VOICES - Minderheiten weltweit
„Christen weltweit verfolgt: Die Mörder sind uns bekannt, doch der Fußball ist wichtiger?“
Die Mörder sind uns bekannt, doch der Fußball ist wichtiger?
Die Mörder sind uns bekannt, doch der Fußball ist wichtiger?
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Keine Glaubensgemeinschaft wird so verfolgt wie die Christen. Warum es uns dennoch schwerfällt, für das Christentum einzustehen – vor allem, wenn es um Fußball geht, erläutert Jan Diedrichsen in seiner Kolumne.
Der aus Südtirol stammende Journalist Ulrich Ladurner hat auf der Titelseite der Wochenzeitung „Die Zeit“ in einem Leitartikel – „Die Mörder sind bekannt“ – ein sträflich tabuisiertes Thema aufgegriffen: Die Verfolgung der Christen weltweit. Keine Glaubensgemeinschaft wird so verfolgt wie die Christen. Trauriger Anlass für den Aufruf, das Verbrechen beim Namen zu nennen, ist das Massaker am Pfingstsonntag, dem in Nigeria Dutzende Christen beim Gottesdienst zum Opfer fielen.
Nach Schätzungen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und der katholischen Menschenrechtsorganisation Kirche in Not bekennen sich 75 bis 80 Prozent der Menschen, die derzeit wegen ihres Glaubens verfolgt werden, zum Christentum. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat über systematische Verfolgungen ethnischer und religiöser Minderheiten, darunter Christen, in verschiedenen Ländern berichtet.
Religionsfreiheit verfolgter Christen
Doch warum müssen erst bestialische Massaker wie das vom Pfingstsonntag geschehen, damit wir uns dem Thema widmen? Sich mit Menschenrechten zu befassen gehört zwar zum guten Ton, aber für die Religionsfreiheit verfolgter Christen einzutreten eher nicht. Zu schnell sieht man sich politisch in eine „rechte Ecke“ gedrängt und hält sich daher mit Kritik an den Verursachern und Finanziers der Verfolgung zurück. Man will nicht als islamfeindlich oder gar rassistisch verortet werden. Traurig, aber wahr: Christen, vor allem in Afrika und im Nahen Osten, bleiben vielen Menschen suspekt.
In Europa kungeln wir lieber heftig mit den schlimmsten Autokraten, welche die systematische Christenverfolgung dulden oder gar aktiv befördern. Es ist beschämend, dass ein Autokrat wie der Präsident der Türkei hofiert wird und ihm alle Tollheiten und Verbrechen über Jahre hinweg verziehen werden. Erdogan ist einer der Strippenzieher des sogenannten politischen Islams. Der politische Islam wird weiterhin als Gefahr sträflich unterschätzt. Naiv oder fahrlässig wird mit Kritik zurückgehalten, oft perfider Weise im Namen „religiöser Toleranz“. Erdogan finanziert unter anderem islamistische Radikalmilizen, die in Syrien auch gezielt Jagd auf Christen machen.
Gas vom Hauptfinanzier des islamistischen Terrors
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck verbeugte sich kürzlich bei seinem Besuch vor dem Emir von Katar. Er soll das russische Gas ersetzen helfen, das wir in Europa und vor allem in Deutschland so dringend brauchen. Doch zu welchem Preis? Katar ist einer der Hauptfinanziers des islamistischen Terrors weltweit.
Und wir müssen über Katar und die nächste Fußball-WM sprechen. Nicht zuletzt die religiösen Freiheiten der Christen werden in dem Gastgeberland massiv verletzt, von LGBTQ-Rechten ganz zu schweigen. Die Sklavenarbeiter in Katar, die die modernen Austragungsorte unter unsäglichen Bedingungen haben errichten müssen, verdrängen wir ebenfalls aus dem Bewusstsein, in Aussicht auf ein „Fußballfest im Emirat“. Wir sollten uns alle fragen, ob wir da mitmachen wollen, oder diese WM am Fernseher nicht einfach boykottiert gehört, auch wenn dies schwerfällt.
Zum Abschluss noch einmal Ulrich Landauer von der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Man kennt die Geldgeber der Islamisten, man kennt die Staaten, die ihre Ideologie verbreiten, man kennt die Prediger. Und trotzdem folgen hierzulande auf die Empörung meist Stille und achselzuckende Gleichgültigkeit. Die außereuropäischen Christen sind uns fremd, die Furcht vor den Islamisten ist groß, die Angst davor, als Hetzer dazustehen, lähmt. Christen verteidigen, das ist nicht gerade en vogue, es erscheint reaktionär. Doch wer heute von Christenverfolgung spricht, der ist deswegen kein Religionskrieger – der spricht eine schlichte, eine erschütternde Wahrheit aus.“