Leitartikel

Wir können Bürgermeister

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Apenrade/Aabenraa
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Foto: K. Riggelsen

Die Spitzenkandidaten der Schleswigschen Partei trauen sich zu, die Bürgermeisterposten in Nordschleswig zu bekleiden. Das ist gut so, meint Gwyn Nissen. Die SP habe gute Kandidaten, die auch in der Mehrheitsbevölkerung akzeptiert werden, aber ob dies reiche, sei eine ganz andere Frage.

Die Spitzenkandidaten der Schleswigschen Partei trauen sich zu, die Bürgermeisterposten in Nordschleswig zu bekleiden. Das ist gut so, meint Gwyn Nissen. Die SP habe gute Kandidaten, die auch in der Mehrheitsbevölkerung akzeptiert werden, aber ob dies reiche, sei eine ganz andere Frage.

Kann ein Stadtratsmitglied der Schleswigschen Partei in Nordschleswig Bürgermeister sein? Der frühere Chefredakteur Poul-Erik Thomsen stellte vor der Kommunalwahl 2013 die Frage in einem Leitartikel in JydskeVestkysten – und beantwortete sie mit einem deutlichen Ja. Er verglich die Situation nördlich der Grenze mit Flensburg, wo mit Simon Faber ein Däne zum Oberbürgermeister gewählt worden war. Warum also nicht auch in Nordschleswig?

Die Spitzenkandidaten von damals nahmen die „Blumen“ an, doch aus den Bürgermeisterposten wurde nichts. Die politischen Konstellationen ließen es nicht zu. Bei der nächsten Kommunalwahl im Herbst gehen fast dieselben Spitzenkandidaten für die SP in den Wahlkampf wie vor vier Jahren: In Apenrade Erwin Andresen, in Tondern Jørgen Popp Petersen, in Sonderburg Stephan Kleinschmidt und, als einziger Neuer, in Hadersleben Carsten Leth Schmidt. Beim „Parteitag“ der Schleswigschen Partei am Wochenende beantworteten die drei „alten“ SPitzen die Frage bereits im Vorfeld: Ja, wir können Bürgermeister.

Das neue Selbstbewusstsein nach dem guten Wahlergebnis 2013 tut der Schleswigschen Partei gut. Doch wie realistisch ist ein Bürgermeisterposten eigentlich? Die normalen Mehrheitsverhältnisse werden nie einen SP-Kandidaten an die Spitze katapultieren, auch wenn ein Stephan Kleinschmidt zum Beispiel die beste persönliche Stimmenzahl aller Sonderburger Kandidaten erreichen könnte. 

In der Regel machen Venstre und die Sozialdemokraten den Bürgermeister unter sich aus. Aase Nygaard von der Fællesliste und der Konservative Allan Niebuhr sind einige der wenigen Ausnahmen. Es muss also schon eine besondere Situation entstehen, in der eine Mehrheit im Stadtrat nicht vom „eigenen“ Kandidaten im roten oder blauen Block überzeugt ist. Solche Situationen sind schwer vorauszusehen, doch es passiert alle Jahre wieder in dänischen Kommunen.

Der Unterschied zu früher ist, dass „wir“, die Minderheit, jetzt Bürgermeister können. Die Schleswigsche Partei hat gute Spitzenkandidaten, die auch von der Mehrheitsbevölkerung akzeptiert und respektiert sind. Ob sie es werden, ist jedoch eine ganz andere Frage, die frühestens in der Wahlnacht geklärt wird. 
 

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