Leserbrief

„Antwort auf Leserbrief „Zweiter Anlauf"“

Antwort auf Leserbrief „Zweiter Anlauf"

Antwort auf Leserbrief „Zweiter Anlauf"

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
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Siegfried Matlok antwortet auf den zweiten Leserbrief von Jutta Kristensson. Es geht um die Rolle von Werner Best, Generalbevollmächtigter im besetzten Dänemark.

Liebe Frau Kristensson!

Vielen Dank für Ihren zweiten Leserbrief. Dass Sie darin, „mit Bedauern“ den ersten Eindruck/Verdacht aufgegeben haben, mich in die Nähe des verbrecherischen Nationalsozialismus bzw. Werner Best zu stellen, nehme ich als Entschuldigung an. Auf der Grundlage bin ich zu einer sachlichen Auseinandersetzung über meine beiden Best-Bücher bereit. Dazu gehört vor allem die später erschienene dänische Ausgabe von „Danmark i Hitlers Haand“, die wichtige Ergänzungen und Kommentare enthält, die in der deutschen Ausgabe nicht vorlagen.

Sie haben eine Reihe von kritischen Best-Quellen genannt, dazu keine Einwände, aber es gibt andererseits auch Quellen, die die Rolle des Werner Best in Verbindung mit der Juden-Rettung in Dänemark als maßgeblich und positiv hervorheben; nicht nur Georg-Ferdinand Duckwitz, der in Jerusalem ja für seine Tat einen Ehrenplatz in Yad Vashem erhalten und der stets die Verdienste von Best in Dänemark unterstrichen hat.

Sie nennen das erstklassige Buch von Bo Lidegaard, vergessen aber dabei den Hinweis, dass auch Bo Lidegaard – ebenso wie der anerkannte Historiker John Lauridsen – den Einsatz von Best zur glücklichen Judenrettung „würdigt“. Dass es deutsche Historiker und andere Gelehrte gibt, denen diese wohl einmalige Geschichte nicht in ihr Weltbild passt, daran kann ich nichts ändern, mein journalistischer Ansatz war die Aufklärung eines historischen „Mysteriums“.

Ich verweise übrigens auch auf das Buch des bekannten dänisch-jüdischen Chefredakteurs Herbert Pundik, der mit seinen Eltern 1943 nach Schweden flüchten konnte. Habe – dankenswerterweise mit der Unterstützung der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis – selbst für eine deutsche Ausgabe seines Buches mit dem Titel „Die Flucht der dänischen Juden 1943 nach Schweden“ gesorgt, und er hat die (noch immer offene) Diskussion über die Best-Rolle im Herbst 1943 damals mit den Worten kommentiert: „Wenn einem das Leben gerettet wird, dann interessieren keine Motive.“

Also, die Motive von Best habe ich bis zum heutigen Tagen letztlich nicht klären können, er war ja kein Held, sondern des Führers Vertreter in Dänemark (deshalb auch ganz bewusst der Buchtitel „Dänemark in Hitlers Hand“), aber in diesen Tagen zeigen mir gerade die illegalen Blätter der späteren Tageszeitung „Information“, dass die dänische Widerstandsbewegung in den Jahren 1943-1945 sehr wohl die Rolle von Werner Best einzuschätzen wusste – mit mehreren Beispielen, wo ihm seine „milde Hand“ zum Vorwurf gemacht wurde. Durch Hitler persönlich, durch Berlin (Eichmann), aber auch durch seinen berüchtigten Kollegen Terboven in Norwegen, der für das traurige Schicksal der norwegischen Juden verantwortlich ist, denen leider nicht geholfen wurde wie in Dänemark.

Noch einmal: Best war natürlich verantwortlicher Täter, aber er spielte in Dänemark eine andere Rolle als er sie wahrscheinlich in anderen besetzten Ländern gespielt hätte. Das hängt aus meiner Sicht damit zusammen, dass die dänische Vertrags- und Zusammenarbeitspolitik vom 9. April 1940 an und auf jeden Fall bis zum 29. August 1943, die ja bis heute noch umstritten ist, nach Ansicht ihrer „Anhänger“ entscheidend dazu führte, dass den meisten dänischen Juden – Gott sei Dank – das Leben gerettet wurde.

Über Dr. Best und seinen „Wandel“ in Dänemark ist deshalb nur zu diskutieren, wenn man diesen dänischen „Doppelkurs“ verstehen will, was realpolitisch „leichter“ ist als moralisch.

Über diese Fragen und über Dr. Best und über sein „Doppelspiel“ in Dänemark bin ich jederzeit gerne bereit, mit Frau Kristensson zu diskutieren; privat, aber auch öffentlich!

Siegfried Matlok, Apenrade

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