Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 17. April 2022“

Das Wort zum Sonntag, 17. April 2022

Das Wort zum Sonntag, 17. April 2022

Eberhard Harbsmeier
Eberhard Harbsmeier
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 17. April 2022 von Professor Eberhard Harbsmeier, Fredericia, Rektor em. Lügumkloster

Weil sie leben

Ostern ist das Fest der Auferstehung. Es wird oft heftig diskutiert, ob man nun die Auferstehung Jesu und seine Wiederkehr im wörtlichen, leiblichen Sinne verstehen soll – oder mehr geistig, im übertragenen Sinne. Die einen verstehen die Auferstehung „physisch“, was immer das auch bedeuten mag. Die meisten sind geneigt, Auferstehung, Himmelfahrt und die Wiederkunft Jesu eher im übertragenen Sinne zu verstehen. Ich erinnere mich daran, wie in meiner Schulzeit der Russe Gagarin als erster Mensch in den Weltraum flog. Er soll dann gesagt haben, dass er dort Gott nicht angetroffen habe. Heute finden wir das wohl eine reichlich naive, wenn nicht platte und dumme Bemerkung, die einem Wissenschaftler nicht gut ansteht. Aber ich kann mich auch an unseren sehr frommen und konservativen Geschichtslehrer erinnern, der ganz entsetzt war, dass die Russen nicht einmal den lieben Gott im Himmel in Ruhe ließen – schon der erste unbemannte Satellit Sputnik war ihm ein Ärgernis. Ich glaube nun, unser frommer Geschichtslehrer war in Wirklichkeit darüber entsetzt, dass es die Russen waren, die den Amerikanern zuvorgekommen waren. Als die Amerikaner schließlich als die Ersten auf dem Mond landeten, habe ich von derartigen Einwänden nichts gehört.

Der dänische Theologe Regin Prenter (Dogmatikprofessor in Århus und später Pastor in Branderup) hat einmal in einem Aufsatz über die Auferstehung Jesu gesagt, man könne sie auf zwei Weisen leugnen und bestreiten: entweder indem man sie zu wörtlich versteht und Auferstehung und Himmelfahrt zu einem Raumfahrtunternehmen macht – oder indem man sie allzu geistig versteht, indem man also die Auferstehung auf eine Art „Aha-Erlebnis“ der Jünger und die Osterbotschaft auf die Banalität reduziert, dass das Leben ja jeden Morgen neu ist. Für Prenter geht der Streit nicht um die Alternative geistig (im übertragenen Sinne) oder physisch (wörtlich), sondern darum, ob Gott eine Wirklichkeit in uns ist oder außerhalb von uns.

Paulus spricht in seinem Kapitel über die Auferstehung im 1. Korintherbrief von einem „Geistleib“, also von etwas, was Geist und Leib zugleich ist. Deshalb heißt es in unserem Glaubensbekenntnis nicht mehr wie früher „Auferstehung des Fleisches“, sondern „Auferstehung der Toten“, wie schon seit jeher im nizänischen Glaubensbekenntnis.

Denn wenn man die Auferstehung nur als ein „rein physisches“ Mirakel versteht – welche Bedeutung soll sie dann für uns heute haben? Aber auch ein „rein geistiges“ Verständnis trifft die Sache nicht. Die Toten und Christus leben nicht, weil wir an sie denken, sondern wir denken an sie, weil sie leben.

 

Aus: Das Alltagsbrevier. Mit Worten der Lutherbibel durch die Woche.
artburg Verlag Weimar, 2022.

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