Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 25. Dezember 2022“

Das Wort zum Sonntag, 25. Dezember 2022

Das Wort zum Sonntag, 25. Dezember 2022

Elof Westergaard
Elof Westergaard
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 25. Dezember 2022, von Bischof Elof Westergaard, Ripen

Frohe Weihnachten!

Die Erzählung des Lukasevangeliums von der Geburt Jesu, über das, was vor mehr als zweitausend Jahren geschehen ist, ist wichtig zu erinnern und in diese Tage mit hineinzunehmen. Die Weihnachtsgeschichte ist eine Erzählung, die das Leben der Menschen und unsere Vorstellung darüber, was wir gemeinsam haben, verwandelt.

Es zeigt sich, dass sich das (eigentlich) große Ereignis, die von Kaiser Augustus angeordnete Volkszählung im Römischen Reich, als das kleinste dieser Geschichte erweist und völlig unbedeutend ist, im Vergleich zur Geburt dieses Kindes, in einer Krippe, in einem Stall in Bethlehem.

Es ist gut, dass die Proportionen so an ihren richtigen Platz fallen. Denn es ist ja offensichtlich wahr: Was ist eine Volkszählung schon im Vergleich zur Geburt eines Kindes?

Und wir sollen auch ein wenig weiterlesen: Nicht bei der Geburt Jesu und den Hirten auf den Feldern aufhören, nicht bei den blökenden Schafen und auch nicht enden beim Flügelschlag der himmlischen Engel, voll von Freude und Hoffnung. Es ist nämlich so schön erzählt: Als die Engel nach Hause gegangen waren und die Hirten sich wieder aufmachten, da hat Maria das, was ihr widerfahren ist, zu sich genommen: Weihnachten ist ihr in Herz und Blut gegangen.

Der Evangelist Lukas schreibt: „Maria aber behielt alle diese Worte in ihrem Herzen und ergründete sie.“

„Men Maria gemte alle disse ord i sit hjerte og grundede over dem.”

Maria sitzt dort mit ihrem neugeborenen Kind, schaut in die Nacht hinaus, sieht die Engel verschwinden und zu Sternen am Himmel werden. Und sie sieht, wie die Hirten ihre Sachen packen, die Tiere zusammenrufen und verschwinden.

Der Abend ist vergangen, aber es ist kein Abend wie alle anderen. Es ist ein Abend und eine Nacht, die Freude und Staunen in alle neuen Tage trägt. Es ist ein Abend, von dem es jetzt etwas zu erinnern gibt, wie der Evangelist schreibt, etwas, das Maria in ihrem Herzen birgt und was sie immer weiter ergründen muss.

Das griechische Wort an dieser Stelle, die mit „nachdenken“, „ergründen“, „im Herzen bewegen“ und „grübeln“ übersetzt werden kann, ist „symballo“. Dieses Wort (aus dem Original übersetzt) bedeutet: „deuten“ und „auslegen“. Maria versucht zu verstehen oder ein Verständnis dafür zu entwickeln, was passiert ist.

Ganz bestimmt hatte Maria neun Monate vorher zu wissen bekommen, dass sie ein Kind zur Welt bringen solle. Jetzt ist es geschehen und es ist ein Gotteskind.

Was ist das für ein Geschenk, das Maria, die Welt, ja alles Lebendige in diesem kleinen Kind, das nun auf die Welt gekommen ist, bekommen haben?

Die Weihnachtsnacht zu ergründen, bedeutet jedoch nicht, sich nostalgisch an jedes Detail dessen zu erinnern, was in dieser Nacht geschehen ist. „Ergründen“ bedeutet, das Geschehene im Lichte heutigen Lebens zu reflektieren und zu interpretieren.

Dies galt für Maria und es gilt bis heute. Wir müssen, wie sie, über die Geburt Jesu nachdenken, die Höhe und Tiefe dessen verstehen, ja die himmlischen und hoffnungsvollen Dimensionen dieser Weihnachtsnacht. Darüber zu grübeln und zu ergründen ist mehr, als alle Geschenke an Heiligabend auszupacken.

Es bedeutet auch, die Geburt Jesu zu sich zu nehmen, sich zu Herzen zu nehmen. Die Botschaft von Weihnachten im Herzen zu bewahren und sie mitzunehmen, wenn wir einen neuen Tag beginnen und gestalten. Jesu Geburt eröffnet die Welt auf eine neue Weise: Sie trägt uns aus unserer eigenen Isolation hinaus, gibt uns ein anderes Zentrum als uns selbst. Die Geburt Jesu lehrt uns die Bedeutung des Kleinsten. Die Wahrheit kann nicht einfach gemessen und gewogen werden, und Wahrheit besteht nicht nur darin, was am größten ist und wer die meiste Macht hat.

Die Geburt Jesu zeigt uns, dass Rettung und Hilfe nicht aus uns selbst kommen, sondern uns auch von ganz unerwarteter Seite begegnen können. Nicht vom Kaiser, sondern von dem kleinen Kind in der Krippe.

Es ist Jesus, von dem die Engel gesungen haben, dass er Freude und Versöhnung zu allen in der ganzen weiten Welt bringen soll.

Weil die Geburt Jesu genau hier auf Erden geschieht, in einem Stall in Bethlehem, macht sie deutlich, dass die Welt trotz aller Dunkelheit und Gewalt kein gottverlassener Ort ist.

Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, lässt seinen Sohn hier, inmitten der Leere und Öde der Welt geboren werden und er erneuert das Leben für uns.

Es ist all das Wunder, all dieses Wundervolle, all die Freude und Hoffnung, die die Geburt Jesu auf diese Erde bringt, in die Welt, in der wir leben. Und dass Maria dies ergründet und es sich zu Herzen nimmt, ist der leise Anfang für das neue Leben nach Weihnachten.

Frohe Weihnachten!

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