Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 17. Juli 2022“

Das Wort zum Sonntag, 17. Juli 2022

Das Wort zum Sonntag, 17. Juli 2022

Pastor Hauke Wattenberg
Hauke Wattenberg
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 17. Juli 2022, von Pastor Hauke Wattenberg, Sonderburg.

Zuwanderer

Morgen wird im Gottesdienst die Geschichte von Abraham gelesen. Ihr erinnert euch, Abraham bekommt den Auftrag: „Geh aus deinem Vaterland in ein Land, das ich dir zeigen will. Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Er leistet diesem Ruf Folge und bricht auf in das Gelobte Land, in dem Milch und Honig fließen.

Auch wenn der Vergleich dieser alten Geschichte mit unserem Heute auf allen Beinen hinkt: Das Gelobte Land könnte Dänemark sein. Hier hat man Corona im Griff, hier lebt eine Vertrauensgesellschaft, die sogar den Staat und seine „myndigheder“ umfasst, hier stimmt das Sozialsystem, und Milch und Honig gibt es auch. Selbst in einer Zeit der wirtschaftlichen Stagnation oder sogar Regression scheint Dänemark außerordentlich gut aufgestellt zu sein. Willkommen also, Zuwanderer aus dem Süden! Ihr seid gesegnet, und ihr sollt ein Segen sein.

Man kann jetzt das Wort „Segen“ so hoch hängen, dass es nebulös wird und man gar nicht mehr weiß, was man darunter versteht. Aber biblisch ist Segen durchaus konkret und handgreiflich, Segen ist z.B., dass ein jeder sicher wohnt mit seinem Weinstock und seinem Feigenbaum. Will heißen: dass die Lebensverhältnisse stimmen. Und das ist der Fall, egal ob wir Zuwanderer oder alte Nordschleswiger in der siebten Generation sind. „Ich will dich segnen“ – ja, Häkchen dran, die Lebensverhältnisse sind in Ordnung.

„Und du sollst ein Segen sein.“ – das ist der Auftrag. Abraham kommt damals im Gelobten Land an und merkt: „Da wohnen ja schon Leute!“ Tatsächlich. Hier wohnen schon Leute. Die sprechen Dänisch und wenn´s ganz schlimm kommt sogar Sønderjysk. Das ist in deutschen Verhältnissen ungefähr so wie Altbayrisch auf einer Almwiese bloß ohne Lederhose. Aber schlimmer wird´s hier nicht. Außerdem erfüllen all diese Leute eine wichtige Funktion: Wären sie nicht hier, könnte euch niemand willkommen heißen.

Also willkommen, Zuwanderer aus dem Süden, auch ihr sollt ein Segen sein! Falls jemand von euch dem deutschen Wutbürgertum, dem Misstrauen oder der Nörgeligkeit anheimgefallen sein sollte: Da liegt kein Segen drauf, lasst es an der Landesgrenze hinter euch! Guckt freundlich, wer da guckt, und wenn jemand böse guckt (ja, auch die Einheimischen sind keine Engel), dann lächelt freundlich zurück. Und ihr werdet merken: Das mit dem Segen funktioniert. Wer anderen ein Segen ist, kriegt immer selbst was davon ab.

Ich wünsche euch allen, Zuwanderern und Alteingesessenen eine gesegnete Woche!
Hauke Wattenberg
Sonderburg

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