Leitartikel

„Die Verbraucher haben auch eine Verantwortung“

„Die Verbraucher haben auch eine Verantwortung“

„Die Verbraucher haben auch eine Verantwortung“

Apenrade/Aabenraa
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Chefredakteur Gwyn Nissen blickt auf die Bilder der 200 philippinische Lkw-Fahrer, die in Containern auf einem Parkplatz im Pattburger Transportgebiet hausten und denkt über die Ursachen nach, die zu diesen Zuständen führen.

Beschämend. Wer die Bilder gesehen hat, wie über 200 philippinische Lkw-Fahrer in Containern auf einem Parkplatz im Pattburger Transportgebiet leben, kann sich nur wundern, dass dies 2018 auf dem europäischen Arbeitsmarkt  überhaupt möglich ist.

Ist es zum Glück auch nicht, denn nachdem die Gewerkschaft 3F die Polizei auf die unmenschlichen Verhältnisse aufmerksam gemacht hat, wurde das Lager geräumt. Der Fall wird jetzt untersucht –  sowohl von der Ausländerkontrolleinheit der Polizei als auch   von den Steuerbehörden, dem Center für Menschenhandel und der Arbeitsaufsicht.

Das Esbjerger Fuhrunternehmen, das  Philippinen und Sri Lankaner als Fahrer angeheuert hatte, beteuert indes seine Unschuld: Alles sei gesetzlich legal,  ließ die Firma durch ihren Anwalt verlauten. Vielleicht ist das sogar richtig.
Die Fahrer verdienen zwar nur zwei Euro die Stunde, sind aber  bei einem polnischen Subunternehmen angestellt. Das wiederum fährt für  dänische Transportfirmen, die wiederum von großen dänischen Logistikunternehmen eingekauft worden sind, die wiederum von großen dänischen Handelsunternehmen bestellt werden, wie zum Beispiel Jysk (Dänisches Bettenlager, Arla oder andere).

Die jetzigen EU-Regeln und heimischen Gesetze lassen also vielleicht sogar diese Masche im Transportgewerbe zu – das wird sich demnächst klären.

Jene Handelsunternehmen haben in den vergangenen Tagen indes der Esbjerger Firma so schnell wie möglich die Hand abgeschlagen. Sie wollen damit nichts zu tun gehabt haben.   Doch es sind die gleichen Firmen, die bei den jüngten Geschäftsverhandlungen die Transportkosten in den Keller gedrückt haben. Und sehr wohl wissen, dass sie das bekommen, wofür sie bezahlt haben: schlecht bezahlte ausländische Fahrer, die in ihren Lastwagen auf Raststätten leben. Dass nach osteuropäischen Mitarbeitern jetzt auch asiatische Fahrer hinter dem Lenkrad sitzen, ist in der Logistikbranche hinreichend bekannt.

Ganz am Ende dieser Wertekette sitzen aber nicht Geschäftsleute und Unternehmen, sondern der Verbraucher selbst: Wer 25 Kronen  für ein T-Shirt zahlt, nimmt mit in Kauf, dass die Arbeitsverhältnisse  und die Nachhaltigkeit bei Herstellung,  Transport und Handel  nicht die höchste Priorität haben.  Die Geschäftsmoral, die wir als Verbraucher – zu Recht – von der Wertekette erwarten, müssen wir also auch selber aufbringen.

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