Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 30. Oktober 2022“

Das Wort zum Sonntag, 30. Oktober 2022

Das Wort zum Sonntag, 30. Oktober 2022

Anke Krauskopf
Anke Krauskopf
Apenrade/Aabenraa
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Das Wort zum Sonntag, 30. Oktober 2022, von Anke Krauskopf, Pastorin in Apenrade

Evangelisches Gesangbuch Nummer 362: „Ein feste Burg ist unser Gott“

Alle kennen dieses Lied. Die Hymne der Reformation. In vielen Sprachen wird es gesungen. Ein Lied gegen die Angst, voller Zuversicht.

Martin Luther dichtete es zwischen 1527 und 1529 wohl auf der Wartburg, die ihm tatsächlichen Schutz bot, als man ihm vonseiten der Päpstlichen ans Leder wollte. „Der alt‘ böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint, Groß‘ Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, Auf Erd‘ ist nicht sein’sgleichen“ Die Zeiten waren unruhig. Angst das beherrschende Gefühl und Ohnmacht. Der alt´böse Feind, der Teufel, steht für alle bedrohlichen und lebensfeindlichen Mächte, denen man sich ausgeliefert fühlte.

Immer wieder im Laufe der Geschichte wird dieses Lied als nationalistisches Kriegslied missbraucht. Besonders im 20. Jahrhundert. Im Ersten Weltkrieg wird das Kaiserreich mit Gottes Reich verglichen. Im Zweiten Weltkrieg anerkennen die deutschen Christen in „dem rechten Mann, von Gott erkoren“ nicht mehr Jesus Christus, sondern sehen darin ihren weltlichen Führer. Schlimmer kann man den Namen Gottes wohl nicht missbrauchen!

Hinzu kommt in heutiger Zeit der Eindruck patriarchaler Überheblichkeit, wenn Kind und Weib einfach im Stich gelassen werden sollen, wie in der 4. Strophe gesungen wird. („Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: lass fahren dahin …“ )

Und nun? Wie gehen wir mit Kriegsmetaphern und Feindbildern um? Wie singen wir dieses Lied im Jahr 2022, in unserer kriegs- und krisengeschüttelten Zeit?  Singen wir es überhaupt noch? Ja, das sollten wir, denn auch im Widerstand wurde es gesungen, z. B. in der Bekennenden Kirche. Ein Vertrauens- und Trotzlied gegen die Angst. Ein Lied der Leidenden, Ohnmächtigen, mit Gott auf ihrer Seite, wie ursprünglich gedacht.

Und dann will ich beim Singen auch noch ein anderes Gottesbild mitdenken. Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben (Ps. 46) und „Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitet auf einem Esel (…)“ Mt. 21

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