Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 30. Mai 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 30. Mai 2020

Das Wort zum Sonntag zum 30. Mai 2020

Pastorin Dorothea Lindow
Dorothea Lindow
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag zum 30. Mai 2020 von Pastorin Dorothea Lindow, Tondern

Verbundenheit – das Wort des Jahres?

Das Wort des Jahres gibt es seit 1977, das Unwort erst seit 1991. Die (Un-)Worte erzählen Geschichte(n): Reisefreiheit und Rasterfahndung; 11. September und Herdprämie. Erinnerungen steigen auf, wenn ich die Worte höre.

Für dieses Jahr schlage ich das Wort „Verbundenheit“ vor!

Wie wichtig ist es, Verbundenheit zu erleben. Wie erfüllend, wenn es gelingt.

Ein Beispiel: Ein Online-Gottesdienst, der an verschiedenen Orten stattfand: in der Kirche, am Wasser, im Garten – mehrere waren beteiligt. Das Miteinander, was im Online-Gottesdienst entstand, übertrug sich auf mich. Ich konnte mitfeiern, hier in Tondern an einem ganz anderen Ort: Gelingende Verbundenheit über Ortsgrenzen hinweg.

Ein anderes Beispiel: Neulich abends hörte ich meine (dänische) Nachbarin singen. Sie stand in der offenen Haustür und sang ein Lied. Der Hintergrund: Dänemark gedachte der Befreiung von der Nazidiktatur vor 75 Jahren. Die dänische Kirche hatte aufgerufen, miteinander im Gedenken zu singen. Intensiv hatte man es bekannt gemacht. Da singt dann nicht einfach nur so jemand in der offenen Tür. Es ist ein Miteinander über Grenzen von Zeit und Raum hinweg: Verbundenheit über zeitliche Begrenzungen hinweg.

Wie können wir Verbundenheit fühlen? Ich glaube, es braucht: ein Umeinander-Wissen, eine Form, einen gemeinsamen Inhalt. Und zuletzt auch eine innere Bereitschaft, Verbundenheit erleben zu wollen; theologisch gesprochen: Es braucht das Zutrauen auf Gottes Geist, der weht. Wo er will.

Von Verbundenheit über Orts- und Zeitbegrenzungen hinweg erzählen die Beispiele. Aber sie setzen voraus, dass wir voneinander wissen: z. B. wann und wo der Online-Gottesdienst zu erleben ist oder welchen Gedenktag wir begehen. Voneinander wissen gehört dazu, wenn wir einander verbunden sind.
Aber neben dem Wissen braucht es auch eine Form, um sich einander verbunden zu fühlen: z. B. die Struktur eines Pilgerweges, das gemeinsame Frühstück beim Skypen, das Lied in der offenen Haustür.

Im Moment entsteht viel Neues.

Jetzt feiern wir Pfingsten, Gottes Heiligen Geist. Wir feiern in Verbundenheit mit den Menschen damals in Jerusalem. Wir feiern, noch unsicher, wie die Zukunft werden wird. Aber wir sind einander verbunden im (Heiligen) Geist, über Grenzen hinweg und in tatsächlicher Gemeinschaft vor Ort. In der Apostelgeschichte 2,1 heißt es: Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Wie und wo der Ort sein wird, das erleben wir heute.

In herzlicher Verbundenheit!

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