Leitartikel

„Wir wollen doch alle nur das eine“

Wir wollen doch alle nur das eine

Wir wollen doch alle nur das eine

Apenrade/Aabenraa
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Im Kampf gegen das Coronavirus sind die Gemüter erhitzt. Die Gesellschaft spaltet sich in Lockerungsbefürworter und Öffnungsgegner. Warum das Dilemma zwischen Wirtschaft und Gesundheit eigentlich keines ist, beschreibt Journalistin Kerrin Jens.

Freude und Frust machten sich breit, als die Regierung am Mittwoch auf einer Pressekonferenz Lockerungen vorgestellt hat. Freude bei den kleinen Einzelhändlern, Frust bei den Friseuren. Wie bei vielen Entscheidungen der Regierung wird nach der Pressekonferenz über die Richtigkeit der Maßnahmen gestritten. Den einen gehen die Lockerungen nicht weit genug, die anderen haben Angst, sich zu infizieren.

In Talkshows, Facebook-Kommentaren und zu Hause bilden sich zwei Lager: Die Lockerungsbefürworter und die Öffnungsgegner. Nach einem Jahr in der Krise, die alle belastet, werden die Diskussionen hitziger. Es scheint, als müsste man sich entweder auf die Seite der Wirtschaft schlagen oder auf die der Gesundheit.

Dass wir uns gar nicht für eines von beiden entscheiden müssen, versichert die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim in einem Video. Dort erklärt sie, warum zwischen den beiden Gruppen mehr Einigkeit herrscht, als auf den ersten Blick zu erahnen ist.

Wir alle haben ein gemeinsames Interesse daran, Kontrolle über das Virus zu erlangen, Shutdowns zu vermeiden und stabile Langzeitstrategien zu entwickeln. Dieser Konsens gilt sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesundheit.

In ihrem Video zeigt die Wissenschaftsjournalistin Studien der John Hopkins Universität, die belegen, dass es keinen Konflikt zwischen Wirtschaft und Gesundheit gibt, denn wenn die Intensivstationen überlastet sind, wird auch die Wirtschaft gelähmt.

Die Politik will so schnell öffnen wie möglich. Aber was ist möglich? Mai Thi Nguyen-Kim macht darauf aufmerksam, dass schnelle Lockerungen langfristig nicht das Beste für die Wirtschaft sind und verweist auf einen wissenschaftlichen Bericht aus dem ersten Shutdown des Instituts für Wirtschaftsforschung und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.

Aus dem kurzen Video der Wissenschaftsjournalistin wird deutlich, dass jeder in dieser Krise mit seinem eigenen persönlichen Schicksal zu kämpfen hat und dass die Existenzangst einer Friseurin, die kein Geld verdienen kann, nicht mehr oder weniger wichtig ist als die Angst einer Mutter, ein Familienmitglied durch Covid-19 zu verlieren.

Es geht nicht darum, Menschenleben gegen Lebensgrundlagen abzuwägen, sondern darum, Verständnis füreinander aufzubringen, aufeinander aufzupassen und so gemeinsam die Krise zu bewältigen. Denn wir wollen doch alle nur das eine: möglichst unbeschadet aus dieser Pandemie herauskommen.

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