Leitartikel

Schweinisch

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Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
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Selbst agieren und nur Fleisch von Freilandschweinen kaufen hätte mehr Wirkung als Protestunterschriften und perifide Pauschalanklagen, dass Bauern Tierschänder sind, meint Peter Lassen. Die Diskussion in den sozialen Medien sollte ihm zufolge nicht den mittlerweile gängigen schweinischen Ton annehmen.

Zugegeben: Konventionelle Schweinemast anno 2017 trifft nicht den Geschmack aller. Der Ton zwischen dänischer Landwirtschaft und den Tierschützern wird in dieser Sache – wie berichtet – rau her.  „Dyrenes Beskyttelse“ stellt fest, dass dänische Schweine zu wenig Platz haben, ihnen werden die Schwänze kupiert, und Kastration ohne Betäubung sei an der Tagesordnung. Man sammelt Unterschriften, um Politiker in Dänemark und der EU zum Handeln zu bewegen und bezieht sich darauf, dass eine Umfrage zeigt, dass 72 Prozent der Dänen bessere Bedingungen für Schlachtschweine wollen.

Landwirtschaftsboss Martin Merrild wählt Angriff als Verteidigung und meint, die Tierschützer würden Fakten außer Acht  lassen. Man wolle nur Empörung schüren, um zu erreichen, dass der Normalverbraucher schon ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn er sich einer Leberpastete nähert. Genau wie in Sachen Naturschützer gelingt es den Bauern nicht, in einen konstruktiven Dialog mit den Tierschützern zu kommen. Und das liegt bestimmt nicht nur an Landbrug & Fødevarer. Denn dort gibt man zu, dass die Bedingungen für die Tiere verbessert werden könnten, doch Dänemark sei schon  Vorreiter in Europa, was viele Punkte der Tierhaltung angeht.

Und man darf   wieder einmal die Eigenverantwortung der Verbraucher nicht aus dem Spiel lassen. Die kaufen weiterhin Billigfleisch, und wenn es nicht aus dänischen Ställen kommt, dann holen die Supermarktriesen und Grossisten es aus dem Ausland. Importverbote sind da nicht drin, wenn EU-Normen erfüllt werden.

Aber es gibt ja auch andere Ware. Der Verbraucher/Tierschützer sollte  doch einfach selbst agieren und nur Freiland- oder Herz-Schweine oder Fleisch aus Betrieben kaufen, wo man  die Tierhaltung gutheißen kann.Das hätte mehr Wirkung als Protestunterschriften und perfide Pauschalanklagen, dass Bauern Tierschänder sind. Produziert wird, was gefragt ist. Und dänisches Schwein ist ja nun einmal ein globaler Renner.Die Diskussion über Tierwohlfahrt ist aber trotzdem berechtigt. Nur sollte sie nicht den in sozialen Medien mittlerweile gängigen schweinischen Ton annehmen.

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