Stella Sina, die auch Ensemblemitglied ist, gemeinschaftlich verfasst haben, bekam viel Beifall und Beachtung sogar in Fernsehbeiträgen.

Anregung des Landtagspräsidenten

Doch wie fast alle deutschen und dänischen Grenzjubiläumsveranstaltungen machte die Corona-Krise auch hier einen Strich durch die Rechnung. Es konnten nur wenige Aufführungen des Theaterstücks stattfinden, das auf Anregung des schleswig-holsteinischen Landtagspräsidenten Klaus Schlie (CDU) entstanden ist – als Gemeinschaftsprojekt der DGN-Theatergruppe und Studierenden der Universität Flensburg.

Kürzlich hat der Schleswig-Holsteinische Landtag eine Dokumentation zur Theaterproduktion „Amphibien“ veröffentlicht, deren Lektüre unterstreicht, dass diese eine herausragende Würdigung und Schlussfolgerungen aus der blutigen und destruktiven Grenzlandgeschichte enthält.

Gelungene Verarbeitung des Grenzthemas

Das im Text der Dokumentation wiedergegebene Grußwort des Landtagspräsidenten zur Aufführung gibt ebenso wie das Vorwort Jürgen Schultzes Einblick in das interessante Werk, das frei von den auch 100 Jahre nach der Grenzziehung noch entstandenen rührseligen Lobpreisungen der „Wiedervereinigung“ oder nationalistischer Verbitterung über die nach 100 Jahren glücklicherweise friedliche Grenzlinie ist.

Nachzulesen ist auch, wie viele Personen an der Realisierung der Aufführung beteiligt waren. „Die Idee stammt ursprünglich von Jutta Schmidt-Holländer vom Referat für Europa-Angelegenheiten, Ostseekooperation und Minderheitenfragen des Landtags. Sie hat auch die Anregung zur Zusammenarbeit mit der Universität Flensburg gegeben“, berichtet Theatergruppenleiter Jürgen Schultze im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Literarische Anleihen

Und Schultze schwärmt trotz des Bedauerns über die ausgefallenen Aufführungen gerade in Nordschleswig darüber, dass er wohl „noch nie ein so gutes Team“ erlebt habe. Stella Sina, die Co-Autorin des Stücks, die auch in einer doppelten Hauptrolle auftrat und bereits seit Jahren auch im Theater Møllen in Hadersleben (Haderslev) aktiv gewesen ist, strebt mittlerweile eine Profiausbildung als Schauspielerin an.

Niclas Bauer und Stella Sina während der Premiere des Theaterstücks „Amphibien" im Landtag in Kiel. Foto: Katja Elsberger / Der Nordschleswiger

 

Interessant ist an dem Bühnentext, wie darin historische Originalzitate, vielfach aus dem Bestand des Deutschen Museums Sonderburg Eingang gefunden haben. Ebenso, dass ein historisches Werk zum Zweiten Schleswigschen Krieg, Tom Buk Swientys „Schlachtbank Düppel“ (dänischer Originaltitel Slagtebænken Dybbøl) und der Roman „Riss durchs Festland“ von Uwe Pörksen Anregungen lieferten.

 

Handlung zieht Verbindung in die Gegenwart

Der Titel „Amphibien“ weist auf die Existenz vieler Grenzlandbewohner als national betrachtete Doppelwesen hin, so wie Amphibien mal Landtiere, mal Wasserbewohner sind. Beeindruckend ist die Einbeziehung eines Zeitraums von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart in die Bühnenhandlung. Dabei wird eine Verbindung vom blutigen Ernst des vom überschäumenden Nationalismus mitten durch das mehrsprachige, mehrströmige und jahrhundertelang intern friedliche Schleswig in die Gegenwart einer Studenten-WG geknüpft.

Szenen aus den mörderischen Schlachten oder Zerwürfnisse zwischen Familien lassen heutige Grenzlandbewohner erschaudern. Allerdings zeigt das Treiben der dänischen, deutschen und indifferenten WG-Bewohnerinnen und -bewohner, dass auch Gegenwartsmenschen voller Vorurteile und Stereotype hinsichtlich ihres eigenen Nationalbewusstseins und Selbstverständnisses sind.

Illustriert ist das kleine Buch mit farbigen Fotos von den nur drei Aufführungen. Die Publikation ist ein kleines Trostpflaster für alle, die die Aufführungen nicht erleben durften.     

Die Publikation ist über den Schleswig-Holsteinischen Landtag erhältlich: Tel. 00404319880

www.sh-landtag.de    

Mehr lesen