Leitartikel

„Smørrebrot und Spiele“

Smørrebrot und Spiele

Smørrebrot und Spiele

Apenrade/Aabenraa
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Auch heute können und müssen wir unter „Smørrebrot und Spiele“ trefflich darüber diskutieren, inwieweit die Bürger eines Landes(teils) mit Wahlgeschenken und einzigartigen Großevents von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abgelenkt werden sollen – und wollen, meint Sara Wasmund.

Was ist mehr wert: Eine von der Heimhilfe gestaubsaugte Wohnung eines gehbehinderten Senioren oder eine fröhliche Großveranstaltung für die Bürger? Ein Abend mit einem Rockstar oder der Besuch einer Sozialberaterin? Internationales Radrennen oder ein Gespräch mit einem Ratgeber? Spaß oder Sozialleistungen?

Mit der Verwendung der Steuerkronen ist das so eine Sache. Wieviel lässt sich ein Staat, eine Kommune Großevents kosten und wie rechtfertigt man teure VIP-Bereiche gegenüber Bürgern, denen es in Sachen Lebensqualität am nötigsten fehlt?

Durch das Bon Jovi Konzert in der Kommune Sonderburg, dem in Aussicht gestellten Royal Run 2020 und nicht zuletzt durch die Durchführung einer Tour-de-France-Etappe 2021 sind das Fragen, die man sich und die sich Stadtratspolitiker stellen müssen.

So müssen die nordschleswigschen Kommunen tief in die Kasse greifen, damit die Tour de France 2021 durch die Gegend rollt. Insgesamt 87 Millionen Kronen – diese grob veranschlagte Rechnung werden sich Staat, Regionen und Kommunen am Ende teilen müssen. Egal, wer sie am Ende verteilt, es sind 87 Millionen Kronen aus der Steuerkasse. Geld, das auch für Champagner und Canapees im geschlossenen VIP-Bereich verwendet wird. Was haben die Bürger am Ende davon, dass die Tour de France einen Tag lang durchs Ländle rollt? Und wie gerechtfertigt ist die Million Kronen, die von der Kommune Sonderburg als Ausfallbürgschaft zu zahlen ist, falls das Bon Jovi Konzert floppt?

Mit Blick auf Werbeeffekte für den Landesteil und der persönlichen Affinität eines Jeden zu Radsport oder Bon Jovi ist das eine Frage, auf die es keine konkrete Antwort gibt. Eine gefühlte Bereicherung lässt sich in Zahlen nur schwer ermessen und schon gar nicht auf den einzelnen Bürger runterrechnen.

Im Römischen Reich schuf der Satiriker und Dichter Juvenal den Begriff „panem et circenses“ Brot und Zirkusspiele. Und stellte damit die Frage, wie viel Belustigung und Versorgung die Volksseele braucht und will.
Und auch heute können und müssen wir unter „Smørrebrot und Spiele“ trefflich darüber diskutieren, inwieweit die Bürger eines Landes(teils) mit Wahlgeschenken und einzigartigen Großevents von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abgelenkt werden sollen – und wollen.

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