Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, zum 25. Oktober 2020“

Das Wort zum Sonntag, zum 25. Oktober 2020

Das Wort zum Sonntag, zum 25. Oktober 2020

Anke Krauskopf
Anke Krauskopf
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag zum 25. Oktober 2020 von Pastorin Anke Krauskopf, Apenrade

Früher wurde sonnabends das Auto gewaschen, der Rasen gemäht, die Auffahrt gefegt oder geharkt und der Einkauf erledigt. Sonntags hatten alle Läden zu. Morgens läuteten die Kirchenglocken. Manchmal gingen wir zum Gottesdienst. Es gab ein aufwendigeres Mittagessen mit Tischdecke und gutem Geschirr. Dann folgten der obligatorische Sonntagsspaziergang und Kaffee und Kuchen. Wenn's gut lief, gab's nachmittags einen familientauglichen Film mit Heinz Rühmann oder Gustav Knuth. Sonntage waren ruhig. Sehr ruhig! Als Kind fand ich Sonntage ziemlich langweilig. Und trotzdem: Diese kollektive Sonntagsruhe hatte etwas. Als hätte jemand eine „Reset“-Taste gedrückt. Man bekam gewissermaßen „von außen“ die Möglichkeit geschenkt, sich zu besinnen und Kraft für die neue Woche zu tanken.

Heute ist es anders. Sonntags wird gearbeitet. Viele Firmen und Branchen erwarten, dass ihre Mitarbeitenden selbstverständlich auch am Wochenende – einschließlich sonntags – erreichbar sind. Und in manchen Familien ist der Sonntag der einzige Tag, an dem man in Haushalt und Garten erledigen kann, was unter der Woche liegen geblieben ist.

Als Jesus mit seinen Jünger_innen umherzog, und diese am Sabbat verbotenerweise Ähren zum Essen pflückten und dabei von den Religionshütern erwischt wurden, sagte Jesus sinngemäß, dass der Feiertag dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt. (Mk. 2,23-28)

Das ist mal wieder echt Jesus, Regeln und Gebote auf Nutzen und Tauglichkeit zu überprüfen. Er lässt zu, dass sie übertreten werden – wenn es lebensnotwendig ist. Er setzt sie aber nicht außer Kraft! Dahinter steckt die kluge Einsicht, dass regelmäßige Pausen vom Alltag und Raum zum Nachdenken wichtig sind für körperliche und geistige Gesundheit. Dabei kann ein gemeinschaftlicher Feiertag immer noch Hilfe und Unterstützung sein.

Nein, die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, und früher war nicht alles besser! Aber wir haben es heute in der Hand, ob auch zukünftig ein Unterschied sein soll zwischen Alltag und Sonntag. Die Kirchenglocken läuten noch. Vielleicht geht ihr mal wieder hin.

Gesegneten Sonntag.

Es geht ihm darum, dem Sabbat einen neuen Bedeutungsgehalt zuzusprechen und das von den Pharisäern errichtete Regelgerüst aufzulösen, denn der Sabbat soll dem Menschen dienen und somit zum Garant für den lebensnotwendigen Wechsel zwischen Arbeits- und Ruhephasen werden.

Im heutigen gesellschaftlichen Kontext muss der Sabbat bzw. im christlichen Kontext der Sonntag daraufhin befragt werden, welche Bedeutungszuweisung ihm zugrunde liegt und wie die sonntägliche Ruhe so verlebt werden kann, dass sie nicht nur dem Einzelnen dient, sondern auch für seine Umwelt verträglich und dienlich ist.

Romano Guardini weist bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts darauf hin, dass die Ruhe des Sonntags gegenüber einer sich modernisierenden, technisierten Umwelt neu legitimiert werden muss: „Der Sonntag ist nicht nur Sache des Einzelnen, seiner religiösen Gesinnung und seines Bedürfnisses nach Ruhe, sondern der Gemeinschaft, genauer gesagt der Gemeinschaftsordnung (…). So ist die Frage heute die, ob der christliche Teil der Bevölkerung seinen Glauben als wichtig genug empfindet, um Technik und Wirtschaft zur Berücksichtigung seiner Gesichtspunkte zu zwingen.“ (Guardini, 1963, 176) Dass diese These Guardinis noch heute in der aktuellen Debatte zu finden ist, zeigt Michael N. Ebertz, indem er schreibt: „Die UNO fasste in den 1970er Jahren den Beschluss, künftig statt des Sonntags den Montag als den ersten Tag der Woche anzusehen; die Einführung der fünftägigen Normalarbeits- und Schulwoche (…) relativierte den Sonntag ebenfalls, indem sie ihn zum Bestandteil des sog. ‚Wochenendes’ machte, bevor er allerdings für immer mehr Menschen (…) wieder zum Arbeitstag wurde. Inzwischen ist für etwa 36 Prozent der Erwerbstätigen Samstagsarbeit, für 20 Prozent aller Erwerbstätigen Sonntagsarbeit Normalität und für einen höheren Prozentsatz üblich, am Sonntag das zu erledigen, was während der Woche liegen geblieben ist, wozu früher der Samstag diente.“ (Ebertz, 2008, 14f).

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