Leitartikel

„Unrühmliches Ende“

Unrühmliches Ende

Unrühmliches Ende

Apenrade/Aabenraa
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Lars Løkke Rasmussens Rückzug aus Venstres Parteispitze am Wochenende war nicht das, was der Politiker verdient hätte, findet Gwyn Nissen.

Man kann über Lars Løkke Rasmussen meinen , was man will, und man kann ihm fehlerhafte Führung  vorwerfen – aber Løkkes Abgang durch die Hintertür der dänischen Politik am Wochenende war einfach unrühmlich.


Lars Løkke Rasmussen war in den vergangenen Jahrzehnten ein bedeutender und wichtiger Politiker für Dänemark, und er war ein politisches Talent, das ein ums andere Mal überlebte, wo andere Politiker längst gestolpert wären.  Denn  auch das gehört zur Historie Løkke Rasmussens: Die Privatperson Lars und der Politiker  Løkke Rasmussen wurden zu oft in einem schlechten Cocktail vermischt.


Letzten Endes waren es aber nicht die Skandale, die ihn fällten, sondern er wurde teils Opfer seiner eigenen Fehleinschätzung, teils eines  schwelenden Aufstandes bei dem das Feuer plötzlich und blitzartig entfachte – ohne dass es wieder gelöscht werden konnte.


Viele Organisationen, Vorstände und Vorsitzende durchlaufen ähnliche Zustände, wo die Basis  nicht mehr mitmacht und es aus heiterem Himmel zu einer Gegenreaktion kommt. Genau diese Entwicklung hat Lars Løkke Rasmussen nicht kommen sehen. Dabei hat er selbst den Stein ins Rollen gebracht, als er zunächst die Regionen abschaffen und danach auch noch  über die Mitte mit den Sozialdemokraten regieren wollte.   


Wie auch seine Reformen mögen diese politischen Ziele richtig und modern gewesen sein, doch  Løkke hatte sich damit zu viele Schritte auf einmal   bewegt und hatte die Basis abgehängt. Der Ärger in der Führungsriege der Partei war dann nur nach das Tröpfchen, das Løkke und sein Gegenüber, Vize Kristian Jensen, den Bach hinunterrauschen ließ.


Lars Løkke Rasmussen hätte einen anderen Abgang verdient – durch den Vordereingang. Er packte aber selbst seine Tasche und flüchtete durch die Hintertür. Vielleicht sogar für immer aus der dänischen Politik. Sein Kampfwille war ungebrochen, aber die Magie war nicht mehr da – und die Basis ebenfalls nicht.

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