Leitartikel

„Ein würdiges Seniorenleben“

„Ein würdiges Seniorenleben“

„Ein würdiges Seniorenleben“

Apenrade/Aabenraa
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Es sei unwürdig und entspreche nicht den Erwartungen, die es an die dänische Wohlfahrt gibt, wenn Zehntausende Senioren im Lande nicht die Heimhilfe bekommen, die sie brauchen. „Wir sind in Zukunft auch als Angehörige gefragt“, prophezeit Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die Sozialdemokraten möchten im Wahlkampf über die Rente reden, während Venstre über die Gesundheitsreform diskutieren will. Vielleicht müssen sich sowohl der blaue als auch der rote Block darauf einstellen, dass ein ganz anderes Thema den bevorstehenden Wahlkampf dominieren wird, nämlich die Heimhilfe. Eigentlich ein kommunales Thema, aber die soeben veröffentlichte Studie des nationalen Analyse- und Forschungszentrums Vive  landet mit Garantie auf den Arbeitstischen der Landespolitiker.

Warum? Weil das Forschungszentrum das zu Papier gebracht hat, was viele bereits vermutet haben: dass das dänische Wohlfahrtssystem  löchrig ist wie ein Sieb in dem Bürger durchfallen. Natürlich nicht alle, aber immerhin 60.000 schätzt Vive. Das sind zu viele, um die Studie zu ignorieren.

Daher werden die Landespolitiker sich dem kommunalen Thema annehmen  müssen. Dabei gibt es für  sie eigentlich nur eine Lösung: mehr Geld für die Kommunen. Die stehen nämlich vor dem Problem, dass die älteren Bürger zwar rüstiger sind als früher, es aber gleichzeitig immer mehr ältere Menschen gibt.

In den nordschleswigschen Kommunen ist jeder fünfte Bürger über 67 Jahre alt. Damit liegt der Landesteil über dem Landesdurchschnitt und die Kommunen unserer strukturschwachen Region müssen also  tief in die Kassen greifen.

Niemand erwartet heute, dass alle  automatisch Heimhilfe bekommen, nur weil sie eine Altersmarke überschreiten. Wer es selber hinbekommt mit 87 Jahren den Haushalt zu meistern, hat erstens Glück, dass die Gesundheit mitspielt, und ist zweitens glücklich des würdigen Lebens.

Allerdings kann man auch davon ausgehen, dass   alle (Steuerzahler) erwarten, dass bedürftige ältere Menschen in Dänemark die nötige Hilfe bekommen.  Dafür zahlen wir schließlich Steuern. Doch hier zeigt sich das System Heimhilfe manchmal von der unmenschlichen und ungerechten Seite, und auch die kommunalen Finanzen sorgen für Begrenzungen.

Das hinterlässt einige Senioren im wahrsten Sinne des Wortes in ihrem eigenen Dreck. Das ist unwürdig und entspricht nicht den Erwartungen, die es an die dänische Wohlfahrt gibt. Aber auch darauf können wir uns schon vorbereiten: Wir sind in Zukunft auch als Angehörige gefragt.  Denn auch wenn wir rekordhohe Steuern zahlen – das Geld reicht nicht aus, um ganz Dänemark sauber zu halten.

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