Leitartikel

„Vorsorge dringlich “

„Vorsorge dringlich “

„Vorsorge dringlich “

Apenrade/Aabenraa
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Der Schiffsverkehr und die Offshore-Industrie in der Nordsee sind weiter eine ständige Katastrophe, sichtbar am Müll und durch illegale und legale Einleitung von schädlichen Chemikalien, die nicht ins Meer gehören, meint Volker Heesch. Vorsorge sei aber auch für akute Katastrophenfälle dringlich.

Eine positive Bilanz konnten die Beteiligten nach der großen deutsch-dänischen Rettungsübung und dem Durchspielen eines gemeinsamen Einsatzes nach einem Öl-Austritt ziehen. Zum Glück gibt es seit Jahren  und Jahrzehnten auf dem Gebiet der Seenotrettung, aber auch bei gegenseitiger Hilfeleistung über die Landesgrenze hinweg    eine enge deutsch-dänische Zusammenarbeit. Lange vorbei sind die Zeiten, dass eine  Freiwillige Feuerwehr aus dem Dorf südlich der Grenze nicht den Feuerwehrkameraden nördlich  der Grenze bei einem Feuer zu Hilfe eilen  konnte, weil der Schlagbaum  ab 22 Uhr abgeschlossen war. 

Doch es ist erst 20 Jahre her, dass mit der Strandung des brennenden Frachters Pallas im Wattenmeer bei Amrum plötzlich ein Ernstfall eintraf, der auch das  dänische Wattenmeer hätte treffen können. Die Havarie hatte im dänischen Seegebiet ihren Ausgangspunkt,  die Strandung des Schiffes mit anschließender Ölverunreinigung und dem qualvollen Tod  vieler Vögel konnten damals  weder dänische noch deutsche  Einsatzkräfte verhindern. 

In Erinnerung ist im Grenzland sicher noch der Ärger, weil sich nach einem Pumpeinsatz des Technischen Hilfswerks Nordfriesland in Tondern, der Millionenschäden in einem Ecco-Schuhlager  verhindern konnte, die staatliche dänische Bereitschaftsbehörde beschwerte, sie sei „übergangen“ worden.

Gut ist es, dass sich die deutschen und dänischen Einrichtungen und Mitarbeiter nicht erst bei den Übungen selbst kennenlernen, sondern bereits seit Jahren u. a. im Rahmen von Interregpartnerschaften  gemeinsame Projekte  durchführen und vor allem voneinander lernen.

Vorsorge ist dringlich, denn es geht bei möglichen Ernstfällen  um die Rettung von Menschenleben und – wie bei der Simulation zwischen Röm und Sylt in dieser Woche – auch um den Schutz des Wattenmeeres, einer besonders sensiblen  Naturlandschaft, über der stets  das Damoklesschwert eines Schiffsunglücks schwebt.

Parallel zur Notfallübung sammelten Kinder der deutschen Schule in Tondern Müll aus dem Spülsaum der Wattenmeerküste bei Jerpstedt. Mit guten Ergebnissen, dass in einigen Bereichen Strandgäste offenbar schon Müll gesammelt hatten. Allerdings mit erschreckenden Funden von Paraffinklumpen im Vorland, die zum Kapitel „schleichende  Ölpest“ zählen. Der Schiffsverkehr und die Offshore-Industrie in der Nordsee sind weiter  eine ständige Katastrophe, sichtbar am Müll, der allerdings auch über die Flüsse ins Meer kommt, und teilweise unsichtbar, durch illegale und legale  Einleitung von schädlichen Chemikalien, die nicht ins Meer  gehören.

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