Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 25. September 2022“

Das Wort zum Sonntag, 25. September 2022

Das Wort zum Sonntag, 25. September 2022

Carsten Pfeiffer
Carsten Pfeiffer
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 25. September 2022, von Pastor Carsten Pfeiffer, Pfarrbezirk Buhrkall

Der Wochenspruch für die kommende Woche steht im ersten Brief des Petrus, Kapitel 5, Vers 7:

„Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“

Tröstlich, entlastend klingen diese Worte. Aber so losgelöst auch missverständlich. Die Hände in den Schoß legen und keep smiling durchs Leben gehen, mit dem Motto „Gott wird’s schon richten“? Die Lebenswirklichkeit sieht anders aus. Unsere Sorgen nimmt uns niemand ab. Ich kann bestenfalls eine Zeit lang so tun, als hätte ich keine Sorgen. Ich kann mein Leben planen, mir eine Familie aufbauen, eine Karriere. Ich kann versuchen, mein Leben abzusichern nach allen Seiten. Aber dieser Schutzwall wird nicht von Dauer sein. Weil wir eben nicht nur im Heute leben, weil wir an Morgen und Übermorgen denken müssen, zumal wenn eigene Kinder da sind oder alt gewordene Eltern, Menschen, für die ich sorgen muss; weil wir unser Leben und die Wege, die wir gehen, in Wirklichkeit nicht in der Hand haben, weil uns unser Leben wie unsere vermeintlichen Sicherheiten entgleiten können von heute auf morgen, deshalb heißt Leben auch Sorgen.

Die Not liegt im übermäßigen Sorgen. Wenn ich nicht mehr hinaussehen kann über meinen Sorgenberg, wenn da kein Licht mehr zu sehen ist am Ende des Tunnels.

Was mir den Schlaf raubt, meine Schritte lähmt und das Durchatmen schwer macht – auch das kann mir freilich niemand abnehmen. Aber mittragen würde es erträglicher machen. Wenn ich erzählen kann von dem, was mir die Zuversicht raubt. Wenn einer da ist, der zuhört, Anteil nimmt, mitgeht – das ist schon unendlich entlastend. Davon ist die Rede hier im Petrusbrief. Nicht mehr als die Zusage: Ihr seid nicht allein. Da ist einer, der ist und bleibt ansprechbar, selbst dann noch, wenn sonst keiner und keine mehr zuhört. Einer, der mitgeht und mitträgt – und der weiß, was zu tragen ist, noch ehe ich Worte finde, ihn zu bitten.

Ein Gebet von Antoine de Saint-Exupéry fällt mir ein, es heißt: „Die Kunst der kleinen Schritte“.

„Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um die Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechtzeitig meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren, von denen ich betroffen bin. Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung. Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen. Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsse im Leben alles glattgehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen. Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt. Schick mir im rechten Augenblick jemanden, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Verleihe mir die nötige Fantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen Güte, mit oder ohne Worte, an der richtigen Stelle abzugeben. Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff mit Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die ,unten’ sind. Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen. Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!“ (Antoine de Saint-Exupéry aus: Die Stadt in der Wüste; © 1956 und 2002 Karl Rauch Verlag Düsseldorf)

Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünscht Carsten Pfeiffer

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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