EU- und Folketingswahl

Grenzpendler-Kampagne: SP empfiehlt Wahl pro-europäischer Parteien

Grenzpendler-Kampagne: SP empfiehlt Wahl pro-europäischer Parteien

Grenzpendler-Kampagne: SP empfiehlt Wahl pro-europäischer Parteien

Dirk Thöming
Apenrade/Aabenraa
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Der Flensburger Erich Mick pendelt seit 14 Jahren nach Broacker über die Grenze, wo er in einer Ziegelei arbeitet. SP setzt in einer aktuellen Kampagne vor den Wahlen den Fokus auf das Grenzpendeln. Foto: Schleswigsche Partei

Die Schleswigsche Partei (SP) engagiert sich vor der Europa- und Folketingswahl für freie Beweglichkeit der Arbeitskraft in Europa. Abstimmung „Ja“ oder „Nein“ zur freien Beweglichkeit geplant.

„Wir kandidieren nicht selbst zur Europa- und Folketingswahl. Aber es ist eine Tradition, dass wir unseren Wählern eine Wahlempfehlung geben. Wir machen es, weil wir uns als Teil dieser Gesellschaft sehen und unsere Wähler auffordern wollen, an den Wahlen teilzunehmen.“

Dies sagt Ruth Candussi, Parteisekretärin der Schleswigschen Partei (SP), wenige Wochen vor den Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai. Die Folketingswahl wird, wie berichtet, wahrscheinlich zum selben Termin ausgeschrieben, aber spätestens zum 14. Juni.

In einer aktuellen Kampagne befasst sich die SP mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der freien Beweglichkeit von Arbeitskraft über die europäischen Grenzen. Beides wird befürwortet.

In einer Annonce in einer dänischen Zeitung wird ein Grenzpendler aus Flensburg vorgestellt, der in Broacker in einer Ziegelei arbeitet. Zudem sollen über facebook ein weiterer Grenzpendler sowie ein Koch-Auszubildender aus Dänemark, der den praktischen Teil seiner Lehre in einem Restaurant auf Sylt absolviert, vorgestellt werden.

„Man kann dann auf facebook mit ,Ja‘ oder ,Nein‘ darüber abstimmen: Ist es gut, dass man innerhalb Europas dort arbeiten kann, wo man möchte“, sagt die Parteisekretärin.

Natürlich gebe es innerhalb der EU noch viel nachzubessern, und es müsse ordentliche Arbeits- und Lohnverhältnisse geben.

„Es wird interessant sein zu sehen, wie abgestimmt wird. Man kann auch mit ,Nein‘ stimmen, wenn man etwa der Meinung ist, dass es in erster Linie dänische Arbeitskräfte für den dänischen Arbeitsmarkt geben soll. Aber dies ist nicht unser Fokus. Wir sehen das Positive am freien Arbeitsmarkt. Wir denken an die Bereiche, in denen wir nicht genügend geeignete Arbeitskräfte haben“, sagt Ruth Candussi.

Region-Abschaffung gab den Impuls

Das gesamte Thema „grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei von der SP auf die Tagesordnung gesetzt worden, als bekannt wurde, dass die aktuelle dänische Regierung die Regionen abschaffen möchte.

„Die Region hat viele Funktionen, die mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu tun haben, etwa im Gesundheitswesen. Auch das Interreg-Büro in Kruså gehört zur Region Süddänemark mit Sitz in Vejle. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit, offene Grenzen und Kulturaustausch über die Grenzen hinweg sind Kernthemen der Schleswigschen Partei“, so Candussi.

Aus diesem Grund fordere die SP vor diesen Wahlen dazu auf, pro-europäische Parteien zu wählen.

„Inwieweit die Parteien als pro-europäisch eingestuft werden, wollen wir den Wählern selbst überlassen“, sagt die Parteisekretärin der SP.

Seit Ende des vergangenen Jahres beschäftigt sich die Schleswigsche Partei (SP) intensiver mit dem Thema grenzüberschreitender Zusammenarbeit.

„Den Anfang machte das Gesundheitswesen. Die Frage ist, warum etwa die Möglichkeit einer Strahlenbehandlung in Flensburg nicht wieder eingeführt wurde. Wir merkten aber, dass die gesamte grenzüberschreitende Zusammenarbeit von der Abschaffung der Regionen betroffen ist“, sagt Parteisekretärin Ruth Candussi.

Es soll ordentliche Verhältnisse geben

Vor den bevorstehenden Folketings- und Europa-Wahlen gibt es jetzt eine Kampagne zum grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und der freien Beweglichkeit von Arbeitskraft in Europa.

„Polnische Kleinlaster sollen nicht das tragende Modell werden. Wir wollen, dass die Arbeitskraft frei beweglich ist, aber dass es ordentliche Verhältnisse gibt. Man soll sich hier niederlassen und Teil der Gesellschaft sein“, sagt die Parteisekretärin.

In einer großformatigen Zeitungs-Annonce, die am Sonntag erscheint, wird der Flensburger Erich Mick vorgestellt, der seit 14 Jahren zur Arbeit über die Grenze nach Broacker pendelt. Mick arbeitet dort als Leiter in der Ziegelei Petersen Tegl.

„Außer Erich Mick haben sich noch zwei andere Arbeitnehmer für unsere Kampagne zur Verfügung gestellt“, so Ruth Candussi.

 

Jürgen Handler pendelt zum Krankenhaus in Apenrade zur Arbeit. Er ist Teil der facebook-Kampagne, die SP vor den Wahlen führen will. Foto: Schleswigsche Partei

 

Der Deutsche Jürgen Handler ist Grenzpendler und arbeitet als Chirurg am zentralen Krankenhaus in Apenrade.

„Viele Deutsche pendeln nach Dänemark hinein. Dies ist positiv und soll auch in Zukunft so sein. Es ist zufällig eine Grenze dazwischen, aber dies soll keine Hinderung sein“, sagt die Parteisekretärin. Der Fokus liege auf Bereichen, in denen es in Dänemark einen Mangel an qualifizierter Arbeitskraft gibt.

„Wir sehen durch das Grenzpendeln keinen Nachteil, sondern eher eine Riesenmöglichkeit für Nordschleswig“, sagt Ruth Candussi.

Grenzkontrollen werden abgelehnt

Die Grenzkontrollen sind der SP bekanntlich ein Dorn im Auge. „Zum einen, weil es zu bestimmten Zeiten Staubildung geben kann und somit eine rein physische Barriere ist. Aber auch, weil die Grenzkontrollen die Grenze sichtbar gemacht haben“, so Candussi.

Der dritte Mitwirkende in der aktuellen Kampagne ist der jugendliche Däne Christopher Gäbler aus Hadersleben. Er hat in der Berufsausbildungs-Einrichtung EUC Syd (University College Süd) eine Ausbildung zum Koch begonnen und absolviert jetzt den praktischen Teil im Restaurant „Spices“ auf Sylt. Die grenzüberschreitende Ausbildung ist über das EU-Projekt „Starforce“ zustande gekommen.

„Der Ausbildungsteil auf Sylt gibt dem jungen Mann sowohl deutsche Sprachkenntnisse als auch internationale Erfahrung“, sagt die Parteisekretärin. Ziel ist es, mehr Ausbildungsgänge so zu gestalten, dass sie beidseits der Grenze anerkannt werden und somit Barrieren der freien Beweglichkeit abzubauen.

Die Schleswigsche Partei setzt sich in weiteren Ausbildungs-Bereichen, etwa bei den Unis, für eine Ausweitung der grenzüberschreitenden Möglichkeiten ein. „Leider geschieht bei den Universitäten in Flensburg und Sonderburg eher das Gegenteil. Von den ehemaligen grenzüberschreitenden Studiengängen ist nur noch einer erhalten geblieben“, sagt Ruth Candussi.

Diese Annonce wird am Sonntag in Jydske Vestkysten veröffentlicht. Foto: Schleswigsche Partei
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