WORT ZUM SONNTAG

„Der Ruf von Fanø“

Der Ruf von Fanø

Der Ruf von Fanø

Matthias Alpen
Matthias Alpen
Lügumkloster/Fanø
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Das Wort zum Sonntag, 18. August 2024, von Pastor Matthias Alpen, Lügumkloster.

Auf Fanø, genauer im Westen der Insel, in Fanø Bad, steht vor den mehr oder weniger schönen neuen Hotelgebäuden ein unscheinbarer Gedenkstein: „Det økumeniske kirkemøde. Die ökumenische Konferenz. Fanø 24. – 30. August 1934. Dietrich Bonhoeffer in memoriam.” 

Foto: Matthias Alpen

Dieser Stein wurde 1994 aufgestellt. In wenigen Tagen jährt sich diese ökumenische Konferenz der weltweiten Christenheit zum 90. Mal. Auch wenn vielleicht in Vergessenheit geraten, war dieses (eines der ersten!) Treffen von entscheidender Bedeutung für die Entstehung des Weltkirchenrates nach dem Zweiten Weltkrieg. Und irgendwie ist diese Geschichte eng mit dem Grenzland verwoben, wenn auch die kleine Nordseeinsel bekanntlich nicht zu Nordschleswig gehört: Eingeladen hatte der Grenzlandbischof Valdemar Ammundsen, erster Bischof des 1923 neugegründeten Stifts Hadersleben. Ammundsen als Gastgeber kannte äußerst genau die Konflikte des deutsch-dänischen Grenzlandes und er setzte sich in hohem Maße dafür ein, sie zu befrieden. Leider konnte ihm das damals nicht gelingen. Doch 1934 arbeiteten alle guten Kräfte noch für Versöhnung, Ammundsen, der genau wusste, was nationale Gegensätze mit den Menschen machen. 

Die Konferenz auf Fanø fand in politisch höchst bewegten Zeiten statt, nach der Machtergreifung und nach der Bekenntnissynode von Barmen im Mai 1934, auf der sich die oppositionelle Bekennende Kirche konstituierte. Hier kann nun nicht näher von der Konferenz erzählt werden, doch an der Konferenz nahm auch der junge Theologe Dietrich Bonhoeffer teil. Er hielt dort am 28. August eine Morgenandacht, die uns heute noch bewahrt ist (DBWerke 13, S. 298-301).

Heute haben wir kaum Antworten auf all die Konflikte und die kriegerischen Auseinandersetzungen der Welt. Mich hat Bonhoeffers Andacht von damals auf das Heute noch einmal nachdenklich gemacht, denn er spricht vom „Frieden als Wagemut“.  Frieden könne nicht auf dem Weg der Sicherheit erreicht werden, denn die vermeintlichen Sicherheiten würden von Misstrauen geprägt sein. Vielleicht mag uns diese Sicht heute naiv erscheinen, zumal Bonhoeffer damals eine pazifistische Position vertrat. Nachdenklich allerdings macht seine Morgenandacht, auch heute noch. Aus seiner Andacht: 

„Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investition internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern? D. h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und lässt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Misstrauen haben, und dieses Misstrauen gebiert wiederum Krieg.“

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