Erotikhändler

Neuer Chef bei Beate Uhse

Neuer Chef bei Beate Uhse

Neuer Chef bei Beate Uhse

Eckart Gienke, dpa
Hamburg
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Hohe Bekanntheit, hohe Verluste: Beate Uhse hat das Internet verschlafen. Ein neuer Chef soll dafür sorgen, dass es dem Erotikhändler bald besser geht – sonst droht womöglich das Aus.

Hohe Bekanntheit, hohe Verluste: Beate Uhse hat das Internet verschlafen. Ein neuer Chef soll dafür sorgen, dass es dem Erotikhändler bald besser geht – sonst droht womöglich das Aus.

Der Handelsmanager Michael Specht wird neuer Chef des Erotik-Händlers Beate Uhse. Der Aufsichtsrat habe Specht zum 15. April auf die freie Position des Vorstandsvorsitzenden berufen, teilte das Unternehmen am Montag in Hamburg mit. Der Betriebswirt folgt auf Nathal van Rijn, der nur wenige Monate an der Spitze des Erotikhändlers gestanden und das Unternehmen im Januar verlassen hatte. Specht arbeitete zuvor unter anderem für Foot Locker Germany, The North Face, L'TUR und Starbucks.

Für die ersten neun Monate vergangenen Jahres wies Beate Uhse einen Umsatz von 77,8 Millionen Euro und einen Verlust vor Steuern von 4,85 Millionen Euro aus. Die Veröffentlichung der Jahreszahlen für 2016, die für diesen Donnerstag vorgesehen war, werde wegen des Wechsels im Vorstand auf Mai verschoben, hieß es in der Mitteilung.

Beate Uhse kämpft vor allem mit Altlasten der Vergangenheit. Die Gründerin machte Beate Uhse zu einer der bekanntesten Marken. Doch viele Kunden verbinden mit dem Unternehmen immer noch ein leicht angeschmuddeltes Image von Rotlicht, Porno und Bahnhofskino. Zwar versucht das Unternehmen schon seit langem, Frauen und junge Paare als Kunden zu gewinnen. 

Schwindendes Geschäft mit Sexfilmen 

Das Sortiment wurde geändert, das Logo feminisiert und der berühmte Katalog eingestellt. Dennoch gelang es den Vorständen nicht, das Unternehmen auf einen Wachstumskurs zu führen. Das verschwindende Geschäft mit Sexfilmen auf Video-Kassette oder DVD, längst gratis verfügbar im Internet, konnte nicht ersetzt werden.

„Das Ruder wurde zu spät in Richtung E-Commerce herumgeworfen“, sagt ein Kenner der Branche. Ein Großteil des einschlägigen Sortiments werde heute über die Handelsplattform Amazon verkauft. Wer dort nach einem Vibrator für Frauen sucht, bekommt mehrere Dutzend Modelle in diversen Variationen präsentiert. Auch Newcomer wie Eis.de oder Amorelie sind im Internet erfolgreich. Angaben über den Umsatz der Erotikbranche sind beim entsprechenden Verband nicht zu bekommen; zu unübersichtlich ist die Vielfalt der Händler und Vertriebswege, zu unscharf auch die Abgrenzung im Bereich Wäsche und Dessous.

Specht übernimmt zusätzlich zum Posten des Vorstandsvorsitzenden auch den des Chief Operating Officer (COO). Er folgt damit Dennis van Allemeersch, der im März mit dem Auslaufen seines Vertrags bei Beate Uhse ausgeschieden war. Für Finanzen und IT bleibt Kees Vlasblom verantwortlich.

Es droht das Aus

Die Aktie von Beate Uhse ist schon lange ein Pennystock, nur ein paar Cent wert. Das Unternehmen ist weniger als 17 Millionen Euro wert. In zwei Jahren muss das Unternehmen eine hoch verzinste Anleihe über 30 Millionen Euro zurückzahlen. Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen Mühe, die fälligen Zinsen von 7,75 Prozent aufzubringen. Am Ende half ein Kredit.

Doch wenn die Umsätze nicht steigen und die Ertragssituation sich nicht bessert, hat Beate Uhse bald kein Geld mehr in der Kasse. Dann sind die Eigentümer gefragt, vor allem die schleswig-holsteinischen Sparkassen und der niederländische Unternehmer Gerard Cok. Sie werden letztlich entscheiden, ob die Lichter bei Beate Uhse bald ausgehen oder das Unternehmen eine neue Chance bekommt.

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