Christiane Frick

„Märchen haben mich gelehrt, niemals aufzugeben“

„Märchen haben mich gelehrt, niemals aufzugeben“

„Märchen haben mich gelehrt, niemals aufzugeben“

Laure Saint-Alme
Apenrade/Aabenraa
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Im Deutschen Kindergarten Rothenkrug/Rødekro öffnet die Märchenerzählerin Christiane Frick das Tor der Märchenwelt. Foto: Karin Riggelsen

Die Märchenerzählerin Christiane Frick hat ihre Leidenschaft in einen Beruf verwandelt. Als sie den „Nordschleswiger“ besucht, erzählt sie eine Geschichte, die in keinem Buch zu finden ist: ihre eigene.

Christiane Frick machte vor zehn Jahren ihre erste Ausbildung zur Märchenerzählerin. Obwohl sie schon viel Erfahrung mit Kindern hatte, entdeckte sie eine andere Weise, den Kindern etwas beizubringen. 

Heute erzählt sie zehn Stunden pro Woche Volksmärchen in den sieben deutschen Kindergärten des Distrikts „Deutsche Kindergärten Apenrade" (DKA), sagt sie bei ihrem Besuch beim „Nordschleswiger“ – und das nicht nur, weil sie dabei Spaß hat.

Volksmärchen machen stark

Christiane Frick, Märchenerzählerin

Drei Wochen lang wiederholt sie mit den Kindern dieselbe Geschichte, und am Ende spielt sie sie mit ihnen wie ein Theaterstück. 

Direkt bringen zwar Märchen nichts anderes als die spontane Reaktion der Kinder, so Frick. Aber sie bringen indirekt viel für ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung: „Märchen sind Bilder, die das Leben spiegeln“, sagt sie. 

Die Kinder können sich mit den fiktiven Figuren identifizieren. Foto: Karin Riggelsen

Alle Kinder haben Unsicherheiten. Deshalb können sie sich mit den Märchenfiguren identifizieren. „Volksmärchen machen stark“, beweist Frick: Wenn der Dummling in Grimms Märchen nach schwierigen Zeiten die Prinzessin als Frau gewinnt, können die Kinder ihre Ängste im Märchen lassen und ihre Hoffnung wiederfinden. 

„Ich lese nicht vor, ich erzähle“, präzisiert Frick. „Um eine gute Märchenerzählerin zu sein, muss man dafür brennen“.

Frick bekam ihr erstes Märchenbuch mit sechs Jahren.  Jetzt spiegele sie sich auch in den Märchen. Es gebe auch einen wertvollen Austausch, sagt sie: „Ich freue mich, wenn ich spüre, dass die Kinder sich auch freuen.“

Märchen helfen Erwachsenen

Viele Erwachsene mögen Märchen, aber Christiane Frick hat schon bemerkt, dass andere dafür kein Verständnis haben. Erwachsene haben bei den Märchen ein ganz anderes Gefühl.

Sie finden zum Beispiel in „Rotkäppchen“ den Tod des Wolfes grausam, während die Kinder davon überzeugt sind, dass der Wolf dieses Ende verdient hat.

„Ich lese nicht vor, ich erzähle“, sagt Frick. Foto: Karin Riggelsen

Allerdings ist Frick sicher, dass Märchen ihr und allen anderen im Erwachsenleben helfen können.

Sie besichtigte das Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen mit Kollegen und als der Tourführer, ein ehemaliger Gefangener, von psychologischer Folter sprach, spürte sie etwas. Er musste eine Verbindung mit Märchen gehabt haben, dachte sie.

Sie fragte ihn und er antwortete, dass er selbst die Grimms Märchen gelesen hatte: „Märchen hatten ihm geholfen, niemals aufzugeben, so wie sie mich gelehrt haben, niemals aufzugeben,“ sagt Frick dem „Nordschleswiger“. 

Das sei für die Märchenerzählerin ein tiefgreifendes Erlebnis gewesen. Es liege ihr heute am Herzen, auch in Kindergärten oder Schulen außerhalb Apenrades Märchen zu erzählen.

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