Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 28. Februar 2021“

Das Wort zum Sonntag, 28. Februar 2021

Das Wort zum Sonntag, 28. Februar 2021

Hauptpastorin Dr. Rajah Scheepers der Sankt Petri Kirche, Die deutschsprachige Gemeinde in der Dänischen Volkskirche
Rajah Scheepers
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Adobe Stock

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Das Wort zum Sonntag, 28. Februar 2021, von Rajah Scheepers, Hauptpastorin/Sognepræst der Sankt Petri Kirche.

Zum 446. Geburtstag von Sankt Petri Kopenhagen

Das „Wort zum Sonntag“ erscheint hier Woche für Woche – auf Deutsch. Das ist für uns selbstverständlich. Schließlich erscheint ja der ganze „Nordschleswiger“ auf Deutsch. Wieso sollte also das geistliche Wort dann z. B. auf Dänisch sein? Oder wieso sollte neben dem deutschen Text noch ein dänischer stehen?

Nach dem Willen der dänischen Regierung soll es künftig deutschsprachige Predigten nur noch mit dänischer Übersetzung geben. Im nächsten Monat möchte die Regierung ein Gesetz zur Predigtsprache vorlegen, demzufolge jeder anderssprachigen Predigt eine dänische Übersetzung mitzuliefern sein wird, ganz gleich, ob die Predigt auf Deutsch, färöisch, grönländisch oder welcher Sprache auch immer gehalten wurde.

Das „Wort zum Sonntag“, unabhängig davon, ob es nun wie hier im „Nordschleswiger“ abgedruckt wird oder in einer der tausenden von christlichen Gemeinschaften sonntags in Dänemark gepredigt wird, darf bislang das Licht der Öffentlichkeit in der jeweils gewünschten Sprache der Leser bzw. Gottesdienstbesucher erblicken, ohne dass eine Übersetzung ins Dänische gefordert wird. Die Sprache des geistlichen Wortes richtet sich allein danach, was die Menschen, für die es bestimmt ist, brauchen und wünschen. Wer ein „geistliches Wort“ in einer anderen Sprache als Deutsch in Dänemark sonntags lesen möchte, wird ebenso schnell fündig wie jemand, der gerne die Predigt nicht auf Deutsch hören möchte.

Es war eine der Kernforderungen der Reformation, die ja eine deutschsprachige Bewegung war, dass jeder das Wort Gottes in seiner Sprache hören können solle, denn nur so könne er es wirklich begreifen und in seinem Leben umsetzen. In diesem Sinne gab im Februar 1575 der dänische König seinen deutschsprachigen Untertanen das Privileg, ihre Gottesdienste hier in Kopenhagen auf Deutsch zu feiern. Die Sankt Petri Gemeinde ist die „deutschsprachige Gemeinde der dänischen Volkskirche“, d. h. es gehört zu unserem Wesen, dass wir ein Teil des Ganzen sind, und dabei deutschsprachig. Daher liegt es sowohl in unserer Identität als auch in der Identität der Volkskirche, dass eine deutschsprachige Gemeinde unter ihren Mitgliedern ist, ein vollständig integrierter Bestandteil der dänischen Nationalkirche. Mit der vorliegenden Gesetzesvorlage würde diese Identität verloren gehen - ein Bruch nicht nur mit der dänischen Nationalkirche, sondern auch mit der gesamten dänischen Tradition und Geschichte. Und damit mit der Identität des Landes.

Die deutsche Sprache ist seit über sieben Jahrhunderten eng mit Dänemark verbunden. 1550 veröffentlichte Christian III. die erste vollständige Bibel auf Dänisch, eine Bibel, die Luthers deutsche Bibelübersetzung als Vorbild hatte und von dem Deutschen Ludvig Dietz aus Lübeck gedruckt wurde, den der König nach Kopenhagen gerufen hatte.

Noch heute haben wir zusammen mit dem dänisch-deutschen Sankt Petri Schule eine besondere und lebendige Beziehung zur königlichen Familie durch unseren königlichen Patron, Generalleutnant a.D. Kjeld Hillingsø. Der königliche Patron gewährleistet die Einhaltung der Privilegien. Ein Entzug des Privilegs würde bedeuten, dass Sankt Petri ein Privileg entzogen würde, das vom Königshaus selbst garantiert wird. In diesem Zusammenhang hat der königliche Patron bereits öffentlich Zweifel in Bezug auf die Gesetzesvorlage geäußert.

Was wir uns für das „Wort zum Sonntag“ wünschen – unabhängig davon, ob im „Nordschleswiger“ oder einer christlichen Gemeinschaft vor Ort? Dass es auch weiterhin in der Sprache ausreichend ist, in der die Menschen, die es hören bzw. lesen, es benötigen, um ihr Leben nach Gottes Wort leben zu können. Amen.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Jan Køpke Christensen
„Faste mindre teams vil hjælpe, men der skal holdes øje med kommunerne“

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Sexismus in der Minderheit: Menschen wie Maike Minor brauchen Rückhalt“

Leserbrief

Meinung
Flemming Elmdal Kramer
„Ræven kendte ikke loven!“