Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 7. August 2022“

Das Wort zum Sonntag, 7. August 2022

Das Wort zum Sonntag, 7. August 2022

Anke Krauskopf
Anke Krauskopf
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 7. August 2022, von Anke Krauskopf, Pastorin in Apenrade

„Was du nicht willst, dass man dir tu´…  oder wie es in den Wald hineinruft.“

Ich halt es nicht mehr aus. Nee wirklich. Krise, Krise, Krise, wohin man schaut. Krieg in der Ukraine und drohende Hungersnöte in Ostafrika wegen fehlender Getreidelieferungen. Klimawandel und drohendes Solidaritätsfrieren im kommenden Winter wegen fehlender Gaslieferungen und dann die jeweiligen Aufreger der Woche: Christian Lindner, englisches Königshaus, dänisches Militär, Folkekirke, „kulturelle Aneignung“, LGBTQ, sexistische Ballermann Schlager, DOCUMENTA, und, und, und.

Versteht mich nicht falsch. All das sind kontroverse Themen und JA, man kann, darf und soll darüber sprechen. Was mich aber wirklich zunehmend verstört, ist die Art und Weise der Diskussion. Schwarz oder weiß, entweder oder, richtig oder falsch, gut oder böse, und es treibt mir gar nicht so sehr die Zorn –, als vielmehr die Schamröte ins Gesicht, wenn ich in den Kommentaren der sogenannten „sozialen“ Medien mit so viel Hass, Hetze, Häme, Beschimpfungen und Herabsetzungen konfrontiert werde. Ihr habt natürlich recht, wenn ihr sagt: Dann lies es doch nicht! Aber das Problem bleibt ja bestehen, die Rohheit, die Unbarmherzigkeit, die Gnadenlosigkeit, die Besserwisserei, der erhobene Zeigefinger. Es geht nicht mehr um den sachlichen Austausch von Argumenten, sondern nur noch um Haltung und Meinung – um die vermeintlich „richtige“ Meinung natürlich.

Ich komme nicht umhin, mal wieder unsere gute alte Bibel zu bemühen, in der ziemlich schlaue Dinge stehen, wie wir trotz aller Kontroversen respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen können. Zum Beispiel die Goldene Regel. Jesus sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ ( Mt 7,12 ). Hört sich doch gar nicht so schwer an, oder?

Man kann das üben (und muss man wohl auch). Jeden Tag einem Menschen etwas Freundliches sagen oder tun. Dreimal tief durchatmen, bevor man seinem Ärger Luft macht. Konstruktiv kritisieren, ohne das Gegenüber zu kränken.

Als Gegengewicht zu all den krisenhaften Nachrichten der Zeit jeden Tag etwas Positives dagegensetzen, und sei es noch so klein und unbedeutend.

Das macht die Welt im Moment zwar nicht besser oder friedlicher, aber es hilft der eigenen Seelenhygiene und kann auf lange Sicht unser Miteinander verbessern.

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