Museum

Die ganz ureigene Geschichte des Hutes

Die ganz ureigene Geschichte des Hutes

Die ganz ureigene Geschichte des Hutes

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Sonderburg/Sønderborg
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Foto: dpa

Im historischen Teil des alten Augustenburger Rathauses ist seit 2014 das Hutmuseum untergebracht. Es zeigt Kopfbedeckungen im Wandel der Zeiten, ergänzt mit Damen- und Kinderbekleidung.

Im historischen Teil des alten Augustenburger Rathauses ist seit 2014 das Hutmuseum untergebracht. Es zeigt Kopfbedeckungen im Wandel der Zeiten, ergänzt mit Damen- und Kinderbekleidung.

Wer sich für die Geschichte der Mode interessiert, besonders die für Frauen und den Fokus dabei auf die Kopfbedeckung legt, wird beim Besuch des Hutmuseums aus dem Staunen und  Sich-Wundern kaum herauskommen. Dort warten mehr als 1.000 Hüte vom 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit darauf, (wieder)entdeckt zu werden.

Das kann schon im Vorraum des Hauses am Louisa Augusta Plads, dem Eingang zum historischen Teil des alten Rathauses   beginnen: Da steht ein Baum voller Strohhüte in der Ecke.

Und es geht weiter. Erst kürzlich hat ein Paar aus Norburg eine Hutkreation seiner Vorfahrin vorbeigebracht. Datiert wird das einzigartige Prachtstück in Braun auf das 19. Jahrhundert. „Es passiert oft, dass Leute vorbeikommen und uns Sachen bringen, die sie beim Ordnen des Nachlasses gefunden haben“, sagt Jette Andersen, seit acht Jahren Mitglied der Hutgilde.  Ihre Ansicht von Hut deckt sich mit den ausgestellten Stücken: „Ein Hut gehörte einfach zur Frau, wenn sie ausging. Ein Hut wirkt elegant, du gehst anders, wenn du einen Hut trägst. Manchmal gehe ich auch mit Hut. Wenn ich die kreative Seite in mir rauslasse, dann kann es schon passieren, dass ich einiges an einem Hut ändere.“

Ein Hut ist ein Muss, wenn sich die Gilde mit anderen Hutgilden des Landes trifft. Davon gibt es um die 15. Hutpflicht besteht auch, wenn ein Gildenmitglied am „Damefrokost“ teilnimmt oder alle zwei Jahre am Landestreffen. Da bemüht sich der Verein, diese Veranstaltung nach Sonderburg zu holen, im Jahr 2021, wenn die Hutgilde 25 Jahre alt wird. 

In diesen Jahren hat es die Gilde unter Vorsitz der Initiatorin Ester Fick geschafft, eine Sammlung zu präsentieren, die laut Jette wohl die größte Dänemarks ist. Denn nicht alles ist ausgestellt, dazu reicht der Platz nicht, obwohl es viel mehr Quadratmeter hat als damals im Sonderburger Wasserturm, dem ersten Standort des Museums. Der konnte 2014 aufgegeben werden, um  nach Augustenburg zu ziehen. Denn auf dem Dachboden lagern massenhaft Kästen mit Hüten und anderen Bekleidungsstücken.

Ein Kleinod ist ein Hutsalon en miniature, dem Museum vermacht von Bodil Johannsen aus Tondern. Der Salon zeigt eine vergangene Welt, die Ausbildung  zur Modistin ist in Sonderburg um die Jahrhundertwende verschwunden. Das war ein Grund  für Ester Fick,  die Hut-Kultur zu bewahren. Sie hat sogar Workshops angeboten für Teilnehmerinnen  am Damefrokost, allerdings mit wenig Resonanz. Ein Hut von Ester ist auch  im Museum ausgestellt: Mit dieser Kreation der „Glucke“ hat sie mal den Hauptpreis beim Damefrokost geholt.
Die Hüte werden entsprechend ihrer Zeit  mit Bekleidung ergänzt. Das rundet das Bild ab, das unweigerlich vor dem inneren Auge entsteht. Da hängen Blusen aus dem 19. Jahrhundert, eine so brüchig, dass sie unter Glas liegt, blütenweiße Unterwäsche, ja sogar ein Hochzeitskleid – in Schwarz, das war damals üblich. 

In einem anderen Raum mit neuer Zeitschiene ist ein Kleid zu bewundern, das in Ermangelung von Baumwolle 1942 aus Fallschirmseide  genäht worden ist, auch eine Besonderheit des Hutmuseums wie auch die Bademode um  1900 herum und Herrenhüte, darunter eine Sonderanfertigung von Girardi aus Chile. Dieser ist Blickfang im  Raum der Herren mit den diversen Kopfbedeckungen wie Studentenmützen, Zylinder oder Trachtenhüte (solche mit Gamsbart).

Kinder sind auch willkommen. Für sie gibt es ebenfalls einen Raum mit Babybekleidung, an der Wäscheleine aufgehängt, eine kleine Auswahl an Spielzeug, vor mehr als 100 Jahren war das Angebot weniger  reichlich,  und Ausstattungen wie Kinderwagen.
Kurz, das Hutmuseum wendet sich  sowohl an Frauen  als auch an Männer und Kinder. Jeder Besucher dürfte mit einigen Aha-Erlebnissen nach Hause kehren. Eintragungen in das Gästebuch zumindest zeugen davon, dass der Besuch als Bereicherung und Eintauchen in eine vergangene Welt empfunden wird. 

Das Hutmuseum hat am letzten Wochenende eines Monats von jeweils 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 20 Kronen, die die Gilde größtenteils zur Seite legt. So hat sie z. B. beim internationalen Frauentag das Frauenhaus mit einem Scheck überrascht. 
Gruppen können das Museum auch an anderen Tagen besuchen. Ein Anruf unter Tel. 0045/30231942 genügt.  

 

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