Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 4. Oktober 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 4. Oktober 2020

Das Wort zum Sonntag zum 4. Oktober 2020

Pastor Axel Bargheer, Kopenhagen
Axel Bargheer
Nordschleswig
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Foto: Adobe Stock

Das Wort zum Sonntag zum 4. Oktober 2020 von Axel Bargheer,
Pastor der Deutsch Reformierten Kirche in Kopenhagen

„Wer dankt, denkt weiter!“

Woher dieser Sinnspruch stammt, konnte ich nicht herausfinden. Allerdings wird er wenig Widerspruch hervorrufen, gilt die Dankbarkeit doch generell als ein positives Gefühl und eine eindeutig positive Haltung. Darüber, ob dieses eine Haltung ist, die in unserer Welt allgemeine Bedeutung und gestaltende Kraft hat, ist damit noch nichts gesagt. Wenn ich alles als meine Leistung ansehe oder die guten Dinge in meinem Leben für etwas halte, was mir einfach zusteht, bleibt wenig Raum für die Dankbarkeit.

„Wer dankt, denkt weiter!“ sagt zuerst einmal, dass derjenige, der dankt, mehr sieht als die nackten Fakten in seinem Leben. Er erkennt, wie die Dinge geworden sind und wovon wir abhängig sind. Ohne die Liebe unserer Eltern oder die Geduld unserer Mitmenschen wären wir hilflos und nicht überlebensfähig. Aber daraus ergibt sich eben nicht nur ein dankbares Gefühl in unserem Herzen, sondern das hat Konsequenzen für unser zukünftiges Handeln.

Dankbarkeit hat in allen Religionen eine zentrale Bedeutung. Im Christentum wird es als die wesentliche Haltung angesehen, mit der wir auf das antworten, was Gott für die Menschen tut. Und dieses geschieht nicht nur im Gebet, in dem wir Gott danken und uns über das Geschenk des Lebens bewusst werden, sondern auch im alltäglichen Leben, das an Werte wie Respekt, Nächstenliebe und dem Streben nach Gerechtigkeit orientiert ist. Dankbarkeit ist eine der wesentlichen Quellen einer christlichen Ethik.

Wir können es als selbstverständlich ansehen, dass es uns gut geht. Aber in dem Moment, wo wir anfangen, darüber nachzudenken, werden wir sehen, wie vieles uns ohne eigenes Zutun geschenkt ist. Da kehrt sich der Sinnspruch um: Wer denkt, dankt! Wichtig ist aber nun, dass mit dem Danken auch schon das Weiterdenken beginnt. Ich kann doch nicht nur für das Gute danken, ohne gleichzeitig zu versuchen, dass dieses Gute erhalten bleibt und allen zugutekommt.

Wenn wir das am Erntedankfest tun, ist das ein guter Anfang. Wenn wir es täglich tun, ist es besser. Und bei allen notwendigen kritischen Bemerkungen über aktuelle Probleme und Widersprüche würde es unseren Standpunkt entscheidend neu justieren, wenn wir vor allem anderen auf das sehen könnten, wofür wir dankbar sein und bleiben können.

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