Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 21. Juni 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 21. Juni 2020

Das Wort zum Sonntag zum 21. Juni 2020

Pastor Hauke Wattenberg
Hauke Wattenberg
Nordschleswig
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Foto: Adobe Stock

Das Wort zum Sonntag zum 21. Juni 2020 von Hauke Wattenberg, Pastor in Sonderburg.

Virale Demut 

Ich frag mich ja immer mal wieder: Warum hat Gott damals nicht besser aufgepasst, als er die Welt geschaffen hat? Ich wenigstens hätte ihm – das ist meine aktuelle Idee zur Weltverbesserung – den Rat gegeben, auf Coronaviren von vornherein zu verzichten. Auf die Feuerquallen in der Ostsee übrigens auch. Aber ich stelle fest: Das sind Schöpfungsverbesserungsvorschläge wie von einem verwöhnten Kind, und Gott hat uns nicht gefragt. Wir sind Teil der Schöpfung, ein Teil nur. Und nicht die absoluten Herren und Damen.

So eine Bescheidenheit – um nicht zu sagen: Demut – könnte auch das Bild verändern, das wir uns von Gott machen. Wenn ich etwas polemisch werden darf: Das Bild, dass Gott nur der liebe Gott sei, ist zum Leitbild geworden. Nicht, dass sich unbedingt viele Leute darüber Gedanken machen. Aber wenn, dann ist Gott eben der liebe Gott. Es gibt Leute, die ungesagt sagen: „Mir geht es gut, alles ist in Ordnung, so soll es sein – wozu brauche ich Gott?“ Und es gibt Leute, die sagen: „Gott hat gefälligst der liebe Gott zu sein, und wenn´s mal nicht so läuft, wie ich will, gibt´s Gott nicht.“ Oft genug sind es dieselben Leute, die mal so und mal so sprechen. In einem Satz zusammengefasst: „Für Kuscheltiere bin ich zu alt, und wenn Gott nicht mein Kuscheltier sein will, dann will ich nichts mit ihm zu tun haben!“ Auch da spricht das verwöhnte Kind, selbstbezogen gewohnt, sich aus allen Regalen zu bedienen. Spricht´s und schmollt.

Manchmal wird das Kind auch trotzig und bläst Hass und Weltverschwörungstheorien in die Welt: „Da hat mir einer den Lutscher weggenommen! Die anderen, Die-da-oben, die Amerikaner, die Chinesen, die Regierung, sie alle sind böse und wollen mir Böses! Gib mir meinen Lutscher wieder! Mach, dass alles wieder einfach ist!“ Wenn sich Christen unter den Verschwörungstheoretikern tummeln, sagen sie eigentlich nur: „Gott hat die Welt zu kompliziert für mich gemacht. Aber das ist gar nicht lieb, und das kann und darf nicht sein! Ich mach´ sie mir wieder einfach. Die anderen sind böse! Ich jedenfalls nicht! Mein Wollen und Handeln ist immer gut und hat selbstverständlich nur gute Folgen! Und guck: Die Welt ist wieder einfach, und ich hab´ meinen Lutscher wieder!“ Ist euch mal aufgefallen, dass diese Denkrichtung gerade in schwierigeren Zeiten blüht?

Ich schlage also vor zu sagen: „Auch dieses Virus gehört zur Schöpfung Gottes. Zu derselben Schöpfung, deren Teil auch ich bin. Ich finde das zwar nicht gut, aber ich muss damit leben. Und das will ich tun, so gut ich kann.“ Den Orientierungspunkt für „gut“ zeigt Jesus selbst: Gottvertrauen und Hinwendung zum Mitmenschen und Demut. In diesem Sinne: Ich wünsche euch eine gesegnete Zeit in der Welt, wie sie ist. Und weiterhin einen Blick für das Wunderbare in ihr.

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