Kommentar

„Neuanfang im Homeoffice“

Neuanfang im Homeoffice

Neuanfang im Homeoffice

Apenrade/Aabenraa
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Wegen der Corona-Krise muss Hannah Dobiaschowski ihren neuen Job beim „Nordschleswiger" am Schreibtisch zu Hause antreten und erzählt von den Vor- und Nachteilen.

Man schüttelt Hände, stellt sich einander vor, versucht, sich Namen zu merken und richtet sich seinen Schreibtisch ein. So ungefähr stellt man es sich vor, wenn man eine neue Stelle anfängt. Und so habe auch ich mir das vorgestellt, seit ich wusste, dass ich als Elternzeitvertretung in der Marketingabteilung des „Nordschleswigers“ anfangen darf.

Doch dann kam Corona, und somit kam alles anders.

Als ich am 20. April meinen ersten Arbeitstag hatte, durfte ich zwar die hellen Räume der Redaktion betreten, aber nur, um ein paar schnelle Einweisungen zu bekommen und um mir einen Computer abzuholen. Die Büros waren weitgehend leer, von Ferne zuwinken statt Hände schütteln mit den wenigen Kollegen, die da waren. Ansonsten hatten sich die Mitarbeiter des „Nordschleswigers“ schon vor Wochen ins Homeoffice verabschiedet.

Und das tat ich dann auch. Mit einem Aktenordner und dem Computer bepackt, machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause und richtete mich dort ein.

Als ich den Computer einschaltete, fand ich auch die Kollegen. Sie tummelten sich in der App „Slack“, die das Chatten mit Einzelnen oder in Gruppen ermöglicht, in verschiedenen Channels können Informationen und Dokumente ausgetauscht werden, und man kann per Video oder nur mit Ton miteinander sprechen. Ich fand online einen sehr gut organisierten und eingespielten „Nordschleswiger“ vor. Der Satz, den ich am meisten hörte, war: „Eigentlich machen wir das so, aber jetzt ist alles anders …“ Das „anders“ ist für mich aber die Realität, und ich werde mich wohl umstellen müssen, wenn wir wieder in die Büros ziehen dürfen.

Trotzdem ist es für mich nicht immer einfach. Ich bekomme zwar Aufgaben, und mein Arbeitsfeld erschließt sich mir von Tag zu Tag mehr. Aber mir fehlt es, Teil eines Teams zu werden, nebenbei Gespräche und Arbeitsabläufe wahrzunehmen und die Dynamik eines Arbeitsplatzes zu erleben. Ein Arbeitsplatz bedeutet so viel mehr als Arbeit.

Ich versuche, effektiv zu sein, fühle mich aber manchmal etwas verloren in meinem stillen Kämmerlein zu Hause. Wenn man nicht genau weiß, was die Kollegen machen, ist es schwer, selber Aufgaben zu übernehmen, und man ist auf eine sehr gute und direkte Kommunikation angewiesen.

Aber es hat auch Vorteile, zu Hause zu arbeiten: Es ist meistens herrlich ruhig! Und ich bin um eine Erkenntnis reicher. Denn auch, wenn vieles nun anders läuft als gewohnt und geplant, so ist es möglich. Es funktioniert, einen neuen Job im Homeoffice anzutreten. Und nicht zuletzt gibt es mir und meinem Mann die Möglichkeit, flexibel die Betreuung unserer Kinder zu organisieren, die zwar wieder in Schule und Kindergarten gehen, aber trotzdem so viel wie möglich zu Hause sein sollen.

Dennoch hoffe ich, dass wir bald wieder die Redaktion im Medienhaus beziehen können.

Allerdings belustigt mich der Gedanke, nach den vorgesehenen zehn Monaten meine Vertretung wieder zu beenden und für immer die Geister-Kollegin zu sein, die kaum jemand zu Gesicht bekommen hat.

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