Leitartikel

Eine wichtige Einsicht

Eine wichtige Einsicht

Eine wichtige Einsicht

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa/(Symbolfoto)

Das Thema im Leitartikel ist ein anderes als am Mittwoch, das Fazit allerdings das gleiche: Die Transparenz ist für unsere Vertrauensgesellschaft alles entscheidend, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Erinnern Sie sich an die Geschichte über die Hauptstadtärzte, die Forschungsgelder veruntreuten, um Partys zu feiern und in Michelinrestaurants zu speisen? Oder an die Story über Lars Løkke Rasmussens teure Reisegewohnheiten für die Klimaorganisation GGGI? Oder an den Tamil-Fall?

Eines haben diese und viele andere Geschichten in den Medien gemeinsam: Sie wären nie geschrieben worden, wenn die Journalisten nicht  Zugang zu  wichtigen Akten gehabt hätten. Morten Crone, der 2008 den Cavling-Preis erhielt – den wichtigsten dänischen Journalistenpreis – sagte vor einigen Jahren zu Danmarks Radio, dass er ohne die im Öffentlichkeitsgesetz verankerte Akteneinsicht nie einen Preis bekommen hätte. Die Akteneinsicht ist ein journalistisches Werkzeug, das nicht wegzudenken ist, wenn wir als Gesellschaft eine kritische Presse haben möchten, die Entscheidungen und politische Vorgänge hinterfragen kann.  

In den vergangenen Jahren wurde vielen Journalisten die Akteneinsicht verweigert. 2014 beschloss eine Mehrheit im Folketing nämlich Ausnahmen. Mit den Paragrafen 22, 24 und 27 in der Hand konnten Behörden neugierige Journalisten abweisen. Es geht dabei  um die Kommunikation und Termine zwischen Ministern und  Beamten, die seit 2014 für Journalisten unter Verschluss gewesen sind.

Nach jahrelanger Kritik wird das  Öffentlichkeitsgesetz  endlich überarbeitet, doch wer glaubt, dass die Arbeit der Journalisten jetzt leichter wird, wird enttäuscht. Forschungschef Olaf Jørgensen von der Medien- und Journalistenhochschule in Aarhus hat die neuen Vorschläge studiert, und obwohl es auf den ersten Blick nach Verbesserungen aussieht,  stellt Jørgensen fest, dass sich die Gesetzesgeber in den neuen Gesetzen Hintertürchen eingebaut haben, um weiterhin Journalisten von ihrer Arbeit abzuhalten.

Umwelt- und Landwirtschaftsminister Esben Lunde Larsen (Venstre) wurde 2017 dabei entlarvt, als er sagte, dass die Akteneinsicht „eine Krankheit in der Gesellschaft“ sei. Ja, die Akteneinsicht von Journalisten kann nervig sein, sie kostet   Zeit und Geld, sehr zum Ärgernis der Politiker und Mitarbeiter, die davon betroffen werden. Aber die Alternative wäre noch schlimmer: nämlich Wahrheiten, die nicht an die Öffentlichkeit kommen. Das Thema im Leitartikel ist ein anderes als am Mittwoch, das Fazit allerdings das gleiche: Die Transparenz ist für unsere Vertrauensgesellschaft alles entscheidend.  

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